Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.vor zu vielen Zeugen vorgefallen, als daß sie Zu einer andern Zeit standen unsre Vorpo- vor zu vielen Zeugen vorgefallen, als daß ſie Zu einer andern Zeit ſtanden unſre Vorpo- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0196" n="180"/> vor zu vielen Zeugen vorgefallen, als daß ſie<lb/> ganz mit dem Mantel der Liebe zu bedecken ge-<lb/> weſen waͤren. Der Hauptmann rechtfertigte ſich<lb/> muͤhſam durch ein, ſey wie es wolle, beigebrach-<lb/> tes aͤrztliches Atteſt, das ſeine Krankheit bekraͤf-<lb/> tigte, aber es unermittelt ließ, warum ſich der<lb/> Patient nicht lieber ruhig in ſeinem Quartier<lb/> verhalten und eine genauere Diaͤt befolgt habe?<lb/> Gegen den Lieutenant aber ſprachen die Zeugniſſe<lb/> ſo entſcheidend, daß er einem dreimonatlichen Ar-<lb/> reſt und demnaͤchſt ſeiner Dienſt-Entlaſſung ſich<lb/> nicht entziehen konnte.</p><lb/> <p>Zu einer andern Zeit ſtanden unſre Vorpo-<lb/> ſten ringsum des Abends in einem lebhaften<lb/> Feuer gegen den Feind, der allmaͤhlig immer<lb/> mehr Truppen ins Gefecht brachte. Der Com-<lb/> mandant, in deſſen Gefolge ich war, befand ſich<lb/> auf dem Baſtion Pommern, von wo auch das<lb/> Feld zu beiden Seiten des Platzes am bequem-<lb/> ſten uͤberſehen werden konnte. Um die Unſrigen<lb/> gegen Sellnow hin zu unterſtuͤtzen, war der<lb/> Obriſt *** mit drei Compagnieen ſeines Batail-<lb/> lons abgeſchickt worden, mit dem Auftrage, ſich<lb/> den Schillſchen Truppen anzuſchlieſſen und das<lb/> Gefecht zum Stehen zu bringen. Anſtatt aber<lb/> hier vor dem Gelder-Thore nunmehr eine neue<lb/> Regſamkeit zu bemerken, hoͤrte das Feuer dort-<lb/> hin, zu des Commandanten nicht geringer Ver-<lb/> wunderung, bald gaͤnzlich auf; und die Verwun-<lb/> derung ſtieg zur Unruhe, da immer noch kein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0196]
vor zu vielen Zeugen vorgefallen, als daß ſie
ganz mit dem Mantel der Liebe zu bedecken ge-
weſen waͤren. Der Hauptmann rechtfertigte ſich
muͤhſam durch ein, ſey wie es wolle, beigebrach-
tes aͤrztliches Atteſt, das ſeine Krankheit bekraͤf-
tigte, aber es unermittelt ließ, warum ſich der
Patient nicht lieber ruhig in ſeinem Quartier
verhalten und eine genauere Diaͤt befolgt habe?
Gegen den Lieutenant aber ſprachen die Zeugniſſe
ſo entſcheidend, daß er einem dreimonatlichen Ar-
reſt und demnaͤchſt ſeiner Dienſt-Entlaſſung ſich
nicht entziehen konnte.
Zu einer andern Zeit ſtanden unſre Vorpo-
ſten ringsum des Abends in einem lebhaften
Feuer gegen den Feind, der allmaͤhlig immer
mehr Truppen ins Gefecht brachte. Der Com-
mandant, in deſſen Gefolge ich war, befand ſich
auf dem Baſtion Pommern, von wo auch das
Feld zu beiden Seiten des Platzes am bequem-
ſten uͤberſehen werden konnte. Um die Unſrigen
gegen Sellnow hin zu unterſtuͤtzen, war der
Obriſt *** mit drei Compagnieen ſeines Batail-
lons abgeſchickt worden, mit dem Auftrage, ſich
den Schillſchen Truppen anzuſchlieſſen und das
Gefecht zum Stehen zu bringen. Anſtatt aber
hier vor dem Gelder-Thore nunmehr eine neue
Regſamkeit zu bemerken, hoͤrte das Feuer dort-
hin, zu des Commandanten nicht geringer Ver-
wunderung, bald gaͤnzlich auf; und die Verwun-
derung ſtieg zur Unruhe, da immer noch kein
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