Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

Lavergne erhoffte den Transportfortschritt noch von
der Vervollkommung der Postorganisation. Aber da-
mals war ein noch intensiverer Transportfortschritt erforder-
lich, und zwar vermittelst der Gewinnung einer neuen
Zugkraft
, vermittelst der gleichen Verwertung des Dampfes,
welche die technische Produktion so ungemein gesteigerthatte.

Die Erfindung der Dampf-Lokomotion und der elektro-
magnetischen Fernbeförderung brachte der Welt erst recht
zum Bewusstsein, wie befruchtend und neuschaffend, sowohl
direkt als auch indirekt -- vermöge der Umwandelung des
sozialen, politischen und Erwerbslebens -- eine neue Zug-
kraft und Fahrbahn wirkt, zumal durch dieselben auch
Neuerungen für die Verkehrs-Organisation naturgemäss
bedingt werden: in dem Motor haben wir die höchste Kraft-
konzentration, bei der Fahrbahn den grösstmöglichen Ka-
pitalaufwand, in der Organisation aber die höchstmögliche
Steigerung des Umtriebes und der Regelmässigkeit.

Zuerst musste die Technik die Fahrbahn herstellen
können. Als sie soweit war, die Ueberbrückungen, Tun-
nels u. s. w. nicht mehr bloss mit der Kühnheit eines rein em-
pirischen Versuchs, sondern auf der zielbewussten sicheren
Grundlage der Wissenschaft zu unternehmen, da hielt auch der
Unternehmungsgeist gleichen Schritt mit ihr. Die Wunder-
werke der Technik sind zugleich nicht minder auch solche
des nationalökonomischen Hebels der (Kapital-)Assoziation:
(mit der Technik allein ist es ja nicht gethan: der Bau
unserer makadamisierten Strassen ist den Chinesen, denen
wir ihn angeblich entlehnt haben, schon Jahrhunderte vor
uns bekannt, aber trotzdem haben sie auch heute noch
nicht Verkehrsstrassen im europäischen Sinn).

Nun wird rasch, gleichsam von selbst, der Kleinbetrieb
in den maschinellen und kapitalistischen Grossbetrieb
umgewandelt. Schon an sich ist ja der Transport auf der
Chaussee und Landstrasse (mit Thierkraft) das Klein-

Lavergne erhoffte den Transportfortschritt noch von
der Vervollkommung der Postorganisation. Aber da-
mals war ein noch intensiverer Transportfortschritt erforder-
lich, und zwar vermittelst der Gewinnung einer neuen
Zugkraft
, vermittelst der gleichen Verwertung des Dampfes,
welche die technische Produktion so ungemein gesteigerthatte.

Die Erfindung der Dampf-Lokomotion und der elektro-
magnetischen Fernbeförderung brachte der Welt erst recht
zum Bewusstsein, wie befruchtend und neuschaffend, sowohl
direkt als auch indirekt — vermöge der Umwandelung des
sozialen, politischen und Erwerbslebens — eine neue Zug-
kraft und Fahrbahn wirkt, zumal durch dieselben auch
Neuerungen für die Verkehrs-Organisation naturgemäss
bedingt werden: in dem Motor haben wir die höchste Kraft-
konzentration, bei der Fahrbahn den grösstmöglichen Ka-
pitalaufwand, in der Organisation aber die höchstmögliche
Steigerung des Umtriebes und der Regelmässigkeit.

Zuerst musste die Technik die Fahrbahn herstellen
können. Als sie soweit war, die Ueberbrückungen, Tun-
nels u. s. w. nicht mehr bloss mit der Kühnheit eines rein em-
pirischen Versuchs, sondern auf der zielbewussten sicheren
Grundlage der Wissenschaft zu unternehmen, da hielt auch der
Unternehmungsgeist gleichen Schritt mit ihr. Die Wunder-
werke der Technik sind zugleich nicht minder auch solche
des nationalökonomischen Hebels der (Kapital-)Assoziation:
(mit der Technik allein ist es ja nicht gethan: der Bau
unserer makadamisierten Strassen ist den Chinesen, denen
wir ihn angeblich entlehnt haben, schon Jahrhunderte vor
uns bekannt, aber trotzdem haben sie auch heute noch
nicht Verkehrsstrassen im europäischen Sinn).

Nun wird rasch, gleichsam von selbst, der Kleinbetrieb
in den maschinellen und kapitalistischen Grossbetrieb
umgewandelt. Schon an sich ist ja der Transport auf der
Chaussee und Landstrasse (mit Thierkraft) das Klein-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0142" n="126"/>
          <p>Lavergne erhoffte den Transportfortschritt noch von<lb/>
der Vervollkommung der <hi rendition="#g">Postorganisation</hi>. Aber da-<lb/>
mals war ein noch intensiverer Transportfortschritt erforder-<lb/>
lich, und zwar vermittelst der Gewinnung einer <hi rendition="#g">neuen<lb/>
Zugkraft</hi>, vermittelst der gleichen Verwertung des Dampfes,<lb/>
welche die technische Produktion so ungemein gesteigerthatte.</p><lb/>
          <p>Die Erfindung der Dampf-Lokomotion und der elektro-<lb/>
magnetischen Fernbeförderung brachte der Welt erst recht<lb/>
zum Bewusstsein, wie befruchtend und neuschaffend, sowohl<lb/>
direkt als auch indirekt &#x2014; vermöge der Umwandelung des<lb/>
sozialen, politischen und Erwerbslebens &#x2014; eine neue Zug-<lb/>
kraft und Fahrbahn wirkt, zumal durch dieselben auch<lb/>
Neuerungen für die Verkehrs-<hi rendition="#g">Organisation</hi> naturgemäss<lb/>
bedingt werden: in dem Motor haben wir die höchste Kraft-<lb/>
konzentration, bei der Fahrbahn den grösstmöglichen Ka-<lb/>
pitalaufwand, in der Organisation aber die höchstmögliche<lb/>
Steigerung des Umtriebes und der Regelmässigkeit.</p><lb/>
          <p>Zuerst musste die Technik die Fahrbahn herstellen<lb/>
können. Als sie soweit war, die Ueberbrückungen, Tun-<lb/>
nels u. s. w. nicht mehr bloss mit der Kühnheit eines rein em-<lb/>
pirischen Versuchs, sondern auf der zielbewussten sicheren<lb/>
Grundlage der Wissenschaft zu unternehmen, da hielt auch der<lb/>
Unternehmungsgeist gleichen Schritt mit ihr. Die Wunder-<lb/>
werke der Technik sind zugleich nicht minder auch solche<lb/>
des nationalökonomischen Hebels der (Kapital-)Assoziation:<lb/>
(mit der Technik allein ist es ja nicht gethan: der Bau<lb/>
unserer makadamisierten Strassen ist den Chinesen, denen<lb/>
wir ihn angeblich entlehnt haben, schon Jahrhunderte vor<lb/>
uns bekannt, aber trotzdem haben sie auch heute noch<lb/>
nicht Verkehrsstrassen im europäischen Sinn).</p><lb/>
          <p>Nun wird rasch, gleichsam von selbst, der Kleinbetrieb<lb/>
in den maschinellen und kapitalistischen <hi rendition="#g">Grossbetrieb</hi><lb/>
umgewandelt. Schon an sich ist ja der Transport auf der<lb/><hi rendition="#g">Chaussee</hi> und Landstrasse (mit Thierkraft) das Klein-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0142] Lavergne erhoffte den Transportfortschritt noch von der Vervollkommung der Postorganisation. Aber da- mals war ein noch intensiverer Transportfortschritt erforder- lich, und zwar vermittelst der Gewinnung einer neuen Zugkraft, vermittelst der gleichen Verwertung des Dampfes, welche die technische Produktion so ungemein gesteigerthatte. Die Erfindung der Dampf-Lokomotion und der elektro- magnetischen Fernbeförderung brachte der Welt erst recht zum Bewusstsein, wie befruchtend und neuschaffend, sowohl direkt als auch indirekt — vermöge der Umwandelung des sozialen, politischen und Erwerbslebens — eine neue Zug- kraft und Fahrbahn wirkt, zumal durch dieselben auch Neuerungen für die Verkehrs-Organisation naturgemäss bedingt werden: in dem Motor haben wir die höchste Kraft- konzentration, bei der Fahrbahn den grösstmöglichen Ka- pitalaufwand, in der Organisation aber die höchstmögliche Steigerung des Umtriebes und der Regelmässigkeit. Zuerst musste die Technik die Fahrbahn herstellen können. Als sie soweit war, die Ueberbrückungen, Tun- nels u. s. w. nicht mehr bloss mit der Kühnheit eines rein em- pirischen Versuchs, sondern auf der zielbewussten sicheren Grundlage der Wissenschaft zu unternehmen, da hielt auch der Unternehmungsgeist gleichen Schritt mit ihr. Die Wunder- werke der Technik sind zugleich nicht minder auch solche des nationalökonomischen Hebels der (Kapital-)Assoziation: (mit der Technik allein ist es ja nicht gethan: der Bau unserer makadamisierten Strassen ist den Chinesen, denen wir ihn angeblich entlehnt haben, schon Jahrhunderte vor uns bekannt, aber trotzdem haben sie auch heute noch nicht Verkehrsstrassen im europäischen Sinn). Nun wird rasch, gleichsam von selbst, der Kleinbetrieb in den maschinellen und kapitalistischen Grossbetrieb umgewandelt. Schon an sich ist ja der Transport auf der Chaussee und Landstrasse (mit Thierkraft) das Klein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/142
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/142>, abgerufen am 09.11.2024.