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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Sinn-Gedichte.
17.
An den Nordländischen Bauers-Mann/
dessen Frau von Bl.
NOrdländscher Bauers-Mann/ was thut dis jahr die butter?
Das weibgen ist gar fein zu einer käse-mutter.
Wenn euer kneif nicht scharf den käse glatt zu schneiden;
Was meint ihr/ könt ihr wohl den Scheeren-Schleiffer leiden?
18.
An den Fischer.
KRebs-scheeren kennen wohl die fischer/ weil sie fischen;
Wenn aber ungefähr euch/ Meister/ sie erwischen:
Sprecht nur getrost mir zu/ ich kan die scheeren schleiffen:
Daß sie/ wem es gefällt/ hernach nicht wieder kneiffen.
19.
Der Scheeren-Schleiffer zu seiner Frau.
FRau/ die ihr durch den spruch des losses mich gewonnen/
Erklärt euch offentlich: Ob ihr wohl angekommen/
Es stellt sich alle welt vor meinem schleif-stein ein/
So muß ja euer mann ein braver Schleiffer seyn.
Epilogus.
DJß sey auf heut genug: Man kommt von allen seiten/
Jch kan auf einen tag nicht alle gleich bestreiten.
Jhr liebes frauen-volck/ doch lieher jung als alt/
Jch weiß wohl/ daß ihr viel von guten scheeren halt:
Kommt morgen in mein hauß/ ich schleiffe nach verlangen;
Und wen ich sonsten mehr in eyl heut übergangen/
Der stelle sich bey mir großgünstig wieder ein/
Jch wil/ nach stands-gebühr/ iedweden willig seyn.
Der Narr an den Scheeren-Schleiffer.
JCh sehe mit verdacht den Scheeren-Schleiffer an/
Mich düncket/ daß er mehr als dieses handwerck kan/
Seht
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Sinn-Gedichte.
17.
An den Nordlaͤndiſchen Bauers-Mann/
deſſen Frau von Bl.
NOrdlaͤndſcher Bauers-Mann/ was thut dis jahr die butter?
Das weibgen iſt gar fein zu einer kaͤſe-mutter.
Wenn euer kneif nicht ſcharf den kaͤſe glatt zu ſchneiden;
Was meint ihr/ koͤnt ihr wohl den Scheeren-Schleiffer leiden?
18.
An den Fiſcher.
KRebs-ſcheeren kennen wohl die fiſcher/ weil ſie fiſchen;
Wenn aber ungefaͤhr euch/ Meiſter/ ſie erwiſchen:
Sprecht nur getroſt mir zu/ ich kan die ſcheeren ſchleiffen:
Daß ſie/ wem es gefaͤllt/ hernach nicht wieder kneiffen.
19.
Der Scheeren-Schleiffer zu ſeiner Frau.
FRau/ die ihr durch den ſpruch des loſſes mich gewonnen/
Erklaͤrt euch offentlich: Ob ihr wohl angekommen/
Es ſtellt ſich alle welt vor meinem ſchleif-ſtein ein/
So muß ja euer mann ein braver Schleiffer ſeyn.
Epilogus.
DJß ſey auf heut genug: Man kommt von allen ſeiten/
Jch kan auf einen tag nicht alle gleich beſtreiten.
Jhr liebes frauen-volck/ doch lieher jung als alt/
Jch weiß wohl/ daß ihr viel von guten ſcheeren halt:
Kommt morgen in mein hauß/ ich ſchleiffe nach verlangen;
Und wen ich ſonſten mehr in eyl heut uͤbergangen/
Der ſtelle ſich bey mir großguͤnſtig wieder ein/
Jch wil/ nach ſtands-gebuͤhr/ iedweden willig ſeyn.
Der Narr an den Scheeren-Schleiffer.
JCh ſehe mit verdacht den Scheeren-Schleiffer an/
Mich duͤncket/ daß er mehr als dieſes handwerck kan/
Seht
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[119/0129] Sinn-Gedichte. 17. An den Nordlaͤndiſchen Bauers-Mann/ deſſen Frau von Bl. NOrdlaͤndſcher Bauers-Mann/ was thut dis jahr die butter? Das weibgen iſt gar fein zu einer kaͤſe-mutter. Wenn euer kneif nicht ſcharf den kaͤſe glatt zu ſchneiden; Was meint ihr/ koͤnt ihr wohl den Scheeren-Schleiffer leiden? 18. An den Fiſcher. KRebs-ſcheeren kennen wohl die fiſcher/ weil ſie fiſchen; Wenn aber ungefaͤhr euch/ Meiſter/ ſie erwiſchen: Sprecht nur getroſt mir zu/ ich kan die ſcheeren ſchleiffen: Daß ſie/ wem es gefaͤllt/ hernach nicht wieder kneiffen. 19. Der Scheeren-Schleiffer zu ſeiner Frau. FRau/ die ihr durch den ſpruch des loſſes mich gewonnen/ Erklaͤrt euch offentlich: Ob ihr wohl angekommen/ Es ſtellt ſich alle welt vor meinem ſchleif-ſtein ein/ So muß ja euer mann ein braver Schleiffer ſeyn. Epilogus. DJß ſey auf heut genug: Man kommt von allen ſeiten/ Jch kan auf einen tag nicht alle gleich beſtreiten. Jhr liebes frauen-volck/ doch lieher jung als alt/ Jch weiß wohl/ daß ihr viel von guten ſcheeren halt: Kommt morgen in mein hauß/ ich ſchleiffe nach verlangen; Und wen ich ſonſten mehr in eyl heut uͤbergangen/ Der ſtelle ſich bey mir großguͤnſtig wieder ein/ Jch wil/ nach ſtands-gebuͤhr/ iedweden willig ſeyn. Der Narr an den Scheeren-Schleiffer. JCh ſehe mit verdacht den Scheeren-Schleiffer an/ Mich duͤncket/ daß er mehr als dieſes handwerck kan/ Seht H 5

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/129>, abgerufen am 27.11.2024.