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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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II. Ethnographie.
ihr Aussehen. Ihr voller Name ist Ni-o-kon-go, d. h. die zwei kühnen,
goldenen Könige. Ist es richtig, was v. Siebold in seinem Pantheon
behauptet, dass es ursprünglich Repräsentationen von Brahma und
Narayana waren, so beweist dies nur weiter, welch untergeordnete
Stellungen der Buddhismus diesen höchsten Gottheiten des alten indi-
schen Cultus den Buddhas gegenüber anwies*). Augen und Gesichts-
züge dieser Ni-o sind verdreht und die ganze Haltung ist eher vom
Tempel abschreckend. Der eine reisst den Mund dabei weit auf, der
andere schliesst ihn. Jener hält in der linken Hand eine Keule,
während der rechte Arm frei herunter hängt, der andere streckt beide
freie Arme abwärts und zwar die flache rechte Hand vor sich aus,
wie abwehrend, während er die linke zur Faust stramm zusammen
ballt. Nicht selten findet man auf der Innenseite des Ni-o-mon
(Zweikönigsthor) zwei Füchse, die Diener dieser hässlichen Ni-o, in
Stein ausgehauen auf der Erde sitzen, so dass dann die Sinnbilder
der Stärke und Klugheit vereint zu Wächtern bestellt erscheinen.
Folgen mehrere Thore auf einander, wie z. B. beim Tempel des
dritten Shogun in Nikko, so sind in der Regel noch andere Wachen
ausgestellt. Hier in Nikko hat auch die Innenseite des Ni-o-mon
jene beiden dämonischen Hüter, doch in umgekehrter Ordnung auf-
zuweisen. Hierauf folgt ein Hof, dann ein zweites Thor, Niten-
mon
genannt. Kleiner als die Ni-o, aber mit ähnlichen Mund- und
Augenstellungen, zeigen sich die beiden Niten, welche es bewachen,
auch noch darin verschieden, dass sie nicht wie jene ganz nackt auf-
treten. Der Körper desjenigen am rechten Thorpfosten ist grün, der
des andern roth angestrichen; ausserdem aber haben beide eine ver-
goldete Rüstung aufzuweisen. Auf der andern Seite der Thorpforte,
befindet sich rechts der roth angestrichene Raijin oder Kaminari-
sama
(Gott des Donners) und links in tiefem Blau der Fujin oder
Kaze-no-kami (Gott des Windes). Auch diese Götter fand ich
wesentlich verschieden von der Siebold'schen Darstellung. Der
Donnerer hält in jeder Hand vergoldete Trommelschläger von der
Form und Grösse unserer eisernen Handeln bei der Zimmergymnastik.
Auf dem Rücken trägt er einen grossen Reif, in welchem in gleichen
Abständen 9 flache Trommeln (taiko) sich befinden. Ueber beiden
Schultern liegen vergoldete Blitzstrahlen, mehr schlangenförmig, als
im Zickzack gebogen, welche wider die Trommeln schlagen. Der

*) Die Abbildungen derselben in Siebold's Pantheon sind gleich vielen
anderen grundfalsch und machen keineswegs den Eindruck der grimmigen mar-
tialen Gestalten, wie wir ihnen bei Hunderten von Tempelthoren begegnen.

II. Ethnographie.
ihr Aussehen. Ihr voller Name ist Ni-ô-kon-gô, d. h. die zwei kühnen,
goldenen Könige. Ist es richtig, was v. Siebold in seinem Pantheon
behauptet, dass es ursprünglich Repräsentationen von Brahmâ und
Narâyana waren, so beweist dies nur weiter, welch untergeordnete
Stellungen der Buddhismus diesen höchsten Gottheiten des alten indi-
schen Cultus den Buddhas gegenüber anwies*). Augen und Gesichts-
züge dieser Ni-ô sind verdreht und die ganze Haltung ist eher vom
Tempel abschreckend. Der eine reisst den Mund dabei weit auf, der
andere schliesst ihn. Jener hält in der linken Hand eine Keule,
während der rechte Arm frei herunter hängt, der andere streckt beide
freie Arme abwärts und zwar die flache rechte Hand vor sich aus,
wie abwehrend, während er die linke zur Faust stramm zusammen
ballt. Nicht selten findet man auf der Innenseite des Ni-ô-mon
(Zweikönigsthor) zwei Füchse, die Diener dieser hässlichen Ni-ô, in
Stein ausgehauen auf der Erde sitzen, so dass dann die Sinnbilder
der Stärke und Klugheit vereint zu Wächtern bestellt erscheinen.
Folgen mehrere Thore auf einander, wie z. B. beim Tempel des
dritten Shôgun in Nikkô, so sind in der Regel noch andere Wachen
ausgestellt. Hier in Nikkô hat auch die Innenseite des Ni-ô-mon
jene beiden dämonischen Hüter, doch in umgekehrter Ordnung auf-
zuweisen. Hierauf folgt ein Hof, dann ein zweites Thor, Niten-
mon
genannt. Kleiner als die Ni-ô, aber mit ähnlichen Mund- und
Augenstellungen, zeigen sich die beiden Niten, welche es bewachen,
auch noch darin verschieden, dass sie nicht wie jene ganz nackt auf-
treten. Der Körper desjenigen am rechten Thorpfosten ist grün, der
des andern roth angestrichen; ausserdem aber haben beide eine ver-
goldete Rüstung aufzuweisen. Auf der andern Seite der Thorpforte,
befindet sich rechts der roth angestrichene Raijin oder Kaminari-
sama
(Gott des Donners) und links in tiefem Blau der Fujin oder
Kaze-no-kami (Gott des Windes). Auch diese Götter fand ich
wesentlich verschieden von der Siebold’schen Darstellung. Der
Donnerer hält in jeder Hand vergoldete Trommelschläger von der
Form und Grösse unserer eisernen Handeln bei der Zimmergymnastik.
Auf dem Rücken trägt er einen grossen Reif, in welchem in gleichen
Abständen 9 flache Trommeln (taiko) sich befinden. Ueber beiden
Schultern liegen vergoldete Blitzstrahlen, mehr schlangenförmig, als
im Zickzack gebogen, welche wider die Trommeln schlagen. Der

*) Die Abbildungen derselben in Siebold’s Pantheon sind gleich vielen
anderen grundfalsch und machen keineswegs den Eindruck der grimmigen mar-
tialen Gestalten, wie wir ihnen bei Hunderten von Tempelthoren begegnen.
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[532/0568] II. Ethnographie. ihr Aussehen. Ihr voller Name ist Ni-ô-kon-gô, d. h. die zwei kühnen, goldenen Könige. Ist es richtig, was v. Siebold in seinem Pantheon behauptet, dass es ursprünglich Repräsentationen von Brahmâ und Narâyana waren, so beweist dies nur weiter, welch untergeordnete Stellungen der Buddhismus diesen höchsten Gottheiten des alten indi- schen Cultus den Buddhas gegenüber anwies *). Augen und Gesichts- züge dieser Ni-ô sind verdreht und die ganze Haltung ist eher vom Tempel abschreckend. Der eine reisst den Mund dabei weit auf, der andere schliesst ihn. Jener hält in der linken Hand eine Keule, während der rechte Arm frei herunter hängt, der andere streckt beide freie Arme abwärts und zwar die flache rechte Hand vor sich aus, wie abwehrend, während er die linke zur Faust stramm zusammen ballt. Nicht selten findet man auf der Innenseite des Ni-ô-mon (Zweikönigsthor) zwei Füchse, die Diener dieser hässlichen Ni-ô, in Stein ausgehauen auf der Erde sitzen, so dass dann die Sinnbilder der Stärke und Klugheit vereint zu Wächtern bestellt erscheinen. Folgen mehrere Thore auf einander, wie z. B. beim Tempel des dritten Shôgun in Nikkô, so sind in der Regel noch andere Wachen ausgestellt. Hier in Nikkô hat auch die Innenseite des Ni-ô-mon jene beiden dämonischen Hüter, doch in umgekehrter Ordnung auf- zuweisen. Hierauf folgt ein Hof, dann ein zweites Thor, Niten- mon genannt. Kleiner als die Ni-ô, aber mit ähnlichen Mund- und Augenstellungen, zeigen sich die beiden Niten, welche es bewachen, auch noch darin verschieden, dass sie nicht wie jene ganz nackt auf- treten. Der Körper desjenigen am rechten Thorpfosten ist grün, der des andern roth angestrichen; ausserdem aber haben beide eine ver- goldete Rüstung aufzuweisen. Auf der andern Seite der Thorpforte, befindet sich rechts der roth angestrichene Raijin oder Kaminari- sama (Gott des Donners) und links in tiefem Blau der Fujin oder Kaze-no-kami (Gott des Windes). Auch diese Götter fand ich wesentlich verschieden von der Siebold’schen Darstellung. Der Donnerer hält in jeder Hand vergoldete Trommelschläger von der Form und Grösse unserer eisernen Handeln bei der Zimmergymnastik. Auf dem Rücken trägt er einen grossen Reif, in welchem in gleichen Abständen 9 flache Trommeln (taiko) sich befinden. Ueber beiden Schultern liegen vergoldete Blitzstrahlen, mehr schlangenförmig, als im Zickzack gebogen, welche wider die Trommeln schlagen. Der *) Die Abbildungen derselben in Siebold’s Pantheon sind gleich vielen anderen grundfalsch und machen keineswegs den Eindruck der grimmigen mar- tialen Gestalten, wie wir ihnen bei Hunderten von Tempelthoren begegnen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 532. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/568>, abgerufen am 22.11.2024.