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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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mein Schatz. Süß, sagt Bruder Belford,
sind die Freuden, die aus willigem Her-
zen kommen.

Sie bietet mir ihren purpurnen Mund;
(denn ihre Corallnen Lippen werden dann lau-
ter Purpur seyn) Seufze nicht so, mein Engel!
- - Glücklichere Stunden sollen deine nachge-
bende Liebe beseeligen, als dein stolzer Wider-
stand that.

Noch einmal drücke deinen glänzenden weis-
sen Nacken an meine heißen Lippen, den du
noch neulich so hoch trugest! - -

Ach! mein Schatz!

Noch einmal! - -

Liebenswürdige Gefälligkeit! - -

O meine ewig-blühende Schöne! - - Jch
habe dich genug versucher! - - Die morgende
Sonne - -

Dann stehe ich auf, und drücke den schlagen-
den Busen meiner Göttin an mein beredtes Herz.

Nunmehr bekennt doch dein gedemüthigter
Stolz seine Verbindlichkeit gegen mich! - -

Die morgende Sonne - - Dann reisse ich
mich von der schamrothen stummen Schönen
loß, und gehe im Zimmer herum; die morgen-
de Sonne soll mit ihren güldenen Strahlen den
Altar erleuchten, vor welchem ich dir meine Ge-
lübde bezahlen will!

Dann, Bruder, welche Entzückung! Dann
trinken die Sonnenstrahlen, die aus ihren frö-
lichen Augen hervorschiessen, auf einmal die

kostba-



mein Schatz. Suͤß, ſagt Bruder Belford,
ſind die Freuden, die aus willigem Her-
zen kommen.

Sie bietet mir ihren purpurnen Mund;
(denn ihre Corallnen Lippen werden dann lau-
ter Purpur ſeyn) Seufze nicht ſo, mein Engel!
‒ ‒ Gluͤcklichere Stunden ſollen deine nachge-
bende Liebe beſeeligen, als dein ſtolzer Wider-
ſtand that.

Noch einmal druͤcke deinen glaͤnzenden weiſ-
ſen Nacken an meine heißen Lippen, den du
noch neulich ſo hoch trugeſt! ‒ ‒

Ach! mein Schatz!

Noch einmal! ‒ ‒

Liebenswuͤrdige Gefaͤlligkeit! ‒ ‒

O meine ewig-bluͤhende Schoͤne! ‒ ‒ Jch
habe dich genug verſucher! ‒ ‒ Die morgende
Sonne ‒ ‒

Dann ſtehe ich auf, und druͤcke den ſchlagen-
den Buſen meiner Goͤttin an mein beredtes Herz.

Nunmehr bekennt doch dein gedemuͤthigter
Stolz ſeine Verbindlichkeit gegen mich! ‒ ‒

Die morgende Sonne ‒ ‒ Dann reiſſe ich
mich von der ſchamrothen ſtummen Schoͤnen
loß, und gehe im Zimmer herum; die morgen-
de Sonne ſoll mit ihren guͤldenen Strahlen den
Altar erleuchten, vor welchem ich dir meine Ge-
luͤbde bezahlen will!

Dann, Bruder, welche Entzuͤckung! Dann
trinken die Sonnenſtrahlen, die aus ihren froͤ-
lichen Augen hervorſchieſſen, auf einmal die

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[132/0140] mein Schatz. Suͤß, ſagt Bruder Belford, ſind die Freuden, die aus willigem Her- zen kommen. Sie bietet mir ihren purpurnen Mund; (denn ihre Corallnen Lippen werden dann lau- ter Purpur ſeyn) Seufze nicht ſo, mein Engel! ‒ ‒ Gluͤcklichere Stunden ſollen deine nachge- bende Liebe beſeeligen, als dein ſtolzer Wider- ſtand that. Noch einmal druͤcke deinen glaͤnzenden weiſ- ſen Nacken an meine heißen Lippen, den du noch neulich ſo hoch trugeſt! ‒ ‒ Ach! mein Schatz! Noch einmal! ‒ ‒ Liebenswuͤrdige Gefaͤlligkeit! ‒ ‒ O meine ewig-bluͤhende Schoͤne! ‒ ‒ Jch habe dich genug verſucher! ‒ ‒ Die morgende Sonne ‒ ‒ Dann ſtehe ich auf, und druͤcke den ſchlagen- den Buſen meiner Goͤttin an mein beredtes Herz. Nunmehr bekennt doch dein gedemuͤthigter Stolz ſeine Verbindlichkeit gegen mich! ‒ ‒ Die morgende Sonne ‒ ‒ Dann reiſſe ich mich von der ſchamrothen ſtummen Schoͤnen loß, und gehe im Zimmer herum; die morgen- de Sonne ſoll mit ihren guͤldenen Strahlen den Altar erleuchten, vor welchem ich dir meine Ge- luͤbde bezahlen will! Dann, Bruder, welche Entzuͤckung! Dann trinken die Sonnenſtrahlen, die aus ihren froͤ- lichen Augen hervorſchieſſen, auf einmal die koſtba-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/140>, abgerufen am 23.11.2024.