5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
Anfeindung der Bonzen in Schutz nahm. Sodann ging er direkt mit dem Schwerte vor, um ihre Festen, in welche manche buddhistische Klöster sich verwandelt hatten, zu brechen. So kam es denn, dass Nobunaga von den Buddhisten als Dämon und Wütherich angesehen wurde, der bemüht war, ihren Glauben auszurotten, während die Jesuiten und Historiographen der Kirche in Japan ihn als Freund und Gönner ihrer Sache rühmen.
Unter den buddhistischen Klöstern hatten namentlich zwei durch ihren grossen Reichthum und Einfluss, sowie als Festungen, in wel- chen Nobunaga's Gegner stets Zuflucht und Stütze fanden, seinen Zorn erregt, nämlich das der Tendai-Secte auf dem Hiyesan am Biwasee und Hoanji, das mächtige Kloster der Shin- oder Ikko-Secte in Osaka, das spätere Schloss dieser Stadt.
Zu Seta am Nakasendo und Ausfluss des Biwasees, den Hiyesan und seine Klöster in Sicht, war es, wo Nobunaga im Jahre 1571 seinen Heerführern befahl, diese Mönchssitze mit Feuer und Schwert auszurotten. Vergeblich waren alle Hinweise auf Alter und hohen Ruf derselben und alle Bitten, den Befehl zurückzunehmen. Nobu- naga's Antwort lautete: "Diese Bonzen gehorchten nie meinem Befehl, sondern unterstützten stets die schlechten Kerle und widerstehen so der kaiserlichen Armee. Wenn ich sie jetzt nicht wegschaffe, wird diese Noth immer fortdauern. Ueberdies habe ich gehört, dass diese Priester ihre eigenen Regeln übertreten. Sie essen Fische und stin- kende Kräuter *), halten sich Concubinen und rollen die heiligen Schriften zusammen, statt darin zu lesen und zu beten. Wie können sie Wächter gegen das Böse **) und Bewahrer der Gerechtigkeit sein?" -- Am folgenden Tage wurde sein Befehl ausgeführt und Nichts geschont, vielmehr durch das Schwert vernichtet, was das Feuer übrig liess.
Zu Azuchiyama am Biwa-See hatte sich Nobunaga ein prächtiges Schloss erbaut und nicht weit davon auch den Jesuiten einen Platz zur Niederlassung angewiesen. Zwei mächtige buddhistische Secten, die Nichiren und Jodo, kamen hier im Jahre 1579 zu einem Religionsgespräche vor Nobunaga zusammen, über welches noch ein Buch existiert, das Azuchi-Ron (Religionsstreit von Azuchi). Bei der Gelegenheit entwickelte ein Zweig der Jodo in den Augen des Nobunaga so staatsgefährliche Ideen, dass ihn dieser unterdrückte.
*) Die fünf Laucharten, deren Genuss der Buddhismus untersagt, nämlich Porree, Scharlotte, Schnittlauch, Knoblauch und Zwiebeln.
**) Siehe pag. 255.
5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
Anfeindung der Bonzen in Schutz nahm. Sodann ging er direkt mit dem Schwerte vor, um ihre Festen, in welche manche buddhistische Klöster sich verwandelt hatten, zu brechen. So kam es denn, dass Nobunaga von den Buddhisten als Dämon und Wütherich angesehen wurde, der bemüht war, ihren Glauben auszurotten, während die Jesuiten und Historiographen der Kirche in Japan ihn als Freund und Gönner ihrer Sache rühmen.
Unter den buddhistischen Klöstern hatten namentlich zwei durch ihren grossen Reichthum und Einfluss, sowie als Festungen, in wel- chen Nobunaga’s Gegner stets Zuflucht und Stütze fanden, seinen Zorn erregt, nämlich das der Tendai-Secte auf dem Hiyesan am Biwasee und Hoanji, das mächtige Kloster der Shin- oder Ikko-Secte in Ôsaka, das spätere Schloss dieser Stadt.
Zu Seta am Nakasendô und Ausfluss des Biwasees, den Hiyesan und seine Klöster in Sicht, war es, wo Nobunaga im Jahre 1571 seinen Heerführern befahl, diese Mönchssitze mit Feuer und Schwert auszurotten. Vergeblich waren alle Hinweise auf Alter und hohen Ruf derselben und alle Bitten, den Befehl zurückzunehmen. Nobu- naga’s Antwort lautete: »Diese Bonzen gehorchten nie meinem Befehl, sondern unterstützten stets die schlechten Kerle und widerstehen so der kaiserlichen Armee. Wenn ich sie jetzt nicht wegschaffe, wird diese Noth immer fortdauern. Ueberdies habe ich gehört, dass diese Priester ihre eigenen Regeln übertreten. Sie essen Fische und stin- kende Kräuter *), halten sich Concubinen und rollen die heiligen Schriften zusammen, statt darin zu lesen und zu beten. Wie können sie Wächter gegen das Böse **) und Bewahrer der Gerechtigkeit sein?« — Am folgenden Tage wurde sein Befehl ausgeführt und Nichts geschont, vielmehr durch das Schwert vernichtet, was das Feuer übrig liess.
Zu Azuchiyama am Biwa-See hatte sich Nobunaga ein prächtiges Schloss erbaut und nicht weit davon auch den Jesuiten einen Platz zur Niederlassung angewiesen. Zwei mächtige buddhistische Secten, die Nichiren und Jôdô, kamen hier im Jahre 1579 zu einem Religionsgespräche vor Nobunaga zusammen, über welches noch ein Buch existiert, das Azuchi-Ron (Religionsstreit von Azuchi). Bei der Gelegenheit entwickelte ein Zweig der Jôdô in den Augen des Nobunaga so staatsgefährliche Ideen, dass ihn dieser unterdrückte.
*) Die fünf Laucharten, deren Genuss der Buddhismus untersagt, nämlich Porree, Scharlotte, Schnittlauch, Knoblauch und Zwiebeln.
**) Siehe pag. 255.
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Anfeindung der Bonzen in Schutz nahm. Sodann ging er direkt mit
dem Schwerte vor, um ihre Festen, in welche manche buddhistische
Klöster sich verwandelt hatten, zu brechen. So kam es denn, dass
Nobunaga von den Buddhisten als Dämon und Wütherich angesehen
wurde, der bemüht war, ihren Glauben auszurotten, während die
Jesuiten und Historiographen der Kirche in Japan ihn als Freund
und Gönner ihrer Sache rühmen.
Unter den buddhistischen Klöstern hatten namentlich zwei durch
ihren grossen Reichthum und Einfluss, sowie als Festungen, in wel-
chen Nobunaga’s Gegner stets Zuflucht und Stütze fanden, seinen
Zorn erregt, nämlich das der Tendai-Secte auf dem Hiyesan am
Biwasee und Hoanji, das mächtige Kloster der Shin- oder Ikko-Secte
in Ôsaka, das spätere Schloss dieser Stadt.
Zu Seta am Nakasendô und Ausfluss des Biwasees, den Hiyesan
und seine Klöster in Sicht, war es, wo Nobunaga im Jahre 1571
seinen Heerführern befahl, diese Mönchssitze mit Feuer und Schwert
auszurotten. Vergeblich waren alle Hinweise auf Alter und hohen
Ruf derselben und alle Bitten, den Befehl zurückzunehmen. Nobu-
naga’s Antwort lautete: »Diese Bonzen gehorchten nie meinem Befehl,
sondern unterstützten stets die schlechten Kerle und widerstehen so
der kaiserlichen Armee. Wenn ich sie jetzt nicht wegschaffe, wird
diese Noth immer fortdauern. Ueberdies habe ich gehört, dass diese
Priester ihre eigenen Regeln übertreten. Sie essen Fische und stin-
kende Kräuter *), halten sich Concubinen und rollen die heiligen
Schriften zusammen, statt darin zu lesen und zu beten. Wie können
sie Wächter gegen das Böse **) und Bewahrer der Gerechtigkeit
sein?« — Am folgenden Tage wurde sein Befehl ausgeführt und
Nichts geschont, vielmehr durch das Schwert vernichtet, was das
Feuer übrig liess.
Zu Azuchiyama am Biwa-See hatte sich Nobunaga ein prächtiges
Schloss erbaut und nicht weit davon auch den Jesuiten einen Platz
zur Niederlassung angewiesen. Zwei mächtige buddhistische Secten,
die Nichiren und Jôdô, kamen hier im Jahre 1579 zu einem
Religionsgespräche vor Nobunaga zusammen, über welches noch ein
Buch existiert, das Azuchi-Ron (Religionsstreit von Azuchi). Bei
der Gelegenheit entwickelte ein Zweig der Jôdô in den Augen des
Nobunaga so staatsgefährliche Ideen, dass ihn dieser unterdrückte.
*) Die fünf Laucharten, deren Genuss der Buddhismus untersagt, nämlich
Porree, Scharlotte, Schnittlauch, Knoblauch und Zwiebeln.
**) Siehe pag. 255.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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