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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem Geistlichen Stande.
quomodo beatos credere debeam, qui nullo ex virtute fructu percepto, etiam
propter eam pereunt. Quod si immortales sunt nostrae animae, ut quidam existi-
mant, aut post relictum corpus aliquanto durant tempore bonorum virorum lon-
gissimo, malorum contra perbrevi, non contemnendum praemium virtutis studio-
sos sequitur, etiamsi fortuna usi sunt parum propitia, videlicet bene audir ea viven-
tibus, & frui diuturna sui memoria d. lib. Et Iuvenal. Poeta si recte mensini spiran-
tesque crocos & in urna perpetuum ver, pollicetur beatis.)

Seynd demnach drey Bücher darauß Gott zu erkennen/ als 1. das Buch der
Natur/ davon S. Paulus an gemeldetem Ort redet/ in dict. Epist. ad Rom. cap. 1.
v. 20. Sapient. c. 13. v. 1. & seqq. Syracid. cap. 43. per tot.
da er solches weitleufftig
außführet/ Esaiae cap. 40. v. 26. Das ander ist das Buch der Creatur oder deß Ge-
schöpffs Gottes/ davon auch Paulus redet. Dahero David recht saget Psalm. 19.
die Himmel erzehlen die Ehre GOttes/ vnd die Veste verkündigen seiner Hände
Wercke.

Das dritte Buch ist Scripturae, oder das Buch der heiligen Göttlichen
Schrifft welches vns die rechte Wissenschafft von Gott/ vnd allein den Weg zur
Seeligkeit durch Christum zeiget 2. ad Timoth. cap. 3. v. 15. & seqq. Ein Liecht in
der Finsternus/ vnd ein Leuchte vnsern Füssen auff vnsern Wegen Psalm. 119. 2.
Petr. 1. v. 19. darvon vnten Axiomate XX. ein mehrers angeführet.

Jst derowegen auß den beyden ersten Büchern nemblich der Natur vnnd
Creatur allen Menschen so viel offenbahret vnd ins Hertz gleichsamb geschrieben/
daß ein GOtt sey/ aber die Lehr von Christo/ seiner Person vnd Mitler Ampt/ vnd
daß er der Welt Heyland vnd vnsere Gerechtigkeit ist/ kan allein auß dem Buch
der H. Schrifft/ wor durch das Geheimnuß offenbahret/ das von der Welt hero
verborgen gewesen ist Rom. 16. v. 25. & 26. erlernet vnd erkand werden.



AXIOMA V.
Der Geistliche Stand hat vornehmlich die Religion oder
Gottesdienst zu versehen.

ES ist zwar die Religion eine Verwandnuß vnd Pflicht eines jeden Men-
schen gegen Gott als den Schöpffer vnd Erhalter aller Dinge. (Religio est
jus hominis cujusvis erga Deum, per naturam omnium cordibus quasi in-
scriptum l. 1. in fin. & l. 2. ff. de just. & jur. adde Rom. cap. 1. v. 19. & seqq.
)

Vnd dahero ein Bonum Commune aller Menschen/ in allen Ständen/ de-
ren ewiges Gut concernirend vnd betreffend/ derowegen vnser Axioma also ge-
setzet/ daß der Geistliche Stand vornehmlich damit occupiret sey/ dann sonst allen

Menschen
B

Von dem Geiſtlichen Stande.
quomodo beatos credere debeam, qui nullo ex virtute fructu percepto, etiam
propter eam pereunt. Quod ſi immortales ſunt noſtræ animæ, ut quidam exiſti-
mant, aut poſt relictum corpus aliquanto durant tempore bonorum virorum lon-
giſſimo, malorum contra perbrevi, non contemnendum præmium virtutis ſtudio-
ſos ſequitur, etiamſi fortuna uſi ſunt parum propitia, videlicet benè audir eà viven-
tibus, & frui diuturna ſui memoria d. lib. Et Iuvenal. Poeta ſi rectè mensini ſpiran-
teſque crocos & in urna perpetuum ver, pollicetur beatis.)

Seynd demnach drey Buͤcher darauß Gott zu erkennen/ als 1. das Buch der
Natur/ davon S. Paulus an gemeldetem Ort redet/ in dict. Epiſt. ad Rom. cap. 1.
v. 20. Sapient. c. 13. v. 1. & ſeqq. Syracid. cap. 43. per tot.
da er ſolches weitleufftig
außfuͤhret/ Eſaiæ cap. 40. v. 26. Das ander iſt das Buch der Creatur oder deß Ge-
ſchoͤpffs Gottes/ davon auch Paulus redet. Dahero David recht ſaget Pſalm. 19.
die Himmel erzehlen die Ehre GOttes/ vnd die Veſte verkuͤndigen ſeiner Haͤnde
Wercke.

Das dritte Buch iſt Scripturæ, oder das Buch der heiligen Goͤttlichen
Schrifft welches vns die rechte Wiſſenſchafft von Gott/ vnd allein den Weg zur
Seeligkeit durch Chriſtum zeiget 2. ad Timoth. cap. 3. v. 15. & ſeqq. Ein Liecht in
der Finſternus/ vnd ein Leuchte vnſern Füſſen auff vnſern Wegen Pſalm. 119. 2.
Petr. 1. v. 19. darvon vnten Axiomate XX. ein mehrers angefuͤhret.

Jſt derowegen auß den beyden erſten Buͤchern nemblich der Natur vnnd
Creatur allen Menſchen ſo viel offenbahret vnd ins Hertz gleichſamb geſchrieben/
daß ein GOtt ſey/ aber die Lehr von Chriſto/ ſeiner Perſon vnd Mitler Ampt/ vnd
daß er der Welt Heyland vnd vnſere Gerechtigkeit iſt/ kan allein auß dem Buch
der H. Schrifft/ wor durch das Geheimnuß offenbahret/ das von der Welt hero
verborgen geweſen iſt Rom. 16. v. 25. & 26. erlernet vnd erkand werden.



AXIOMA V.
Der Geiſtliche Stand hat vornehmlich die Religion oder
Gottesdienſt zu verſehen.

ES iſt zwar die Religion eine Verwandnuß vnd Pflicht eines jeden Men-
ſchen gegen Gott als den Schoͤpffer vnd Erhalter aller Dinge. (Religio eſt
jus hominis cujusvis erga Deum, per naturam omnium cordibus quaſi in-
ſcriptum l. 1. in fin. & l. 2. ff. de juſt. & jur. adde Rom. cap. 1. v. 19. & ſeqq.
)

Vnd dahero ein Bonum Commune aller Menſchen/ in allen Staͤnden/ de-
ren ewiges Gut concernirend vnd betreffend/ derowegen vnſer Axioma alſo ge-
ſetzet/ daß der Geiſtliche Stand vornehmlich damit occupiret ſey/ dann ſonſt allen

Menſchen
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[9/0075] Von dem Geiſtlichen Stande. quomodo beatos credere debeam, qui nullo ex virtute fructu percepto, etiam propter eam pereunt. Quod ſi immortales ſunt noſtræ animæ, ut quidam exiſti- mant, aut poſt relictum corpus aliquanto durant tempore bonorum virorum lon- giſſimo, malorum contra perbrevi, non contemnendum præmium virtutis ſtudio- ſos ſequitur, etiamſi fortuna uſi ſunt parum propitia, videlicet benè audir eà viven- tibus, & frui diuturna ſui memoria d. lib. Et Iuvenal. Poeta ſi rectè mensini ſpiran- teſque crocos & in urna perpetuum ver, pollicetur beatis.) Seynd demnach drey Buͤcher darauß Gott zu erkennen/ als 1. das Buch der Natur/ davon S. Paulus an gemeldetem Ort redet/ in dict. Epiſt. ad Rom. cap. 1. v. 20. Sapient. c. 13. v. 1. & ſeqq. Syracid. cap. 43. per tot. da er ſolches weitleufftig außfuͤhret/ Eſaiæ cap. 40. v. 26. Das ander iſt das Buch der Creatur oder deß Ge- ſchoͤpffs Gottes/ davon auch Paulus redet. Dahero David recht ſaget Pſalm. 19. die Himmel erzehlen die Ehre GOttes/ vnd die Veſte verkuͤndigen ſeiner Haͤnde Wercke. Das dritte Buch iſt Scripturæ, oder das Buch der heiligen Goͤttlichen Schrifft welches vns die rechte Wiſſenſchafft von Gott/ vnd allein den Weg zur Seeligkeit durch Chriſtum zeiget 2. ad Timoth. cap. 3. v. 15. & ſeqq. Ein Liecht in der Finſternus/ vnd ein Leuchte vnſern Füſſen auff vnſern Wegen Pſalm. 119. 2. Petr. 1. v. 19. darvon vnten Axiomate XX. ein mehrers angefuͤhret. Jſt derowegen auß den beyden erſten Buͤchern nemblich der Natur vnnd Creatur allen Menſchen ſo viel offenbahret vnd ins Hertz gleichſamb geſchrieben/ daß ein GOtt ſey/ aber die Lehr von Chriſto/ ſeiner Perſon vnd Mitler Ampt/ vnd daß er der Welt Heyland vnd vnſere Gerechtigkeit iſt/ kan allein auß dem Buch der H. Schrifft/ wor durch das Geheimnuß offenbahret/ das von der Welt hero verborgen geweſen iſt Rom. 16. v. 25. & 26. erlernet vnd erkand werden. AXIOMA V. Der Geiſtliche Stand hat vornehmlich die Religion oder Gottesdienſt zu verſehen. ES iſt zwar die Religion eine Verwandnuß vnd Pflicht eines jeden Men- ſchen gegen Gott als den Schoͤpffer vnd Erhalter aller Dinge. (Religio eſt jus hominis cujusvis erga Deum, per naturam omnium cordibus quaſi in- ſcriptum l. 1. in fin. & l. 2. ff. de juſt. & jur. adde Rom. cap. 1. v. 19. & ſeqq.) Vnd dahero ein Bonum Commune aller Menſchen/ in allen Staͤnden/ de- ren ewiges Gut concernirend vnd betreffend/ derowegen vnſer Axioma alſo ge- ſetzet/ daß der Geiſtliche Stand vornehmlich damit occupiret ſey/ dann ſonſt allen Menſchen B

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/75>, abgerufen am 21.11.2024.