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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Begräbniß-Gedichte.
An dir ist Daniel uns im gebet entwichen/
Ein Hiob an gedult/ an freundschaft Jonathan/
Mehr als man selber weiß/ mehr als man sagen kalt.
Du wirst mit gutem fug Nathanaeln verglichen/
Weil eben dir wie ihm diß/ was nach falschheit schmeckt/
Jm gantzen leben nicht die reine brust befleckt.
Du bist noch iederzeit hier vor den riß gestanden.
Wenn uns der himmel oft zu straffen war entbrandt/
Hat deiner seufzer glut das unheil abgewandt.
Hier ist mehr kein gebet das deinem gleich/ verhanden;
Jndem dein hertze nie den mund was sprechen ließ/
Was nicht dein leben auch durch reine that erwieß.
Du warst bey armuth reich/ denn GOtt und dein vergnügen
Bestillten dein gemüth/ erfreuten deinen sinn.
Du warfst die kümmerniß voll glaubens auf ihn hin;
Dein wille muste sich nach seinem willen fügen.
Was du als selbsten arm den armen zugewand/
Jst droben angemerckt durch Gottes eigne hand.
So oft die stunde kommt zum lesen und zum beten/
Das dein inbrünstigs hertz so manches jahr verricht/
So kan ich (glaube mir) als lang ich lebe/ nicht
Den vorgewohnten ort mit freudigkeit betreten/
Da du durch dein gebet zur mauer dich gemacht/
Viel seegen in mein hauß/ viel böses weggebracht.
Und was beschreib ich viel/ was gar nicht zu beschreiben?
Wer weiß noch welches weh uns überm haupte steht?
Wenn ein gerechter Loth erst weg von Sodom geht/
So pflegt die straffe nicht gar lange weg zu bleiben.
Ach möchte (dieses wünsch ich einig und allein)
Mein leben und mein tod dem deinen ähnlich seyn!
Geh ein/ getreuer knecht/ empfah die sieges-zeichen.
Auf! schicke dich/ rufft dir die reine stimme zu:
Du hast gekämpft/ gesiegt/ itzt folget nun die ruh;
Nimm an den ehren-krantz/ dem alle cronen weichen.
Geh/
Hofm. w. III. Th. N
Begraͤbniß-Gedichte.
An dir iſt Daniel uns im gebet entwichen/
Ein Hiob an gedult/ an freundſchaft Jonathan/
Mehr als man ſelber weiß/ mehr als man ſagen kalt.
Du wirſt mit gutem fug Nathanaeln verglichen/
Weil eben dir wie ihm diß/ was nach falſchheit ſchmeckt/
Jm gantzen leben nicht die reine bruſt befleckt.
Du biſt noch iederzeit hier vor den riß geſtanden.
Wenn uns der himmel oft zu ſtraffen war entbrandt/
Hat deiner ſeufzer glut das unheil abgewandt.
Hier iſt mehr kein gebet das deinem gleich/ verhanden;
Jndem dein hertze nie den mund was ſprechen ließ/
Was nicht dein leben auch durch reine that erwieß.
Du warſt bey armuth reich/ denn GOtt und dein vergnuͤgen
Beſtillten dein gemuͤth/ erfreuten deinen ſinn.
Du warfſt die kuͤmmerniß voll glaubens auf ihn hin;
Dein wille muſte ſich nach ſeinem willen fuͤgen.
Was du als ſelbſten arm den armen zugewand/
Jſt droben angemerckt durch Gottes eigne hand.
So oft die ſtunde kommt zum leſen und zum beten/
Das dein inbruͤnſtigs hertz ſo manches jahr verricht/
So kan ich (glaube mir) als lang ich lebe/ nicht
Den vorgewohnten ort mit freudigkeit betreten/
Da du durch dein gebet zur mauer dich gemacht/
Viel ſeegen in mein hauß/ viel boͤſes weggebracht.
Und was beſchreib ich viel/ was gar nicht zu beſchreiben?
Wer weiß noch welches weh uns uͤberm haupte ſteht?
Wenn ein gerechter Loth erſt weg von Sodom geht/
So pflegt die ſtraffe nicht gar lange weg zu bleiben.
Ach moͤchte (dieſes wuͤnſch ich einig und allein)
Mein leben und mein tod dem deinen aͤhnlich ſeyn!
Geh ein/ getreuer knecht/ empfah die ſieges-zeichen.
Auf! ſchicke dich/ rufft dir die reine ſtimme zu:
Du haſt gekaͤmpft/ geſiegt/ itzt folget nun die ruh;
Nimm an den ehren-krantz/ dem alle cronen weichen.
Geh/
Hofm. w. III. Th. N
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[191/0201] Begraͤbniß-Gedichte. An dir iſt Daniel uns im gebet entwichen/ Ein Hiob an gedult/ an freundſchaft Jonathan/ Mehr als man ſelber weiß/ mehr als man ſagen kalt. Du wirſt mit gutem fug Nathanaeln verglichen/ Weil eben dir wie ihm diß/ was nach falſchheit ſchmeckt/ Jm gantzen leben nicht die reine bruſt befleckt. Du biſt noch iederzeit hier vor den riß geſtanden. Wenn uns der himmel oft zu ſtraffen war entbrandt/ Hat deiner ſeufzer glut das unheil abgewandt. Hier iſt mehr kein gebet das deinem gleich/ verhanden; Jndem dein hertze nie den mund was ſprechen ließ/ Was nicht dein leben auch durch reine that erwieß. Du warſt bey armuth reich/ denn GOtt und dein vergnuͤgen Beſtillten dein gemuͤth/ erfreuten deinen ſinn. Du warfſt die kuͤmmerniß voll glaubens auf ihn hin; Dein wille muſte ſich nach ſeinem willen fuͤgen. Was du als ſelbſten arm den armen zugewand/ Jſt droben angemerckt durch Gottes eigne hand. So oft die ſtunde kommt zum leſen und zum beten/ Das dein inbruͤnſtigs hertz ſo manches jahr verricht/ So kan ich (glaube mir) als lang ich lebe/ nicht Den vorgewohnten ort mit freudigkeit betreten/ Da du durch dein gebet zur mauer dich gemacht/ Viel ſeegen in mein hauß/ viel boͤſes weggebracht. Und was beſchreib ich viel/ was gar nicht zu beſchreiben? Wer weiß noch welches weh uns uͤberm haupte ſteht? Wenn ein gerechter Loth erſt weg von Sodom geht/ So pflegt die ſtraffe nicht gar lange weg zu bleiben. Ach moͤchte (dieſes wuͤnſch ich einig und allein) Mein leben und mein tod dem deinen aͤhnlich ſeyn! Geh ein/ getreuer knecht/ empfah die ſieges-zeichen. Auf! ſchicke dich/ rufft dir die reine ſtimme zu: Du haſt gekaͤmpft/ geſiegt/ itzt folget nun die ruh; Nimm an den ehren-krantz/ dem alle cronen weichen. Geh/ Hofm. w. III. Th. N

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/201>, abgerufen am 28.11.2024.