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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.

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Vermischte Gedichte.

So rufft die liebe frau. Ein rares glück auff erden/
Wenn Dichter Märtyrer beym küchen-feuer werden!

Geht Hauß/ die reiffe frucht vom acker heim zu holen/
So sparet Grethe nicht den vorrath den sie hat;
Sie legt die schweine-wurst auff angebrandte kohlen/
Und windelt sie fein warm in ein geschicktes blatt.
Will Martha für das hauß ein wenig seiffe kauffen/
Was gilts? Ein carmen wird mit in die wäsche lauffen.
Das glück ist einerley bey fuschern und poeten/
Denn korn wird für der spreu von wenigen erkannt:
Die Basilißken-art will alles alles tödten/
Tros bleibet ihr so nah als Rutilus verwandt.
Man greiffe nur einmahl dem narren an die schellen/
So fangen Laff und Mops/ und Melac an zu bellen.
Wolan/ es sey darum! laß unsre zeiten toben/
Laß unverdienten hohn der Dichter rente seyn/
Der künste wahres lob bleibt doch an sich erhoben/
Trägt ihre erndte gleich nicht ehren-garben ein.
Ein weiser achtet nicht was Kuntz und Käthe sagen/
Und lässet sich wol gar von dummen eseln schlagen.
Wohl-edler/ weistu auch/ warum ich dieses schreibe/
Warum dir meine faust ein blatt voll reime schickt?
Jedoch du kennest schon/ was diese feder treibe/
Da dein verhängniß dich uns aus den augen rückt.
Mein mund ist nicht geschickt das reise-wohl zu sagen/
Drum hat er seine pflicht der feder auffgetragen!
Gewiß der haupt-verlust ist thränen-werth zu schätzen/
Wenn glück und zufall uns die gönner dünne macht;
Denn diese sind dem werth des goldes fürzusetzen/
Ob gleich ein geitzhalß mehr auff seinen Mammon acht.
Du magst nach Ost und West/ nach Nord und Süden lauffen/
So wirstu für dein geld nicht einen Höltich kauffen.
Man

Vermiſchte Gedichte.

So rufft die liebe frau. Ein rares gluͤck auff erden/
Wenn Dichter Maͤrtyrer beym kuͤchen-feuer werden!

Geht Hauß/ die reiffe frucht vom acker heim zu holen/
So ſparet Grethe nicht den vorrath den ſie hat;
Sie legt die ſchweine-wurſt auff angebrandte kohlen/
Und windelt ſie fein warm in ein geſchicktes blatt.
Will Martha fuͤr das hauß ein wenig ſeiffe kauffen/
Was gilts? Ein carmen wird mit in die waͤſche lauffen.
Das gluͤck iſt einerley bey fuſchern und poeten/
Denn korn wird fuͤr der ſpreu von wenigen erkannt:
Die Baſilißken-art will alles alles toͤdten/
Tros bleibet ihr ſo nah als Rutilus verwandt.
Man greiffe nur einmahl dem narren an die ſchellen/
So fangen Laff und Mops/ und Melac an zu bellen.
Wolan/ es ſey darum! laß unſre zeiten toben/
Laß unverdienten hohn der Dichter rente ſeyn/
Der kuͤnſte wahres lob bleibt doch an ſich erhoben/
Traͤgt ihre erndte gleich nicht ehren-garben ein.
Ein weiſer achtet nicht was Kuntz und Kaͤthe ſagen/
Und laͤſſet ſich wol gar von dummen eſeln ſchlagen.
Wohl-edler/ weiſtu auch/ warum ich dieſes ſchreibe/
Warum dir meine fauſt ein blatt voll reime ſchickt?
Jedoch du kenneſt ſchon/ was dieſe feder treibe/
Da dein verhaͤngniß dich uns aus den augen ruͤckt.
Mein mund iſt nicht geſchickt das reiſe-wohl zu ſagen/
Drum hat er ſeine pflicht der feder auffgetragen!
Gewiß der haupt-verluſt iſt thraͤnen-werth zu ſchaͤtzen/
Wenn gluͤck und zufall uns die goͤnner duͤnne macht;
Denn dieſe ſind dem werth des goldes fuͤrzuſetzen/
Ob gleich ein geitzhalß mehr auff ſeinen Mammon acht.
Du magſt nach Oſt und Weſt/ nach Nord und Suͤden lauffen/
So wirſtu fuͤr dein geld nicht einen Hoͤltich kauffen.
Man
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[320/0330] Vermiſchte Gedichte. So rufft die liebe frau. Ein rares gluͤck auff erden/ Wenn Dichter Maͤrtyrer beym kuͤchen-feuer werden! Geht Hauß/ die reiffe frucht vom acker heim zu holen/ So ſparet Grethe nicht den vorrath den ſie hat; Sie legt die ſchweine-wurſt auff angebrandte kohlen/ Und windelt ſie fein warm in ein geſchicktes blatt. Will Martha fuͤr das hauß ein wenig ſeiffe kauffen/ Was gilts? Ein carmen wird mit in die waͤſche lauffen. Das gluͤck iſt einerley bey fuſchern und poeten/ Denn korn wird fuͤr der ſpreu von wenigen erkannt: Die Baſilißken-art will alles alles toͤdten/ Tros bleibet ihr ſo nah als Rutilus verwandt. Man greiffe nur einmahl dem narren an die ſchellen/ So fangen Laff und Mops/ und Melac an zu bellen. Wolan/ es ſey darum! laß unſre zeiten toben/ Laß unverdienten hohn der Dichter rente ſeyn/ Der kuͤnſte wahres lob bleibt doch an ſich erhoben/ Traͤgt ihre erndte gleich nicht ehren-garben ein. Ein weiſer achtet nicht was Kuntz und Kaͤthe ſagen/ Und laͤſſet ſich wol gar von dummen eſeln ſchlagen. Wohl-edler/ weiſtu auch/ warum ich dieſes ſchreibe/ Warum dir meine fauſt ein blatt voll reime ſchickt? Jedoch du kenneſt ſchon/ was dieſe feder treibe/ Da dein verhaͤngniß dich uns aus den augen ruͤckt. Mein mund iſt nicht geſchickt das reiſe-wohl zu ſagen/ Drum hat er ſeine pflicht der feder auffgetragen! Gewiß der haupt-verluſt iſt thraͤnen-werth zu ſchaͤtzen/ Wenn gluͤck und zufall uns die goͤnner duͤnne macht; Denn dieſe ſind dem werth des goldes fuͤrzuſetzen/ Ob gleich ein geitzhalß mehr auff ſeinen Mammon acht. Du magſt nach Oſt und Weſt/ nach Nord und Suͤden lauffen/ So wirſtu fuͤr dein geld nicht einen Hoͤltich kauffen. Man

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte03_1703/330>, abgerufen am 26.11.2024.