Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

Bild:
<< vorherige Seite

Begräbniß-Gedichte.

So wird mein nahmen stehn den sternen eingeschrieben:
Daß ich im tode dir auch bin getreu verblieben.

4
Allein/ umsonst: mein wundsch verfehlt/
Und gleitet ab von rechtem weg und strassen/
Dem Clotho sich einmahl vermählt/
Den wil sie nicht mehr aus den händen lassen.
Mein bitten streicht in wind/ der todt verhüllt das ohr/
Was ihm mein ächzend mund für klagen bringet vor.
Wenn grufft und erde mich schon eingeschlossen hätten/
So könnt' ich dich doch nicht von deinen banden retten.
5.
Der silberstrahl der augen weicht/
Sein feuer wird zu staub und schwartzer erden;
Der wangen reiner glantz verbleicht/
Und muß ein spiel und kost der würmer werden/
Du sinckest in den grauß in deiner besten zeit/
Da dich der goldne Lentz mit rosen überstreut.
Wie cedern von den straal der lichten donner-ballen/
So must du durch den pfeil des bleichen todes fallen.
6.
Nun wird der hoffnungs-bau zerschellt/
Den dir die zeit und deine tugend bauten;
Der freunde trost und freude fällt/
Die stäts auf dich mit steiffen augen schauten.
Der garten deiner lust verfällt in staub und grauß/
Des todes Norden-wind macht eine wüsten drauß.
Mein treuverbundner freund/ mein Glöden/ muß erblassen;
Und ich/ ich armer/ muß ihn immer scheiden lassen.
7.
Diß ists/ was meinen geist beschwert/
Und mein gemüht' in tausend sorgen setzet;
Was meine lust in leid verkehrt
Und aug und mund mit heissen trähnen netzet.
Jch
N 2

Begraͤbniß-Gedichte.

So wird mein nahmen ſtehn den ſternen eingeſchrieben:
Daß ich im tode dir auch bin getreu verblieben.

4
Allein/ umſonſt: mein wundſch verfehlt/
Und gleitet ab von rechtem weg und ſtraſſen/
Dem Clotho ſich einmahl vermaͤhlt/
Den wil ſie nicht mehr aus den haͤnden laſſen.
Mein bitten ſtreicht in wind/ der todt verhuͤllt das ohr/
Was ihm mein aͤchzend mund fuͤr klagen bringet vor.
Wenn grufft und erde mich ſchon eingeſchloſſen haͤtten/
So koͤnnt’ ich dich doch nicht von deinen banden retten.
5.
Der ſilberſtrahl der augen weicht/
Sein feuer wird zu ſtaub und ſchwartzer erden;
Der wangen reiner glantz verbleicht/
Und muß ein ſpiel und koſt der wuͤrmer werden/
Du ſinckeſt in den grauß in deiner beſten zeit/
Da dich der goldne Lentz mit roſen uͤberſtreut.
Wie cedern von den ſtraal der lichten donner-ballen/
So muſt du durch den pfeil des bleichen todes fallen.
6.
Nun wird der hoffnungs-bau zerſchellt/
Den dir die zeit und deine tugend bauten;
Der freunde troſt und freude faͤllt/
Die ſtaͤts auf dich mit ſteiffen augen ſchauten.
Der garten deiner luſt verfaͤllt in ſtaub und grauß/
Des todes Norden-wind macht eine wuͤſten drauß.
Mein treuverbundner freund/ mein Gloͤden/ muß erblaſſen;
Und ich/ ich armer/ muß ihn immer ſcheiden laſſen.
7.
Diß iſts/ was meinen geiſt beſchwert/
Und mein gemuͤht’ in tauſend ſorgen ſetzet;
Was meine luſt in leid verkehrt
Und aug und mund mit heiſſen traͤhnen netzet.
Jch
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg n="3">
            <l>
              <pb facs="#f0203" n="193"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>So wird mein nahmen &#x017F;tehn den &#x017F;ternen einge&#x017F;chrieben:</l><lb/>
            <l>Daß ich im tode dir auch bin getreu verblieben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head>4</head><lb/>
            <l>Allein/ um&#x017F;on&#x017F;t: mein wund&#x017F;ch verfehlt/</l><lb/>
            <l>Und gleitet ab von rechtem weg und &#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Dem Clotho &#x017F;ich einmahl verma&#x0364;hlt/</l><lb/>
            <l>Den wil &#x017F;ie nicht mehr aus den ha&#x0364;nden la&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Mein bitten &#x017F;treicht in wind/ der todt verhu&#x0364;llt das ohr/</l><lb/>
            <l>Was ihm mein a&#x0364;chzend mund fu&#x0364;r klagen bringet vor.</l><lb/>
            <l>Wenn grufft und erde mich &#x017F;chon einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten/</l><lb/>
            <l>So ko&#x0364;nnt&#x2019; ich dich doch nicht von deinen banden retten.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head>5.</head><lb/>
            <l>Der &#x017F;ilber&#x017F;trahl der augen weicht/</l><lb/>
            <l>Sein feuer wird zu &#x017F;taub und &#x017F;chwartzer erden;</l><lb/>
            <l>Der wangen reiner glantz verbleicht/</l><lb/>
            <l>Und muß ein &#x017F;piel und ko&#x017F;t der wu&#x0364;rmer werden/</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;incke&#x017F;t in den grauß in deiner be&#x017F;ten zeit/</l><lb/>
            <l>Da dich der goldne Lentz mit ro&#x017F;en u&#x0364;ber&#x017F;treut.</l><lb/>
            <l>Wie cedern von den &#x017F;traal der lichten donner-ballen/</l><lb/>
            <l>So mu&#x017F;t du durch den pfeil des bleichen todes fallen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head>6.</head><lb/>
            <l>Nun wird der hoffnungs-bau zer&#x017F;chellt/</l><lb/>
            <l>Den dir die zeit und deine tugend bauten;</l><lb/>
            <l>Der freunde tro&#x017F;t und freude fa&#x0364;llt/</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ta&#x0364;ts auf dich mit &#x017F;teiffen augen &#x017F;chauten.</l><lb/>
            <l>Der garten deiner lu&#x017F;t verfa&#x0364;llt in &#x017F;taub und grauß/</l><lb/>
            <l>Des todes Norden-wind macht eine wu&#x0364;&#x017F;ten drauß.</l><lb/>
            <l>Mein treuverbundner freund/ mein Glo&#x0364;den/ muß erbla&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Und ich/ ich armer/ muß ihn immer &#x017F;cheiden la&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head>7.</head><lb/>
            <l>Diß i&#x017F;ts/ was meinen gei&#x017F;t be&#x017F;chwert/</l><lb/>
            <l>Und mein gemu&#x0364;ht&#x2019; in tau&#x017F;end &#x017F;orgen &#x017F;etzet;</l><lb/>
            <l>Was meine lu&#x017F;t in leid verkehrt</l><lb/>
            <l>Und aug und mund mit hei&#x017F;&#x017F;en tra&#x0364;hnen netzet.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0203] Begraͤbniß-Gedichte. So wird mein nahmen ſtehn den ſternen eingeſchrieben: Daß ich im tode dir auch bin getreu verblieben. 4 Allein/ umſonſt: mein wundſch verfehlt/ Und gleitet ab von rechtem weg und ſtraſſen/ Dem Clotho ſich einmahl vermaͤhlt/ Den wil ſie nicht mehr aus den haͤnden laſſen. Mein bitten ſtreicht in wind/ der todt verhuͤllt das ohr/ Was ihm mein aͤchzend mund fuͤr klagen bringet vor. Wenn grufft und erde mich ſchon eingeſchloſſen haͤtten/ So koͤnnt’ ich dich doch nicht von deinen banden retten. 5. Der ſilberſtrahl der augen weicht/ Sein feuer wird zu ſtaub und ſchwartzer erden; Der wangen reiner glantz verbleicht/ Und muß ein ſpiel und koſt der wuͤrmer werden/ Du ſinckeſt in den grauß in deiner beſten zeit/ Da dich der goldne Lentz mit roſen uͤberſtreut. Wie cedern von den ſtraal der lichten donner-ballen/ So muſt du durch den pfeil des bleichen todes fallen. 6. Nun wird der hoffnungs-bau zerſchellt/ Den dir die zeit und deine tugend bauten; Der freunde troſt und freude faͤllt/ Die ſtaͤts auf dich mit ſteiffen augen ſchauten. Der garten deiner luſt verfaͤllt in ſtaub und grauß/ Des todes Norden-wind macht eine wuͤſten drauß. Mein treuverbundner freund/ mein Gloͤden/ muß erblaſſen; Und ich/ ich armer/ muß ihn immer ſcheiden laſſen. 7. Diß iſts/ was meinen geiſt beſchwert/ Und mein gemuͤht’ in tauſend ſorgen ſetzet; Was meine luſt in leid verkehrt Und aug und mund mit heiſſen traͤhnen netzet. Jch N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/203
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/203>, abgerufen am 28.11.2024.