Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.

Bild:
<< vorherige Seite

aufzuweisen hatte: da bedarf es keines weiteren
Zeugnisses, daß die Besatzung in allen ihren Gra-
den ihre volle Schuldigkeit gethan. Wie der Mo-
narch selbst diese heldenmüthige Dahingebung ge-
würdigt und anerkannt habe, spricht sich vollgül-
tig in der Auszeichnung aus, die er dem Zwei-
ten Pommerschen Jnfanterie-Regimente gewährte,
welches seit jenen Tagen die Ehren-Namen des
Regimentes "Colberg" und "v. Gneisenau" mit
einander vereinigt.

Zwar -- die Ausnahmen sind es, welche die
Regel bestärken; und so gab es denn freilich auch
unter Colbergs Braven einzelne Feiglinge, die
es nicht werth waren, in den ehrenvollen Reihen
Jener zu fechten: aber billig sollte ihr Andenken
der Vergessenheit übergeben bleiben; und auch ich
würde mich scheuen, es in dieser Schrift wieder
aus diesem schimpflichen Grabe hervorzuziehen,
wenn nicht eine anderweitige zwiefache Betrach-
tung mir das Gegentheil zu gebieten schiene.
Einmal geschieht selbst jenen Braven, die in so
glänzendem Lichte dastehen, nach meinem Gefühl,
eine Ungebühr, wenn hier die Schattenseite des
Gemäldes gänzlich verhüllt würde. Dann aber
ist von dem unwürdigen Betragen dieser Finster-
linge schon früher so Manches, und mit Einmi-
schung meines Namens, zur Kunde des Publi-
kums gekommen, was jetzt als lügenhafte Auf-
bürdung des damaligen unseligen Partheigeistes
ausgeschrieen werden könnte, wenn ich es hier

aufzuweiſen hatte: da bedarf es keines weiteren
Zeugniſſes, daß die Beſatzung in allen ihren Gra-
den ihre volle Schuldigkeit gethan. Wie der Mo-
narch ſelbſt dieſe heldenmuͤthige Dahingebung ge-
wuͤrdigt und anerkannt habe, ſpricht ſich vollguͤl-
tig in der Auszeichnung aus, die er dem Zwei-
ten Pommerſchen Jnfanterie-Regimente gewaͤhrte,
welches ſeit jenen Tagen die Ehren-Namen des
Regimentes „Colberg‟ und „v. Gneiſenau‟ mit
einander vereinigt.

Zwar — die Ausnahmen ſind es, welche die
Regel beſtaͤrken; und ſo gab es denn freilich auch
unter Colbergs Braven einzelne Feiglinge, die
es nicht werth waren, in den ehrenvollen Reihen
Jener zu fechten: aber billig ſollte ihr Andenken
der Vergeſſenheit uͤbergeben bleiben; und auch ich
wuͤrde mich ſcheuen, es in dieſer Schrift wieder
aus dieſem ſchimpflichen Grabe hervorzuziehen,
wenn nicht eine anderweitige zwiefache Betrach-
tung mir das Gegentheil zu gebieten ſchiene.
Einmal geſchieht ſelbſt jenen Braven, die in ſo
glaͤnzendem Lichte daſtehen, nach meinem Gefuͤhl,
eine Ungebuͤhr, wenn hier die Schattenſeite des
Gemaͤldes gaͤnzlich verhuͤllt wuͤrde. Dann aber
iſt von dem unwuͤrdigen Betragen dieſer Finſter-
linge ſchon fruͤher ſo Manches, und mit Einmi-
ſchung meines Namens, zur Kunde des Publi-
kums gekommen, was jetzt als luͤgenhafte Auf-
buͤrdung des damaligen unſeligen Partheigeiſtes
ausgeſchrieen werden koͤnnte, wenn ich es hier

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0192" n="176"/>
aufzuwei&#x017F;en hatte: da bedarf es keines weiteren<lb/>
Zeugni&#x017F;&#x017F;es, daß die Be&#x017F;atzung in allen ihren Gra-<lb/>
den ihre volle Schuldigkeit gethan. Wie der Mo-<lb/>
narch &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e heldenmu&#x0364;thige Dahingebung ge-<lb/>
wu&#x0364;rdigt und anerkannt habe, &#x017F;pricht &#x017F;ich vollgu&#x0364;l-<lb/>
tig in der Auszeichnung aus, die er dem Zwei-<lb/>
ten Pommer&#x017F;chen Jnfanterie-Regimente gewa&#x0364;hrte,<lb/>
welches &#x017F;eit jenen Tagen die Ehren-Namen des<lb/>
Regimentes &#x201E;Colberg&#x201F; und &#x201E;v. Gnei&#x017F;enau&#x201F; mit<lb/>
einander vereinigt.</p><lb/>
        <p>Zwar &#x2014; die Ausnahmen &#x017F;ind es, welche die<lb/>
Regel be&#x017F;ta&#x0364;rken; und &#x017F;o gab es denn freilich auch<lb/>
unter Colbergs Braven <hi rendition="#g">einzelne</hi> Feiglinge, die<lb/>
es nicht werth waren, in den ehrenvollen Reihen<lb/>
Jener zu fechten: aber billig &#x017F;ollte ihr Andenken<lb/>
der Verge&#x017F;&#x017F;enheit u&#x0364;bergeben bleiben; und auch ich<lb/>
wu&#x0364;rde mich &#x017F;cheuen, es in die&#x017F;er Schrift wieder<lb/>
aus die&#x017F;em &#x017F;chimpflichen Grabe hervorzuziehen,<lb/>
wenn nicht eine anderweitige zwiefache Betrach-<lb/>
tung mir das Gegentheil zu gebieten &#x017F;chiene.<lb/>
Einmal ge&#x017F;chieht &#x017F;elb&#x017F;t jenen Braven, die in &#x017F;o<lb/>
gla&#x0364;nzendem Lichte da&#x017F;tehen, nach meinem Gefu&#x0364;hl,<lb/>
eine Ungebu&#x0364;hr, wenn hier die Schatten&#x017F;eite des<lb/>
Gema&#x0364;ldes ga&#x0364;nzlich verhu&#x0364;llt wu&#x0364;rde. Dann aber<lb/>
i&#x017F;t von dem unwu&#x0364;rdigen Betragen die&#x017F;er Fin&#x017F;ter-<lb/>
linge &#x017F;chon fru&#x0364;her &#x017F;o Manches, und mit Einmi-<lb/>
&#x017F;chung meines Namens, zur Kunde des Publi-<lb/>
kums gekommen, was jetzt als lu&#x0364;genhafte Auf-<lb/>
bu&#x0364;rdung des damaligen un&#x017F;eligen Partheigei&#x017F;tes<lb/>
ausge&#x017F;chrieen werden ko&#x0364;nnte, wenn ich es hier<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[176/0192] aufzuweiſen hatte: da bedarf es keines weiteren Zeugniſſes, daß die Beſatzung in allen ihren Gra- den ihre volle Schuldigkeit gethan. Wie der Mo- narch ſelbſt dieſe heldenmuͤthige Dahingebung ge- wuͤrdigt und anerkannt habe, ſpricht ſich vollguͤl- tig in der Auszeichnung aus, die er dem Zwei- ten Pommerſchen Jnfanterie-Regimente gewaͤhrte, welches ſeit jenen Tagen die Ehren-Namen des Regimentes „Colberg‟ und „v. Gneiſenau‟ mit einander vereinigt. Zwar — die Ausnahmen ſind es, welche die Regel beſtaͤrken; und ſo gab es denn freilich auch unter Colbergs Braven einzelne Feiglinge, die es nicht werth waren, in den ehrenvollen Reihen Jener zu fechten: aber billig ſollte ihr Andenken der Vergeſſenheit uͤbergeben bleiben; und auch ich wuͤrde mich ſcheuen, es in dieſer Schrift wieder aus dieſem ſchimpflichen Grabe hervorzuziehen, wenn nicht eine anderweitige zwiefache Betrach- tung mir das Gegentheil zu gebieten ſchiene. Einmal geſchieht ſelbſt jenen Braven, die in ſo glaͤnzendem Lichte daſtehen, nach meinem Gefuͤhl, eine Ungebuͤhr, wenn hier die Schattenſeite des Gemaͤldes gaͤnzlich verhuͤllt wuͤrde. Dann aber iſt von dem unwuͤrdigen Betragen dieſer Finſter- linge ſchon fruͤher ſo Manches, und mit Einmi- ſchung meines Namens, zur Kunde des Publi- kums gekommen, was jetzt als luͤgenhafte Auf- buͤrdung des damaligen unſeligen Partheigeiſtes ausgeſchrieen werden koͤnnte, wenn ich es hier

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/192
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/192>, abgerufen am 23.11.2024.