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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
sich vorübergehend zu einer kleinen Flottenschau nach Osaka und
verlegte bald darauf seine Residenz nach Yedo.

Bevor dies jedoch geschehen konnte, musste die Stadt in den Hän-
den seiner Truppen sein. Dieselben zogen auf dem Tokaido, Nakasendo
und Koshiu-kaido nach ihr heran. Keiki, der Ex-Shogun, bereute wie-
der einmal seine letzten Handlungen und ihre Folgen, ermahnte seine
Vasallen, wiewohl meist vergeblich, zur Aufgabe des Widerstandes
und sandte einen Oberpriester und Verwandten des Mikado, sowie die
Wittwen seiner beiden Vorgänger, nach Sumpu in Suruga, dem da-
maligen Hauptquartier des Arisugawa, für ihn um Gnade zu bitten. In
Folge dessen wurde das Schloss den Kaiserlichen übergeben, welche
am 26. April in Yedo einzogen. Keiki ging nach Mito in die Verban-
nung, später nach Sumpu. Die meisten seiner Vasallen im Kuwanto,
sowie die reichen Bürger unterstützten Aidzu, Itagura und Ogasawara,
welche mit 22 anderen Daimio und vielen Hatamoto beschlossen
hatten, unbekümmert um Keiki den Kampf fortzusetzen *). Derselbe
wurde mit viel Geschick und grosser Tapferkeit von ihnen geführt,
kostete noch viel Gut und Blut, zog sich langsam mehr und mehr
nordwärts und endete endlich auf Yezo. Nur einige Vorgänge aus
demselben mögen hier Erwähnung finden.

Bei Uebergabe des Schlosses zu Yedo bemächtigte sich eine
Gruppe von Hatamoto und Samurai, welche sich Shogitai (die Pflicht-
klaren) nannten, des Parkes und grossen Tempels Toyeizan zu Uyeno
im Norden der Stadt, wo sie sich des Rinnoji-no-Miya (eines kaiser-
lichen Prinzen, der Oberpriester war) bemächtigten und diesen zum
Gegenkaiser machten. Am 4. Juli kam es in Uyeno zum Kampfe, bei
welchem der stattlichste und mit den schönsten Kunstwerken ausge-
stattete Tempel Yedos, der Toyeizan, bis zum Fundamente abbrannte.
Die Shogitai unterlagen und flüchteten zum Theil nach Aidzu, wohin
sie den Miya (kaiserlichen Prinzen) mitnahmen **).

*) Von den mächtigeren Feudalherren des Nordens gesellten sich nur Akita
und Tsugaru von Anfang des Streites an zu den Kaiserlichen, andere gingen
allmählich über, am standhaftesten blieben Aidzu, Shonai und Nambu.
**) Dieser Prinz führt jetzt den Namen Kita Shirakawa. Damals, obgleich
noch jung und unerfahren, war er einem alten Gesetz entsprechend Oberpriester
des To-yei-zan, dann mehrere Monate lang macht- und willenloser Gegenkaiser
in den Händen der Rebellen. Nach Besiegung derselben wurde er begnadigt
und vom Hofe nach Berlin gesandt, wo er drei Jahre lang militärischen Studien
oblag. Eine Verlobung, welche der Hof nicht billigte, war die Veranlassung
seiner Zurückberufung. Im Jahre 1879 half er die geographische Gesellschaft in
Tokio gründen und wurde ihr Präsident. Als solcher präsidierte er auch am
23. September bei dem Banket, welches die wissenschaftlichen Vereine der

I. Geschichte des japanischen Volkes.
sich vorübergehend zu einer kleinen Flottenschau nach Ôsaka und
verlegte bald darauf seine Residenz nach Yedo.

Bevor dies jedoch geschehen konnte, musste die Stadt in den Hän-
den seiner Truppen sein. Dieselben zogen auf dem Tôkaidô, Nakasendô
und Kôshiu-kaidô nach ihr heran. Keiki, der Ex-Shôgun, bereute wie-
der einmal seine letzten Handlungen und ihre Folgen, ermahnte seine
Vasallen, wiewohl meist vergeblich, zur Aufgabe des Widerstandes
und sandte einen Oberpriester und Verwandten des Mikado, sowie die
Wittwen seiner beiden Vorgänger, nach Sumpu in Suruga, dem da-
maligen Hauptquartier des Arisugawa, für ihn um Gnade zu bitten. In
Folge dessen wurde das Schloss den Kaiserlichen übergeben, welche
am 26. April in Yedo einzogen. Keiki ging nach Mito in die Verban-
nung, später nach Sumpu. Die meisten seiner Vasallen im Kuwantô,
sowie die reichen Bürger unterstützten Aidzu, Itagura und Ogasawara,
welche mit 22 anderen Daimio und vielen Hatamoto beschlossen
hatten, unbekümmert um Keiki den Kampf fortzusetzen *). Derselbe
wurde mit viel Geschick und grosser Tapferkeit von ihnen geführt,
kostete noch viel Gut und Blut, zog sich langsam mehr und mehr
nordwärts und endete endlich auf Yezo. Nur einige Vorgänge aus
demselben mögen hier Erwähnung finden.

Bei Uebergabe des Schlosses zu Yedo bemächtigte sich eine
Gruppe von Hatamoto und Samurai, welche sich Shôgitai (die Pflicht-
klaren) nannten, des Parkes und grossen Tempels Tôyeizan zu Uyeno
im Norden der Stadt, wo sie sich des Rinnôji-no-Miya (eines kaiser-
lichen Prinzen, der Oberpriester war) bemächtigten und diesen zum
Gegenkaiser machten. Am 4. Juli kam es in Uyeno zum Kampfe, bei
welchem der stattlichste und mit den schönsten Kunstwerken ausge-
stattete Tempel Yedos, der Tôyeizan, bis zum Fundamente abbrannte.
Die Shôgitai unterlagen und flüchteten zum Theil nach Aidzu, wohin
sie den Miya (kaiserlichen Prinzen) mitnahmen **).

*) Von den mächtigeren Feudalherren des Nordens gesellten sich nur Akita
und Tsugaru von Anfang des Streites an zu den Kaiserlichen, andere gingen
allmählich über, am standhaftesten blieben Aidzu, Shônai und Nambu.
**) Dieser Prinz führt jetzt den Namen Kita Shirakawa. Damals, obgleich
noch jung und unerfahren, war er einem alten Gesetz entsprechend Oberpriester
des Tô-yei-zan, dann mehrere Monate lang macht- und willenloser Gegenkaiser
in den Händen der Rebellen. Nach Besiegung derselben wurde er begnadigt
und vom Hofe nach Berlin gesandt, wo er drei Jahre lang militärischen Studien
oblag. Eine Verlobung, welche der Hof nicht billigte, war die Veranlassung
seiner Zurückberufung. Im Jahre 1879 half er die geographische Gesellschaft in
Tôkio gründen und wurde ihr Präsident. Als solcher präsidierte er auch am
23. September bei dem Banket, welches die wissenschaftlichen Vereine der
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[416/0444] I. Geschichte des japanischen Volkes. sich vorübergehend zu einer kleinen Flottenschau nach Ôsaka und verlegte bald darauf seine Residenz nach Yedo. Bevor dies jedoch geschehen konnte, musste die Stadt in den Hän- den seiner Truppen sein. Dieselben zogen auf dem Tôkaidô, Nakasendô und Kôshiu-kaidô nach ihr heran. Keiki, der Ex-Shôgun, bereute wie- der einmal seine letzten Handlungen und ihre Folgen, ermahnte seine Vasallen, wiewohl meist vergeblich, zur Aufgabe des Widerstandes und sandte einen Oberpriester und Verwandten des Mikado, sowie die Wittwen seiner beiden Vorgänger, nach Sumpu in Suruga, dem da- maligen Hauptquartier des Arisugawa, für ihn um Gnade zu bitten. In Folge dessen wurde das Schloss den Kaiserlichen übergeben, welche am 26. April in Yedo einzogen. Keiki ging nach Mito in die Verban- nung, später nach Sumpu. Die meisten seiner Vasallen im Kuwantô, sowie die reichen Bürger unterstützten Aidzu, Itagura und Ogasawara, welche mit 22 anderen Daimio und vielen Hatamoto beschlossen hatten, unbekümmert um Keiki den Kampf fortzusetzen *). Derselbe wurde mit viel Geschick und grosser Tapferkeit von ihnen geführt, kostete noch viel Gut und Blut, zog sich langsam mehr und mehr nordwärts und endete endlich auf Yezo. Nur einige Vorgänge aus demselben mögen hier Erwähnung finden. Bei Uebergabe des Schlosses zu Yedo bemächtigte sich eine Gruppe von Hatamoto und Samurai, welche sich Shôgitai (die Pflicht- klaren) nannten, des Parkes und grossen Tempels Tôyeizan zu Uyeno im Norden der Stadt, wo sie sich des Rinnôji-no-Miya (eines kaiser- lichen Prinzen, der Oberpriester war) bemächtigten und diesen zum Gegenkaiser machten. Am 4. Juli kam es in Uyeno zum Kampfe, bei welchem der stattlichste und mit den schönsten Kunstwerken ausge- stattete Tempel Yedos, der Tôyeizan, bis zum Fundamente abbrannte. Die Shôgitai unterlagen und flüchteten zum Theil nach Aidzu, wohin sie den Miya (kaiserlichen Prinzen) mitnahmen **). *) Von den mächtigeren Feudalherren des Nordens gesellten sich nur Akita und Tsugaru von Anfang des Streites an zu den Kaiserlichen, andere gingen allmählich über, am standhaftesten blieben Aidzu, Shônai und Nambu. **) Dieser Prinz führt jetzt den Namen Kita Shirakawa. Damals, obgleich noch jung und unerfahren, war er einem alten Gesetz entsprechend Oberpriester des Tô-yei-zan, dann mehrere Monate lang macht- und willenloser Gegenkaiser in den Händen der Rebellen. Nach Besiegung derselben wurde er begnadigt und vom Hofe nach Berlin gesandt, wo er drei Jahre lang militärischen Studien oblag. Eine Verlobung, welche der Hof nicht billigte, war die Veranlassung seiner Zurückberufung. Im Jahre 1879 half er die geographische Gesellschaft in Tôkio gründen und wurde ihr Präsident. Als solcher präsidierte er auch am 23. September bei dem Banket, welches die wissenschaftlichen Vereine der

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/444>, abgerufen am 22.11.2024.