Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Vermischte Gedichte. J. S. W. WJr haben neulich nur dem schöpffer aller welt/ Dem ewig-grossen GOTT/ ein hohes fest gefeyret/ Nachdem sich abermahl dieselbe zeit verneuret/ Als er durch die geburt sich bey uns eingestellt. Was wunder ists/ daß auch bey göttern dieser erden Die feste der geburt so hoch begangen werden? Darum erlaube doch/ daß man auch diesen tag/ Durchlauchte Hertzogin/ und die beglückte stunden/ Da du dich auf der welt am ersten eingefunden/ Gleich einem hohen fest in demuth seyren mag/ Und daß sich darf ein Lentz von tausend frölichkeiten Gleich mitten in dem frost um deine hof-stadt breiten. Es hat dich ja der HERR in einen stand gesetzt/ Der mit dem purpur-glantz/ darauf sein gipffel stehet/ Weit über Libanons erhöhte cedern gehet/ Ja welchen selbst der mund des höchsten göttlich schätzt/ Drum muste Mecklenburg dir statt des himmels dienen/ An welchem du zu erst als göttin bist erschienen. Und warlich! wäre dir die graue vorder-zeit/ Da Rom und Griechenland in vollem flor gewesen/ Durch des geschickes schluß einst zur geburt erlesen/ So hätten gantz gewiß mit gröster einigkeit An der Minerven statt der klugheit seltne gaben/ Und an der Venus platz die schönheit dich erhaben. Dein vater hätte selbst Apollo müssen seyn/ Weil er den lorber-crantz so würdig hat geschätzet/ Und durch sein dichten ihn zum Fürsten-hut gesetzet; Und daß ich alles zieh in wenig sylben ein: Kein auge hätt' an dir was irrdisches geschauet/ Man hätte dir altar und tempel aufgebauet. Doch weil auch unsre zeit dich eine göttin nennt/ So wollen wir dein fest mit hundert opffern ehren/ Und U 4
Vermiſchte Gedichte. J. S. W. WJr haben neulich nur dem ſchoͤpffer aller welt/ Dem ewig-groſſen GOTT/ ein hohes feſt gefeyret/ Nachdem ſich abermahl dieſelbe zeit verneuret/ Als er durch die geburt ſich bey uns eingeſtellt. Was wunder iſts/ daß auch bey goͤttern dieſer erden Die feſte der geburt ſo hoch begangen werden? Darum erlaube doch/ daß man auch dieſen tag/ Durchlauchte Hertzogin/ und die begluͤckte ſtunden/ Da du dich auf der welt am erſten eingefunden/ Gleich einem hohen feſt in demuth ſeyren mag/ Und daß ſich darf ein Lentz von tauſend froͤlichkeiten Gleich mitten in dem froſt um deine hof-ſtadt breiten. Es hat dich ja der HERR in einen ſtand geſetzt/ Der mit dem purpur-glantz/ darauf ſein gipffel ſtehet/ Weit uͤber Libanons erhoͤhte cedern gehet/ Ja welchen ſelbſt der mund des hoͤchſten goͤttlich ſchaͤtzt/ Drum muſte Mecklenburg dir ſtatt des himmels dienen/ An welchem du zu erſt als goͤttin biſt erſchienen. Und warlich! waͤre dir die graue vorder-zeit/ Da Rom und Griechenland in vollem flor geweſen/ Durch des geſchickes ſchluß einſt zur geburt erleſen/ So haͤtten gantz gewiß mit groͤſter einigkeit An der Minerven ſtatt der klugheit ſeltne gaben/ Und an der Venus platz die ſchoͤnheit dich erhaben. Dein vater haͤtte ſelbſt Apollo muͤſſen ſeyn/ Weil er den lorber-crantz ſo wuͤrdig hat geſchaͤtzet/ Und durch ſein dichten ihn zum Fuͤrſten-hut geſetzet; Und daß ich alles zieh in wenig ſylben ein: Kein auge haͤtt’ an dir was irrdiſches geſchauet/ Man haͤtte dir altar und tempel aufgebauet. Doch weil auch unſre zeit dich eine goͤttin nennt/ So wollen wir dein feſt mit hundert opffern ehren/ Und U 4
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Vermiſchte Gedichte.
J. S. W.
WJr haben neulich nur dem ſchoͤpffer aller welt/
Dem ewig-groſſen GOTT/ ein hohes feſt gefeyret/
Nachdem ſich abermahl dieſelbe zeit verneuret/
Als er durch die geburt ſich bey uns eingeſtellt.
Was wunder iſts/ daß auch bey goͤttern dieſer erden
Die feſte der geburt ſo hoch begangen werden?
Darum erlaube doch/ daß man auch dieſen tag/
Durchlauchte Hertzogin/ und die begluͤckte ſtunden/
Da du dich auf der welt am erſten eingefunden/
Gleich einem hohen feſt in demuth ſeyren mag/
Und daß ſich darf ein Lentz von tauſend froͤlichkeiten
Gleich mitten in dem froſt um deine hof-ſtadt breiten.
Es hat dich ja der HERR in einen ſtand geſetzt/
Der mit dem purpur-glantz/ darauf ſein gipffel ſtehet/
Weit uͤber Libanons erhoͤhte cedern gehet/
Ja welchen ſelbſt der mund des hoͤchſten goͤttlich ſchaͤtzt/
Drum muſte Mecklenburg dir ſtatt des himmels dienen/
An welchem du zu erſt als goͤttin biſt erſchienen.
Und warlich! waͤre dir die graue vorder-zeit/
Da Rom und Griechenland in vollem flor geweſen/
Durch des geſchickes ſchluß einſt zur geburt erleſen/
So haͤtten gantz gewiß mit groͤſter einigkeit
An der Minerven ſtatt der klugheit ſeltne gaben/
Und an der Venus platz die ſchoͤnheit dich erhaben.
Dein vater haͤtte ſelbſt Apollo muͤſſen ſeyn/
Weil er den lorber-crantz ſo wuͤrdig hat geſchaͤtzet/
Und durch ſein dichten ihn zum Fuͤrſten-hut geſetzet;
Und daß ich alles zieh in wenig ſylben ein:
Kein auge haͤtt’ an dir was irrdiſches geſchauet/
Man haͤtte dir altar und tempel aufgebauet.
Doch weil auch unſre zeit dich eine goͤttin nennt/
So wollen wir dein feſt mit hundert opffern ehren/
Und
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Zitationshilfe: | Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/319>, abgerufen am 24.06.2024. |