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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.

Nobunaga's Einzug und Aufenthalt in Kioto erwies sich sehr
heilsam für die Stadt und das Land. Sicherheit, Ruhe und Ordnung
kehrten wieder, und es konnte der Bürger von neuem seinem fried-
lichen Berufe nachgehen. Heianjo, die kaiserliche Burg, wurde
wieder hergestellt und für Nobunaga selbst ein grosses Schloss mit
Festungswerken auf der Westseite der Stadt erbaut. Dies ist Nijo,
das später die Tokugawa besassen und jetzt als Regierungsgebäude
für Kioto-fu dient. Nobunaga sorgte ferner für die Verbesserung und
Sicherheit der Landstrassen und erwarb sich hierdurch viel Verdienst
um das Land, welches der Mikado durch seine Ernennung zum
Udaijin und später zum Naidaijin anerkannte.

Nobunaga strebte danach, im Namen des Mikado das Land zu
regieren. Noch standen zwei mächtige Feinde der Verwirklichung
dieses Zieles hindernd im Wege, die buddhistische Priesterschaft und
die ungebrochene Macht der grossen und factisch selbständigen Feu-
dalherren in den ferneren Landestheilen. Sie führten ihre blutigen
Fehden unbekümmert um die Vorgänge in Kioto weiter. Der Zweck
eines Jeden war, den Nachbar und Gegner womöglich zu vernichten,
um durch dessen Herrschaft die eigene zu vermehren. So standen
sich in Kiushiu das Haus Otomo von Bungo und das Haus Shimatsu
von Satsuma gegenüber. Ersteres kämpfte ausserdem mit Mori, dem
mächtigen Fürsten von Yamaguchi in Suwo, welcher ausser dieser
Provinz noch neun andere in seine Gewalt gebracht hatte. Im Ku-
wanto wehrte sich Takeda von Kai gegen Hojo von Odawa, mit dem
Nobunaga und Iyeyasu gemeinsame Sache machten. In diesem ver-
zweifelten Kampfe nahm sich schliesslich der letzte Takeda auf dem
Ten-moku-san das Leben (Ten-moku-san Kassen), als seine Armee
vernichtet und sein Land verloren war. Auch in vielen anderen Ge-
bieten war der Kampf um Herrschaft und Besitz noch im Gange.

Fünf berühmte Heerführer standen Nobunaga zur Seite, Hideyoshi,
Goroza, Shibata, Ikeda und Iyeyasu, von denen namentlich der erste
und letztgenannte unter seiner Führung zu stets wachsendem Einfluss
und Ruhme gelangten. Mit ihnen wäre es ihm wohl schliesslich
sicher gelungen, den Willen seiner mächtigsten Gegner in Waffen zu
beugen und das Land zur Ruhe zu bringen. Ein grosses Hinderniss
an der Erreichung dieses Zieles schien ihm die Macht und der Ein-
fluss der entarteten buddhistischen Priesterschaft zu sein. Diese zu
brechen, war sein ernster Wille, und er wählte zwei Wege, ihn durch-
zuführen. Zunächst begünstigte er die neue Lehre, das Christen-
thum, welches überall Wurzeln fasste, indem er seinen Verkündern
Land zur Errichtung von Kirchen anweisen liess und sie gegen die

I. Geschichte des japanischen Volkes.

Nobunaga’s Einzug und Aufenthalt in Kiôto erwies sich sehr
heilsam für die Stadt und das Land. Sicherheit, Ruhe und Ordnung
kehrten wieder, und es konnte der Bürger von neuem seinem fried-
lichen Berufe nachgehen. Heianjô, die kaiserliche Burg, wurde
wieder hergestellt und für Nobunaga selbst ein grosses Schloss mit
Festungswerken auf der Westseite der Stadt erbaut. Dies ist Nijô,
das später die Tokugawa besassen und jetzt als Regierungsgebäude
für Kiôto-fu dient. Nobunaga sorgte ferner für die Verbesserung und
Sicherheit der Landstrassen und erwarb sich hierdurch viel Verdienst
um das Land, welches der Mikado durch seine Ernennung zum
Udaijin und später zum Naidaijin anerkannte.

Nobunaga strebte danach, im Namen des Mikado das Land zu
regieren. Noch standen zwei mächtige Feinde der Verwirklichung
dieses Zieles hindernd im Wege, die buddhistische Priesterschaft und
die ungebrochene Macht der grossen und factisch selbständigen Feu-
dalherren in den ferneren Landestheilen. Sie führten ihre blutigen
Fehden unbekümmert um die Vorgänge in Kiôto weiter. Der Zweck
eines Jeden war, den Nachbar und Gegner womöglich zu vernichten,
um durch dessen Herrschaft die eigene zu vermehren. So standen
sich in Kiushiu das Haus Ôtomo von Bungo und das Haus Shimatsu
von Satsuma gegenüber. Ersteres kämpfte ausserdem mit Môri, dem
mächtigen Fürsten von Yamaguchi in Suwo, welcher ausser dieser
Provinz noch neun andere in seine Gewalt gebracht hatte. Im Ku-
wantô wehrte sich Takeda von Kai gegen Hôjô von Odawa, mit dem
Nobunaga und Iyeyasu gemeinsame Sache machten. In diesem ver-
zweifelten Kampfe nahm sich schliesslich der letzte Takeda auf dem
Ten-moku-san das Leben (Ten-moku-san Kassen), als seine Armee
vernichtet und sein Land verloren war. Auch in vielen anderen Ge-
bieten war der Kampf um Herrschaft und Besitz noch im Gange.

Fünf berühmte Heerführer standen Nobunaga zur Seite, Hideyoshi,
Goroza, Shibata, Ikeda und Iyeyasu, von denen namentlich der erste
und letztgenannte unter seiner Führung zu stets wachsendem Einfluss
und Ruhme gelangten. Mit ihnen wäre es ihm wohl schliesslich
sicher gelungen, den Willen seiner mächtigsten Gegner in Waffen zu
beugen und das Land zur Ruhe zu bringen. Ein grosses Hinderniss
an der Erreichung dieses Zieles schien ihm die Macht und der Ein-
fluss der entarteten buddhistischen Priesterschaft zu sein. Diese zu
brechen, war sein ernster Wille, und er wählte zwei Wege, ihn durch-
zuführen. Zunächst begünstigte er die neue Lehre, das Christen-
thum, welches überall Wurzeln fasste, indem er seinen Verkündern
Land zur Errichtung von Kirchen anweisen liess und sie gegen die

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[308/0334] I. Geschichte des japanischen Volkes. Nobunaga’s Einzug und Aufenthalt in Kiôto erwies sich sehr heilsam für die Stadt und das Land. Sicherheit, Ruhe und Ordnung kehrten wieder, und es konnte der Bürger von neuem seinem fried- lichen Berufe nachgehen. Heianjô, die kaiserliche Burg, wurde wieder hergestellt und für Nobunaga selbst ein grosses Schloss mit Festungswerken auf der Westseite der Stadt erbaut. Dies ist Nijô, das später die Tokugawa besassen und jetzt als Regierungsgebäude für Kiôto-fu dient. Nobunaga sorgte ferner für die Verbesserung und Sicherheit der Landstrassen und erwarb sich hierdurch viel Verdienst um das Land, welches der Mikado durch seine Ernennung zum Udaijin und später zum Naidaijin anerkannte. Nobunaga strebte danach, im Namen des Mikado das Land zu regieren. Noch standen zwei mächtige Feinde der Verwirklichung dieses Zieles hindernd im Wege, die buddhistische Priesterschaft und die ungebrochene Macht der grossen und factisch selbständigen Feu- dalherren in den ferneren Landestheilen. Sie führten ihre blutigen Fehden unbekümmert um die Vorgänge in Kiôto weiter. Der Zweck eines Jeden war, den Nachbar und Gegner womöglich zu vernichten, um durch dessen Herrschaft die eigene zu vermehren. So standen sich in Kiushiu das Haus Ôtomo von Bungo und das Haus Shimatsu von Satsuma gegenüber. Ersteres kämpfte ausserdem mit Môri, dem mächtigen Fürsten von Yamaguchi in Suwo, welcher ausser dieser Provinz noch neun andere in seine Gewalt gebracht hatte. Im Ku- wantô wehrte sich Takeda von Kai gegen Hôjô von Odawa, mit dem Nobunaga und Iyeyasu gemeinsame Sache machten. In diesem ver- zweifelten Kampfe nahm sich schliesslich der letzte Takeda auf dem Ten-moku-san das Leben (Ten-moku-san Kassen), als seine Armee vernichtet und sein Land verloren war. Auch in vielen anderen Ge- bieten war der Kampf um Herrschaft und Besitz noch im Gange. Fünf berühmte Heerführer standen Nobunaga zur Seite, Hideyoshi, Goroza, Shibata, Ikeda und Iyeyasu, von denen namentlich der erste und letztgenannte unter seiner Führung zu stets wachsendem Einfluss und Ruhme gelangten. Mit ihnen wäre es ihm wohl schliesslich sicher gelungen, den Willen seiner mächtigsten Gegner in Waffen zu beugen und das Land zur Ruhe zu bringen. Ein grosses Hinderniss an der Erreichung dieses Zieles schien ihm die Macht und der Ein- fluss der entarteten buddhistischen Priesterschaft zu sein. Diese zu brechen, war sein ernster Wille, und er wählte zwei Wege, ihn durch- zuführen. Zunächst begünstigte er die neue Lehre, das Christen- thum, welches überall Wurzeln fasste, indem er seinen Verkündern Land zur Errichtung von Kirchen anweisen liess und sie gegen die

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/334>, abgerufen am 22.11.2024.