Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Wenige Tage nach Einstellung der Feindselig- Da blickt' ich nun zufällig in der nächsten 3. Bändchen. (11)
Wenige Tage nach Einſtellung der Feindſelig- Da blickt’ ich nun zufaͤllig in der naͤchſten 3. Baͤndchen. (11)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0177" n="161"/> <p>Wenige Tage nach Einſtellung der Feindſelig-<lb/> keiten trieb es auch mich hinaus auf die Lauen-<lb/> burger Vorſtadt, wo mein liebes Gaͤrtchen gele-<lb/> gen war, um den Greuel der Verwuͤſtung, den<lb/> es hier gab, mit Muße und in ſtiller Wehmuth<lb/> zu betrachten. Faſt erkannt’ ich die Stelle mei-<lb/> nes Eigenthums, auf der ich ſo manchen ſuͤßen<lb/> Schweiß vergoſſen hatte, nicht wieder. Alles war<lb/> aufgewuͤhlt und verheert, (denn gerade auf dieſem<lb/> Fleck hatten wir eine Batterie von 5 Kanonen<lb/> errichtet,) oder es war dem frei und uͤppig wu-<lb/> chernden Unkraut preißgegeben! Meine ſchoͤnen<lb/> edlen Obſtſtaͤmme, die Genoſſen meiner Jugend<lb/> — Sie ſtarrten mich an in ihren abgehauenen<lb/> Stuͤmpfen … Doch, da gab es nichts zu kla-<lb/> gen: denn ich ſelbſt hatte ja, als es Noth that,<lb/> die Art an ſie gelegt! Aber es war mir doch<lb/> wunderlich und weh um’s Herz, und ich mußte<lb/> dem veroͤdeten Plaͤtzchen den Ruͤcken wenden, um<lb/> nicht noch weicher zu werden.</p><lb/> <p>Da blickt’ ich nun zufaͤllig in der naͤchſten<lb/> Nachbarſchaft umher, und ſah bald, daß ich es<lb/> nicht allein war, der Troſt und Ermuthigung<lb/> bedurfte. Auf der ganzen weiten Brandſtaͤtte<lb/> umher ſchlichen die ungluͤcklichen Bewohner, zum<lb/> Theil mit ihren Saͤuglingen auf den Armen, zwi-<lb/> ſchen den Schutthaufen ihres vernichteten Eigen-<lb/> thums; ſcharrten hie und da etwas aus der Aſche<lb/> hervor, das der Gluth widerſtanden, aber nun<lb/> doch keinen Nutzen mehr fuͤr ſie hatte; jammerten<lb/> <fw place="bottom" type="sig">3. Baͤndchen. (11)</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [161/0177]
Wenige Tage nach Einſtellung der Feindſelig-
keiten trieb es auch mich hinaus auf die Lauen-
burger Vorſtadt, wo mein liebes Gaͤrtchen gele-
gen war, um den Greuel der Verwuͤſtung, den
es hier gab, mit Muße und in ſtiller Wehmuth
zu betrachten. Faſt erkannt’ ich die Stelle mei-
nes Eigenthums, auf der ich ſo manchen ſuͤßen
Schweiß vergoſſen hatte, nicht wieder. Alles war
aufgewuͤhlt und verheert, (denn gerade auf dieſem
Fleck hatten wir eine Batterie von 5 Kanonen
errichtet,) oder es war dem frei und uͤppig wu-
chernden Unkraut preißgegeben! Meine ſchoͤnen
edlen Obſtſtaͤmme, die Genoſſen meiner Jugend
— Sie ſtarrten mich an in ihren abgehauenen
Stuͤmpfen … Doch, da gab es nichts zu kla-
gen: denn ich ſelbſt hatte ja, als es Noth that,
die Art an ſie gelegt! Aber es war mir doch
wunderlich und weh um’s Herz, und ich mußte
dem veroͤdeten Plaͤtzchen den Ruͤcken wenden, um
nicht noch weicher zu werden.
Da blickt’ ich nun zufaͤllig in der naͤchſten
Nachbarſchaft umher, und ſah bald, daß ich es
nicht allein war, der Troſt und Ermuthigung
bedurfte. Auf der ganzen weiten Brandſtaͤtte
umher ſchlichen die ungluͤcklichen Bewohner, zum
Theil mit ihren Saͤuglingen auf den Armen, zwi-
ſchen den Schutthaufen ihres vernichteten Eigen-
thums; ſcharrten hie und da etwas aus der Aſche
hervor, das der Gluth widerſtanden, aber nun
doch keinen Nutzen mehr fuͤr ſie hatte; jammerten
3. Baͤndchen. (11)
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