Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.den, hoch vom Grase überwachsen, und die dazu Dieser Commandant war damals der Obrist den, hoch vom Graſe uͤberwachſen, und die dazu Dieſer Commandant war damals der Obriſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0057" n="41"/> den, hoch vom Graſe uͤberwachſen, und die dazu<lb/> gehoͤrigen Lavetten vermoderten in den Remiſen.<lb/> Rechnet man hiezu die unzureichende Zahl der<lb/> Vertheidiger, ſo wie die unkriegeriſche Haltung<lb/> derſelben, (denn die tuͤchtigere Mannſchaft war<lb/> in’s Feld gezogen) die allgemeine Entmuthung,<lb/> welche noch taͤglich durch die herbeiſtroͤmenden<lb/> Fluͤchtlinge und tauſend ſich kreuzende Ungluͤcks-<lb/> botſchaften allſtuͤndlich genaͤhrt wurde, und den<lb/> notoriſchen Mangel an den noͤthigſten Beduͤrfniſ-<lb/> ſen fuͤr den Fall einer Belagerung: ſo behaupte<lb/> ich ſicherlich nicht zuviel, wenn ich meyne, daß<lb/> ein raſcher kecker Anlauf in jenen erſten Tagen<lb/> mehr als hinreichend geweſen waͤre, den Com-<lb/> mandanten in ſeinen eigenen Gedanken zu ent-<lb/> ſchuldigen, daß er keinen ernſtlichen Widerſtand<lb/> gewagt habe.</p><lb/> <p>Dieſer Commandant war damals der Obriſt<lb/> v. Loucadou; ein alter abgeſtumpfter Mann, der<lb/> ſeit dem baierſchen Erbfolge-Kriege, wo er ein<lb/> Blockhaus gegen die Oeſtreicher muthig verthei-<lb/> digt hatte, zu dem Rufe gekommen war, ein<lb/> beſonders tuͤchtiger Officier zu ſeyn. Spaͤterhin<lb/> hatt’ er nur wenig Gelegenheit gehabt, ſeine Re-<lb/> putation zu behaupten; und gegenwaͤrtig war<lb/> der Geiſt verflogen, oder hieng noch ſo blind an<lb/> dem alten Herkommen, daß er ſich in der neuen<lb/> Zeit und Welt gar nicht zurechtfinden konnte.<lb/> Das war nun ein großes Ungluͤck fuͤr den Platz,<lb/> der ihm anvertraut worden, und ein Jammer fuͤr<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0057]
den, hoch vom Graſe uͤberwachſen, und die dazu
gehoͤrigen Lavetten vermoderten in den Remiſen.
Rechnet man hiezu die unzureichende Zahl der
Vertheidiger, ſo wie die unkriegeriſche Haltung
derſelben, (denn die tuͤchtigere Mannſchaft war
in’s Feld gezogen) die allgemeine Entmuthung,
welche noch taͤglich durch die herbeiſtroͤmenden
Fluͤchtlinge und tauſend ſich kreuzende Ungluͤcks-
botſchaften allſtuͤndlich genaͤhrt wurde, und den
notoriſchen Mangel an den noͤthigſten Beduͤrfniſ-
ſen fuͤr den Fall einer Belagerung: ſo behaupte
ich ſicherlich nicht zuviel, wenn ich meyne, daß
ein raſcher kecker Anlauf in jenen erſten Tagen
mehr als hinreichend geweſen waͤre, den Com-
mandanten in ſeinen eigenen Gedanken zu ent-
ſchuldigen, daß er keinen ernſtlichen Widerſtand
gewagt habe.
Dieſer Commandant war damals der Obriſt
v. Loucadou; ein alter abgeſtumpfter Mann, der
ſeit dem baierſchen Erbfolge-Kriege, wo er ein
Blockhaus gegen die Oeſtreicher muthig verthei-
digt hatte, zu dem Rufe gekommen war, ein
beſonders tuͤchtiger Officier zu ſeyn. Spaͤterhin
hatt’ er nur wenig Gelegenheit gehabt, ſeine Re-
putation zu behaupten; und gegenwaͤrtig war
der Geiſt verflogen, oder hieng noch ſo blind an
dem alten Herkommen, daß er ſich in der neuen
Zeit und Welt gar nicht zurechtfinden konnte.
Das war nun ein großes Ungluͤck fuͤr den Platz,
der ihm anvertraut worden, und ein Jammer fuͤr
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