Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.mein Mann war, so trug ich doch kein Beden- Aber ich blieb auch nicht dahinten, und folgte Aber nicht um diesen kleinen Triumph war (11 *)
mein Mann war, ſo trug ich doch kein Beden- Aber ich blieb auch nicht dahinten, und folgte Aber nicht um dieſen kleinen Triumph war (11 *)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0179" n="163"/> mein Mann war, ſo trug ich doch kein Beden-<lb/> ken, mich in meinen Wuͤnſchen gegen ihn aus-<lb/> zuſprechen. Seine kurze Antwort war: „Daraus<lb/> kann nichts werden. Und wenn ich ſelbſt der<lb/> Commandant waͤre, wuͤrd’ ich es nimmermehr<lb/> zugeben.‟ — Nun, das war kurz und deutlich;<lb/> und ſo verließ er mich auch und gieng die Treppe<lb/> hinauf.</p><lb/> <p>Aber <hi rendition="#g">ich</hi> blieb auch nicht dahinten, und folgte<lb/> ihm auf der Ferſe, bis er in den Geſellſchafts-<lb/> Saal eintrat und die Thuͤre hart hinter ſich zu-<lb/> zog. Deß war ich nicht gewohnt an dieſem Orte;<lb/> ich bedachte mich alſo, im Vertrauen auf meine<lb/> gute Sache, auch nicht, fein ſaͤuberlich anzu-<lb/> klopfen und unmittelbar darauf einzutreten. Mei-<lb/> ne Augen ſuchten den Commandanten; er ſaß,<lb/> dem General Loiſon zur Seite, an der Tafel.<lb/> Kaum ward er Meiner anſichtig, ſo ſtand er auf<lb/> und trat mir einige Schritte entgegen. Mit lei-<lb/> ſer Stimme trug ich ihm kurz vor, was zur<lb/> Sache gehoͤrte und was ſichtbar ſeine volle Auf-<lb/> merkſamkeit beſchaͤftigte. „Die armen Leute!‟<lb/> rief er dann — „Ja, Nettelbeck! Laß ſie in Got-<lb/> tes Namen bauen!‟ — Zugleich fuͤllte er mir<lb/> ein Glas Wein; ich dankte; und nahm mir, im<lb/> Davoneilen, nur noch die Zeit, dem Hrn. v. S.,<lb/> der gleichfalls zu Tiſche ſaß, eine laͤchelnde Ver-<lb/> beugung zu machen.</p><lb/> <p>Aber nicht um dieſen kleinen Triumph war<lb/> mir’s zu thun, ſondern, um dem kummervollen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">(11 *)</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0179]
mein Mann war, ſo trug ich doch kein Beden-
ken, mich in meinen Wuͤnſchen gegen ihn aus-
zuſprechen. Seine kurze Antwort war: „Daraus
kann nichts werden. Und wenn ich ſelbſt der
Commandant waͤre, wuͤrd’ ich es nimmermehr
zugeben.‟ — Nun, das war kurz und deutlich;
und ſo verließ er mich auch und gieng die Treppe
hinauf.
Aber ich blieb auch nicht dahinten, und folgte
ihm auf der Ferſe, bis er in den Geſellſchafts-
Saal eintrat und die Thuͤre hart hinter ſich zu-
zog. Deß war ich nicht gewohnt an dieſem Orte;
ich bedachte mich alſo, im Vertrauen auf meine
gute Sache, auch nicht, fein ſaͤuberlich anzu-
klopfen und unmittelbar darauf einzutreten. Mei-
ne Augen ſuchten den Commandanten; er ſaß,
dem General Loiſon zur Seite, an der Tafel.
Kaum ward er Meiner anſichtig, ſo ſtand er auf
und trat mir einige Schritte entgegen. Mit lei-
ſer Stimme trug ich ihm kurz vor, was zur
Sache gehoͤrte und was ſichtbar ſeine volle Auf-
merkſamkeit beſchaͤftigte. „Die armen Leute!‟
rief er dann — „Ja, Nettelbeck! Laß ſie in Got-
tes Namen bauen!‟ — Zugleich fuͤllte er mir
ein Glas Wein; ich dankte; und nahm mir, im
Davoneilen, nur noch die Zeit, dem Hrn. v. S.,
der gleichfalls zu Tiſche ſaß, eine laͤchelnde Ver-
beugung zu machen.
Aber nicht um dieſen kleinen Triumph war
mir’s zu thun, ſondern, um dem kummervollen
(11 *)
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