Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

peln Schuster und das Genie mit den Aeus-
serlichkeiten eines Schusters gar leicht von
einander trennen können. Zum andern
fühlt ich, daß ich bey dem schnellen Lauf
meiner Schlüsse, mit dem Kopf gegen ei-
nen logikalischen Balken angerennt sey;
denn wo stehet geschrieben, daß Schuh- und
Geniewesen nicht unter einem Huth herber-
gen könne? Da doch die Reisenden ver-
sichern, daß zu Dublin im Königreich Jr-
land ein Silberschmidt und ein Buchhänd-
ler in einem Laden, und wiederum ein Satt-
ler und eine Putzhändlerin in dem andern
zusammen feil zu haben pflegen, ohne daß
eins das andere in seinem Gewerbe stöhrt.
Und beweißt nicht Hans Sachs, der Mär-
tyrer aller Abwechselungen unsers deutschen
Dichtergeschmacks, der noch bey Menschen-
gedenken zur lauten Lache verurtheilt war,
und nun vermöge in offenem Druck ausge-
gangenen Patentbriefs, aus einem verbli-

chenen

peln Schuſter und das Genie mit den Aeuſ-
ſerlichkeiten eines Schuſters gar leicht von
einander trennen koͤnnen. Zum andern
fuͤhlt ich, daß ich bey dem ſchnellen Lauf
meiner Schluͤſſe, mit dem Kopf gegen ei-
nen logikaliſchen Balken angerennt ſey;
denn wo ſtehet geſchrieben, daß Schuh- und
Genieweſen nicht unter einem Huth herber-
gen koͤnne? Da doch die Reiſenden ver-
ſichern, daß zu Dublin im Koͤnigreich Jr-
land ein Silberſchmidt und ein Buchhaͤnd-
ler in einem Laden, und wiederum ein Satt-
ler und eine Putzhaͤndlerin in dem andern
zuſammen feil zu haben pflegen, ohne daß
eins das andere in ſeinem Gewerbe ſtoͤhrt.
Und beweißt nicht Hans Sachs, der Maͤr-
tyrer aller Abwechſelungen unſers deutſchen
Dichtergeſchmacks, der noch bey Menſchen-
gedenken zur lauten Lache verurtheilt war,
und nun vermoͤge in offenem Druck ausge-
gangenen Patentbriefs, aus einem verbli-

chenen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0045" n="45"/>
peln Schu&#x017F;ter und das Genie mit den Aeu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erlichkeiten eines Schu&#x017F;ters gar leicht von<lb/>
einander trennen ko&#x0364;nnen. Zum andern<lb/>
fu&#x0364;hlt ich, daß ich bey dem &#x017F;chnellen Lauf<lb/>
meiner Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, mit dem Kopf gegen ei-<lb/>
nen logikali&#x017F;chen Balken angerennt &#x017F;ey;<lb/>
denn wo &#x017F;tehet ge&#x017F;chrieben, daß Schuh- und<lb/>
Geniewe&#x017F;en nicht unter einem Huth herber-<lb/>
gen ko&#x0364;nne? Da doch die Rei&#x017F;enden ver-<lb/>
&#x017F;ichern, daß zu Dublin im Ko&#x0364;nigreich Jr-<lb/>
land ein Silber&#x017F;chmidt und ein Buchha&#x0364;nd-<lb/>
ler in einem Laden, und wiederum ein Satt-<lb/>
ler und eine Putzha&#x0364;ndlerin in dem andern<lb/>
zu&#x017F;ammen feil zu haben pflegen, ohne daß<lb/>
eins das andere in &#x017F;einem Gewerbe &#x017F;to&#x0364;hrt.<lb/>
Und beweißt nicht Hans Sachs, der Ma&#x0364;r-<lb/>
tyrer aller Abwech&#x017F;elungen un&#x017F;ers deut&#x017F;chen<lb/>
Dichterge&#x017F;chmacks, der noch bey Men&#x017F;chen-<lb/>
gedenken zur lauten Lache verurtheilt war,<lb/>
und nun vermo&#x0364;ge in offenem Druck ausge-<lb/>
gangenen Patentbriefs, aus einem verbli-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chenen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0045] peln Schuſter und das Genie mit den Aeuſ- ſerlichkeiten eines Schuſters gar leicht von einander trennen koͤnnen. Zum andern fuͤhlt ich, daß ich bey dem ſchnellen Lauf meiner Schluͤſſe, mit dem Kopf gegen ei- nen logikaliſchen Balken angerennt ſey; denn wo ſtehet geſchrieben, daß Schuh- und Genieweſen nicht unter einem Huth herber- gen koͤnne? Da doch die Reiſenden ver- ſichern, daß zu Dublin im Koͤnigreich Jr- land ein Silberſchmidt und ein Buchhaͤnd- ler in einem Laden, und wiederum ein Satt- ler und eine Putzhaͤndlerin in dem andern zuſammen feil zu haben pflegen, ohne daß eins das andere in ſeinem Gewerbe ſtoͤhrt. Und beweißt nicht Hans Sachs, der Maͤr- tyrer aller Abwechſelungen unſers deutſchen Dichtergeſchmacks, der noch bey Menſchen- gedenken zur lauten Lache verurtheilt war, und nun vermoͤge in offenem Druck ausge- gangenen Patentbriefs, aus einem verbli- chenen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/45
Zitationshilfe: Musäus, Johann Karl August: Physiognomische Reisen. Bd. 2. Altenburg, 1778, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/musaeus_reisen02_1778/45>, abgerufen am 03.12.2024.