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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.
Man darff hier nicht den mund vertrauter freunde fragen/
Die Lübeck insgesamt als liebe söhne kennt/
Mich däucht/ als hör' ich gar die schaar der fremden sagen/
Der nennt die redlichkeit/ der unsern Höltich nennt:
Jch schreibe nicht zu viel/ und muß es selbst gestehen/
Der ich als Spätling mich in deiner gunst kan sehen.
Du folgest/ werthester/ nicht den verhaßten spinnen/
Die aus den blumen gifft zu saugen sind bemüht.
Offt war dein zeitvertreib mein schlechtes werck der sinnen/
Das mancher durch den rost der stumpffen hechel zieht.
Denn dacht ich bey mir selbst: Liebt Höltich meine lieder/
So schnattert immerhin ihr tummen gänse-brüder!
Doch was erheb' ich viel den strahl von meinem glücke/
Der sich nur gar zu bald zum untergange senckt?
Jch zehle leider nichts/ als lauter abschieds-blicke/
Da meine sonne sich nach ihren Bergen lenckt?
Nun kan ich weiter nichts als trauer-oden schreiben/
Weil nacht und finsterniß um geist und feder bleiben.
Wie Höltich/ hält dich nicht die treue schaar der Lieben?
(Vergib wenn ich zuletzt im fragen kühne bin/)

Du bist hier in das buch der redlichen geschrieben/
Und dennoch wendestu den lauff nach Norden hin?
Jedoch was forsch ich viel? Du läst die schaar der deinen/
Und wilt auch anderswo/ als hier in Lübeck/ scheinen.
Wolan/ so reise denn in GOttes schutz und schirme/
Dein schiff sey von der wacht der Seraphim umringt/
Die segel fühlen nicht das brausen harter stürme/
Biß ein beglückter tag dich in den hafen bringt.
Jnzwischen wird dein knecht/ gönnt GOtt ihm nur das leben/
Die augen unverrückt nach deinen Bergen heben!
Auf
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Vermiſchte Gedichte.
Man darff hier nicht den mund vertrauter freunde fragen/
Die Luͤbeck insgeſamt als liebe ſoͤhne kennt/
Mich daͤucht/ als hoͤr’ ich gar die ſchaar der fremden ſagen/
Der nennt die redlichkeit/ der unſern Hoͤltich nennt:
Jch ſchreibe nicht zu viel/ und muß es ſelbſt geſtehen/
Der ich als Spaͤtling mich in deiner gunſt kan ſehen.
Du folgeſt/ wertheſter/ nicht den verhaßten ſpinnen/
Die aus den blumen gifft zu ſaugen ſind bemuͤht.
Offt war dein zeitvertreib mein ſchlechtes werck der ſinnen/
Das mancher durch den roſt der ſtumpffen hechel zieht.
Denn dacht ich bey mir ſelbſt: Liebt Hoͤltich meine lieder/
So ſchnattert immerhin ihr tummen gaͤnſe-bruͤder!
Doch was erheb’ ich viel den ſtrahl von meinem gluͤcke/
Der ſich nur gar zu bald zum untergange ſenckt?
Jch zehle leider nichts/ als lauter abſchieds-blicke/
Da meine ſonne ſich nach ihren Bergen lenckt?
Nun kan ich weiter nichts als trauer-oden ſchreiben/
Weil nacht und finſterniß um geiſt und feder bleiben.
Wie Hoͤltich/ haͤlt dich nicht die treue ſchaar der Lieben?
(Vergib wenn ich zuletzt im fragen kuͤhne bin/)

Du biſt hier in das buch der redlichen geſchrieben/
Und dennoch wendeſtu den lauff nach Norden hin?
Jedoch was forſch ich viel? Du laͤſt die ſchaar der deinen/
Und wilt auch anderswo/ als hier in Luͤbeck/ ſcheinen.
Wolan/ ſo reiſe denn in GOttes ſchutz und ſchirme/
Dein ſchiff ſey von der wacht der Seraphim umringt/
Die ſegel fuͤhlen nicht das brauſen harter ſtuͤrme/
Biß ein begluͤckter tag dich in den hafen bringt.
Jnzwiſchen wird dein knecht/ goͤnnt GOtt ihm nur das leben/
Die augen unverruͤckt nach deinen Bergen heben!
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[321/0331] Vermiſchte Gedichte. Man darff hier nicht den mund vertrauter freunde fragen/ Die Luͤbeck insgeſamt als liebe ſoͤhne kennt/ Mich daͤucht/ als hoͤr’ ich gar die ſchaar der fremden ſagen/ Der nennt die redlichkeit/ der unſern Hoͤltich nennt: Jch ſchreibe nicht zu viel/ und muß es ſelbſt geſtehen/ Der ich als Spaͤtling mich in deiner gunſt kan ſehen. Du folgeſt/ wertheſter/ nicht den verhaßten ſpinnen/ Die aus den blumen gifft zu ſaugen ſind bemuͤht. Offt war dein zeitvertreib mein ſchlechtes werck der ſinnen/ Das mancher durch den roſt der ſtumpffen hechel zieht. Denn dacht ich bey mir ſelbſt: Liebt Hoͤltich meine lieder/ So ſchnattert immerhin ihr tummen gaͤnſe-bruͤder! Doch was erheb’ ich viel den ſtrahl von meinem gluͤcke/ Der ſich nur gar zu bald zum untergange ſenckt? Jch zehle leider nichts/ als lauter abſchieds-blicke/ Da meine ſonne ſich nach ihren Bergen lenckt? Nun kan ich weiter nichts als trauer-oden ſchreiben/ Weil nacht und finſterniß um geiſt und feder bleiben. Wie Hoͤltich/ haͤlt dich nicht die treue ſchaar der Lieben? (Vergib wenn ich zuletzt im fragen kuͤhne bin/) Du biſt hier in das buch der redlichen geſchrieben/ Und dennoch wendeſtu den lauff nach Norden hin? Jedoch was forſch ich viel? Du laͤſt die ſchaar der deinen/ Und wilt auch anderswo/ als hier in Luͤbeck/ ſcheinen. Wolan/ ſo reiſe denn in GOttes ſchutz und ſchirme/ Dein ſchiff ſey von der wacht der Seraphim umringt/ Die ſegel fuͤhlen nicht das brauſen harter ſtuͤrme/ Biß ein begluͤckter tag dich in den hafen bringt. Jnzwiſchen wird dein knecht/ goͤnnt GOtt ihm nur das leben/ Die augen unverruͤckt nach deinen Bergen heben! Auf X 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/331>, abgerufen am 26.11.2024.