Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.
Wenn Hofm. w. III. Th. B
Wenn Hofm. w. III. Th. B
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Galante Gedichte.
Man dencket allezeit an kraͤfften ihr zu gleichen/
Und glaͤubet ihrer macht nicht eher/ als man liegt;
Da ſonder widerſtand wir gern der ſchoͤnheit weichen/
Weil ſie durch ſanfften ſtahl und ſuͤſſe ſtreiche ſiegt.
Und waͤren wir bemuͤht uns ihr zu widerſetzen/
So hat ihr kleines kind mit pfeilen ſich verſehn/
Uns nach der Scythen art im fliehen zu verletzen;
Vermeinen wir ihr gleich durch lauffen zu entgehn/
Kan uns ſein ſchneller flug der fluͤgel bald erreichen;
Wil unſer hertz aus eiß und eiſen ſeyn gepraͤgt/
Mag ſeiner fackel gluth die haͤrtigkeit erweichen/
Die uns fuͤr kaltes eiß das feur ins hertze legt.
Kan uns auch dieſes nicht zerſchmeltzen und entbrennen/
Beſitzt die ſchoͤnheit noch ein ſtaͤrckeres gewehr;
Wen hat der lippen-thau doch nicht entgeiſtern koͤnnen/
Und ein gefrohrnes eiß verwandelt in ein meer?
Auff dieſem trauet ſich kein menſch den Silber-wellen/
Dem ſeiner freyheit ſchiff nicht gleich in druͤmmern geht/
So bald von athem ſich der bruͤſte wagen ſchwellen
Und uns ein anmuths-wind zu dieſen felſen weht.
Denn ſcheitert unſer kahn zerſtuͤckt an ſolche klippen
Auff denen ſchoͤnheit weich die harten hertzen ſchlaͤgt;
Die goͤtter litten ſelbſt offt ſchiffbruch an den lippen/
Viel leichter wird ein menſch durch dieſen ſturm geregt.
Will denn ein helles aug uns zum Compaſſe dienen/
Wird durch veraͤnderung der zeit ein brennglaß draus.
Das uns/ wenn uns ihr ſtrahl der ſonnen angeſchienen/
Auch in der tieffſten fluth verzehrt zu aſch und grauß.
Der ſchoͤnheit kans alſo an keinem orte ſehlen/
Zu lande ſieget ſie/ auch auf der wuͤſten ſee;
Sie kan durch einen blick viel tauſend lantzen ſtehlen/
Wenn blut aus marmel quillt/ und gluth aus kaltem ſchnee.
Solch ruͤhmen kan von ſich die ſtaͤrcke nicht erwecken/
Sehr muͤhſam wird von ihr uns menſchen nachgeſtellt.
Denn ſtaͤrcke muß mit blitz und bley die hertzen ſchrecken/
Wenn uns die ſchoͤnheit nur in ſtill’ und kurtzweil faͤllt!
So muß ich auch daher den ausſchlag hoͤren laſſen;
Die ſtaͤrcke zwinget viel/ die ſchoͤnheit aber ſie;
Wenn
Hofm. w. III. Th. B
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