Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.Brügge unterhielt; bedeutsam ist, dass in einem Gesuch des IV. Aus dem eben geschilderten Stande des mittelalterlichen 1) Bezüglich der Preussischen Post bemerkt Matthias S. 95: "Den noch vorhandenen Dokumenten zufolge bestanden z. B. in Brandenburg schon vor den Regierungsjahren der beiden Kurfürsten Joachim (1499 (!) und 1535) geregelte Botenposten zu Fuss und reitend, und (Post-) Brief-Faktore, also lange Zeit vor dem Errichten des Taxis- schen Postwesens". Diese Angabe ist jedenfalls nicht richtig; die Tendenz des Autors tritt zu deutlich hervor, seine Befangenheit verleitete ihn zu voreiligen Schlüssen. Vorsichtiger drückt sich Stephan in seiner Geschichte der Preussischen Post, 1859 S. 13 aus, indem er sagt, es sei aus späteren Dokumenten ersichtlich, dass bereits vor 1550 (unter der Re- gierung Joachims II (Hektor) in Preussen Botenordnungen erlassen worden seien (vergl. Matthias I, S. 163). Auch diese reservierte Bemerkung be- darf noch näherer Erläuterung, namentlich auch in der Richtung, ob vor 1550 schon eine regelmässige Botenpost bestanden hat. 2) Aus obigem folgt zugleich, dass auf diesen "Kommerzzügen" schon
vor und neben den kaiserlichen Reitboten auch solche der Reichsstädte und der Territorialherrn kursiert haben müssen, und die kaiserlichen Be- stallungsbriefe sich lediglich auf die eine Haupt- und Transitroute Brüssel- Innsbruck, nicht auch auf die Kurse der Querlinien bezogen haben, da sich die letzteren erst nach den betreffenden Patenten netzartig ausgebreitet haben. Brügge unterhielt; bedeutsam ist, dass in einem Gesuch des IV. Aus dem eben geschilderten Stande des mittelalterlichen 1) Bezüglich der Preussischen Post bemerkt Matthias S. 95: »Den noch vorhandenen Dokumenten zufolge bestanden z. B. in Brandenburg schon vor den Regierungsjahren der beiden Kurfürsten Joachim (1499 (!) und 1535) geregelte Botenposten zu Fuss und reitend, und (Post-) Brief-Faktore, also lange Zeit vor dem Errichten des Taxis- schen Postwesens«. Diese Angabe ist jedenfalls nicht richtig; die Tendenz des Autors tritt zu deutlich hervor, seine Befangenheit verleitete ihn zu voreiligen Schlüssen. Vorsichtiger drückt sich Stephan in seiner Geschichte der Preussischen Post, 1859 S. 13 aus, indem er sagt, es sei aus späteren Dokumenten ersichtlich, dass bereits vor 1550 (unter der Re- gierung Joachims II (Hektor) in Preussen Botenordnungen erlassen worden seien (vergl. Matthias I, S. 163). Auch diese reservierte Bemerkung be- darf noch näherer Erläuterung, namentlich auch in der Richtung, ob vor 1550 schon eine regelmässige Botenpost bestanden hat. 2) Aus obigem folgt zugleich, dass auf diesen »Kommerzzügen« schon
vor und neben den kaiserlichen Reitboten auch solche der Reichsstädte und der Territorialherrn kursiert haben müssen, und die kaiserlichen Be- stallungsbriefe sich lediglich auf die eine Haupt- und Transitroute Brüssel- Innsbruck, nicht auch auf die Kurse der Querlinien bezogen haben, da sich die letzteren erst nach den betreffenden Patenten netzartig ausgebreitet haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0173" n="157"/> Brügge unterhielt; bedeutsam ist, dass in einem Gesuch des<lb/> Kontors zu Brügge dd. 5. Dez. 1439 erwähnt wird, dass sein<lb/> Läufer »<hi rendition="#g">nach alter Kostume</hi>« Briefe des Kontors nach<lb/> Preussen und Livland besorge; man darf daraus wohl folgern,<lb/> dass der Botendienst wenigstens gegen das Ende des 14. Jhh.<lb/> bestanden habe <note place="foot" n="1)">Bezüglich der <hi rendition="#g">Preussischen</hi> Post bemerkt Matthias S. 95: »Den<lb/> noch vorhandenen Dokumenten zufolge bestanden z. B. in Brandenburg<lb/> schon <hi rendition="#g">vor</hi> den Regierungsjahren der beiden Kurfürsten <hi rendition="#g">Joachim</hi> (1499 (!)<lb/> und 1535) <hi rendition="#g">geregelte</hi> Botenposten zu Fuss und reitend, und (Post-)<lb/><hi rendition="#g">Brief-Faktore</hi>, also lange Zeit <hi rendition="#g">vor dem Errichten des Taxis-<lb/> schen Postwesens</hi>«. Diese Angabe ist jedenfalls nicht richtig; die<lb/> Tendenz des Autors tritt zu deutlich hervor, seine Befangenheit verleitete<lb/> ihn zu voreiligen Schlüssen. Vorsichtiger drückt sich Stephan in seiner<lb/> Geschichte der Preussischen Post, 1859 S. 13 aus, indem er sagt, es sei<lb/> aus späteren Dokumenten ersichtlich, dass bereits vor 1550 (unter der Re-<lb/> gierung Joachims II (Hektor) in Preussen Botenordnungen erlassen worden<lb/> seien (vergl. Matthias I, S. 163). Auch diese reservierte Bemerkung be-<lb/> darf noch näherer Erläuterung, namentlich auch in der Richtung, ob vor<lb/> 1550 schon eine <hi rendition="#g">regelmässige</hi> Botenpost bestanden hat.</note>.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>IV.</head><lb/> <p>Aus dem eben geschilderten Stande des mittelalterlichen<lb/> Korrespondenzverkehrs lässt sich ohne weiteres deduzieren, wann<lb/> und wo der Bestellungsdienst zu der intensiveren Form eines<lb/> regelmässigen Kurses vorangeschritten ist. Das erste Aufkommen<lb/> eines solchen Kurses ist nur denkbar für das Ende des 15. Jahr-<lb/> hunderts und für die beiden von Brügge nach Innsbruck bezw.<lb/> Hamburg führenden Weltstrassen <note place="foot" n="2)">Aus obigem folgt zugleich, dass auf diesen »Kommerzzügen« schon<lb/> vor und neben den kaiserlichen Reitboten auch solche der Reichsstädte<lb/> und der Territorialherrn kursiert haben müssen, und die kaiserlichen Be-<lb/> stallungsbriefe sich lediglich auf die eine Haupt- und Transitroute Brüssel-<lb/> Innsbruck, nicht auch auf die Kurse der Querlinien bezogen haben, da sich<lb/> die letzteren erst nach den betreffenden Patenten netzartig ausgebreitet haben.</note>; erst allmählich, und zwar<lb/> von der Mitte des 16. Jahrhunderts an ergaben sich von diesem<lb/> Hauptstrange einzelne Abzweigungen und Verästelungen. Wohl<lb/> erhielten schon vorher auch weniger bedeutende Routen eine<lb/> Relaispost, dies aber nur insofern, als auch wegen eines <hi rendition="#g">vor-<lb/></hi></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0173]
Brügge unterhielt; bedeutsam ist, dass in einem Gesuch des
Kontors zu Brügge dd. 5. Dez. 1439 erwähnt wird, dass sein
Läufer »nach alter Kostume« Briefe des Kontors nach
Preussen und Livland besorge; man darf daraus wohl folgern,
dass der Botendienst wenigstens gegen das Ende des 14. Jhh.
bestanden habe 1).
IV.
Aus dem eben geschilderten Stande des mittelalterlichen
Korrespondenzverkehrs lässt sich ohne weiteres deduzieren, wann
und wo der Bestellungsdienst zu der intensiveren Form eines
regelmässigen Kurses vorangeschritten ist. Das erste Aufkommen
eines solchen Kurses ist nur denkbar für das Ende des 15. Jahr-
hunderts und für die beiden von Brügge nach Innsbruck bezw.
Hamburg führenden Weltstrassen 2); erst allmählich, und zwar
von der Mitte des 16. Jahrhunderts an ergaben sich von diesem
Hauptstrange einzelne Abzweigungen und Verästelungen. Wohl
erhielten schon vorher auch weniger bedeutende Routen eine
Relaispost, dies aber nur insofern, als auch wegen eines vor-
1) Bezüglich der Preussischen Post bemerkt Matthias S. 95: »Den
noch vorhandenen Dokumenten zufolge bestanden z. B. in Brandenburg
schon vor den Regierungsjahren der beiden Kurfürsten Joachim (1499 (!)
und 1535) geregelte Botenposten zu Fuss und reitend, und (Post-)
Brief-Faktore, also lange Zeit vor dem Errichten des Taxis-
schen Postwesens«. Diese Angabe ist jedenfalls nicht richtig; die
Tendenz des Autors tritt zu deutlich hervor, seine Befangenheit verleitete
ihn zu voreiligen Schlüssen. Vorsichtiger drückt sich Stephan in seiner
Geschichte der Preussischen Post, 1859 S. 13 aus, indem er sagt, es sei
aus späteren Dokumenten ersichtlich, dass bereits vor 1550 (unter der Re-
gierung Joachims II (Hektor) in Preussen Botenordnungen erlassen worden
seien (vergl. Matthias I, S. 163). Auch diese reservierte Bemerkung be-
darf noch näherer Erläuterung, namentlich auch in der Richtung, ob vor
1550 schon eine regelmässige Botenpost bestanden hat.
2) Aus obigem folgt zugleich, dass auf diesen »Kommerzzügen« schon
vor und neben den kaiserlichen Reitboten auch solche der Reichsstädte
und der Territorialherrn kursiert haben müssen, und die kaiserlichen Be-
stallungsbriefe sich lediglich auf die eine Haupt- und Transitroute Brüssel-
Innsbruck, nicht auch auf die Kurse der Querlinien bezogen haben, da sich
die letzteren erst nach den betreffenden Patenten netzartig ausgebreitet haben.
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