Lohmann, Friederike: Die Entscheidung bei Hochkirch. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 63–137. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.als gestern. Ihre Worte können jetzt für Orakelsprüche passiren. Wo ist sie denn hingekommen? Es ist nichts mehr von ihr übrig, antwortete der General gerührt, sie war diese Nacht in Hochkirch, und die Bewohner des Hauses, das jetzt in Asche liegt, vergaßen die hülflose Fremde, als sie sich retteten. Das Leben der alten Frau ist nichts als Aufopferung gewesen, und ihr Tod, bei meiner Soldatenehre, ein Heldentod im Dienste der Menschheit. Es thut mir leid, sagte der König; nun, sie soll wenigstens nicht umsonst gestorben sein. Ich will über ihrem Grabe Pardon für den Ellinger sprechen. Anders können wir ihren Muth nicht ehren. Erinnere Er mich an die Geschichte, wenn wir wieder Ruhe haben, mein lieber Ziethen. Ist Er nun mit mir zufrieden? Ich danke Ew. Majestät für Ihre Gnade, sagte der General, aber ich wünschte doch, die ehrliche Justine könnte sie selbst erfahren. Sehe Er nicht rückwärts, das taugt nicht für uns, erwiderte der König. Dort liegt Viel, was mein Herz bekümmert, ich muß es verschmerzen. Denke Er, daß ich Keith verloren habe. -- Das Glück hat mir gestern den Rücken gekehrt. Ein andermal wollen wir unsere Sache besser machen. Es war ein heller Wintertag zu Anfang des December; die Sonne spiegelte sich in dem glatten fest- als gestern. Ihre Worte können jetzt für Orakelsprüche passiren. Wo ist sie denn hingekommen? Es ist nichts mehr von ihr übrig, antwortete der General gerührt, sie war diese Nacht in Hochkirch, und die Bewohner des Hauses, das jetzt in Asche liegt, vergaßen die hülflose Fremde, als sie sich retteten. Das Leben der alten Frau ist nichts als Aufopferung gewesen, und ihr Tod, bei meiner Soldatenehre, ein Heldentod im Dienste der Menschheit. Es thut mir leid, sagte der König; nun, sie soll wenigstens nicht umsonst gestorben sein. Ich will über ihrem Grabe Pardon für den Ellinger sprechen. Anders können wir ihren Muth nicht ehren. Erinnere Er mich an die Geschichte, wenn wir wieder Ruhe haben, mein lieber Ziethen. Ist Er nun mit mir zufrieden? Ich danke Ew. Majestät für Ihre Gnade, sagte der General, aber ich wünschte doch, die ehrliche Justine könnte sie selbst erfahren. Sehe Er nicht rückwärts, das taugt nicht für uns, erwiderte der König. Dort liegt Viel, was mein Herz bekümmert, ich muß es verschmerzen. Denke Er, daß ich Keith verloren habe. — Das Glück hat mir gestern den Rücken gekehrt. Ein andermal wollen wir unsere Sache besser machen. Es war ein heller Wintertag zu Anfang des December; die Sonne spiegelte sich in dem glatten fest- <TEI> <text> <body> <div n="6"> <p><pb facs="#f0070"/> als gestern. Ihre Worte können jetzt für Orakelsprüche passiren. Wo ist sie denn hingekommen?</p><lb/> <p>Es ist nichts mehr von ihr übrig, antwortete der General gerührt, sie war diese Nacht in Hochkirch, und die Bewohner des Hauses, das jetzt in Asche liegt, vergaßen die hülflose Fremde, als sie sich retteten. Das Leben der alten Frau ist nichts als Aufopferung gewesen, und ihr Tod, bei meiner Soldatenehre, ein Heldentod im Dienste der Menschheit.</p><lb/> <p>Es thut mir leid, sagte der König; nun, sie soll wenigstens nicht umsonst gestorben sein. Ich will über ihrem Grabe Pardon für den Ellinger sprechen. Anders können wir ihren Muth nicht ehren. Erinnere Er mich an die Geschichte, wenn wir wieder Ruhe haben, mein lieber Ziethen. Ist Er nun mit mir zufrieden?</p><lb/> <p>Ich danke Ew. Majestät für Ihre Gnade, sagte der General, aber ich wünschte doch, die ehrliche Justine könnte sie selbst erfahren.</p><lb/> <p>Sehe Er nicht rückwärts, das taugt nicht für uns, erwiderte der König. Dort liegt Viel, was mein Herz bekümmert, ich muß es verschmerzen. Denke Er, daß ich Keith verloren habe. — Das Glück hat mir gestern den Rücken gekehrt. Ein andermal wollen wir unsere Sache besser machen.</p><lb/> </div> <div n="7"> <p>Es war ein heller Wintertag zu Anfang des December; die Sonne spiegelte sich in dem glatten fest-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0070]
als gestern. Ihre Worte können jetzt für Orakelsprüche passiren. Wo ist sie denn hingekommen?
Es ist nichts mehr von ihr übrig, antwortete der General gerührt, sie war diese Nacht in Hochkirch, und die Bewohner des Hauses, das jetzt in Asche liegt, vergaßen die hülflose Fremde, als sie sich retteten. Das Leben der alten Frau ist nichts als Aufopferung gewesen, und ihr Tod, bei meiner Soldatenehre, ein Heldentod im Dienste der Menschheit.
Es thut mir leid, sagte der König; nun, sie soll wenigstens nicht umsonst gestorben sein. Ich will über ihrem Grabe Pardon für den Ellinger sprechen. Anders können wir ihren Muth nicht ehren. Erinnere Er mich an die Geschichte, wenn wir wieder Ruhe haben, mein lieber Ziethen. Ist Er nun mit mir zufrieden?
Ich danke Ew. Majestät für Ihre Gnade, sagte der General, aber ich wünschte doch, die ehrliche Justine könnte sie selbst erfahren.
Sehe Er nicht rückwärts, das taugt nicht für uns, erwiderte der König. Dort liegt Viel, was mein Herz bekümmert, ich muß es verschmerzen. Denke Er, daß ich Keith verloren habe. — Das Glück hat mir gestern den Rücken gekehrt. Ein andermal wollen wir unsere Sache besser machen.
Es war ein heller Wintertag zu Anfang des December; die Sonne spiegelte sich in dem glatten fest-
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