Nun, weiß ich, wirst du Schwierigkeiten machen, wie das deine Art ist; inzwischen daß ich mich bemühen muß, sie zu überwinden. Meine übrigen Vasallen haben mir auch ihre Zweifel vorgeleget, und ich bin so gnädig ge- wesen, sie zu heben. Das will ich dir auch thun, wenn ich deine Einwürfe nur jetzt erst, auf dei- ne mir wolbekannte phlegmatische Art vorge- stellet habe.
Vors erste wirst du fragen: was soll mit dem Hickmann angefangen werden? welcher in vollem Anzuge, geschmückt und geputzt da seyn wird, um der alten Tante zu zeigen, was für ein verteufeltes hübsches Bürschgen sie zum Vetter bekommen wird.
Das will ich dir sagen. - - Hickmann wird nach seiner Höflichkeit das Frauenzimmer al- lein in der Cajüte lassen, und um seine Lebens- art und Muth zugleich zu zeigen, auf dem Verdeck seyn.
Wol, wenn er das nun wäre?
Wenn er das nun wäre? - - Wie? ich hof- fe doch, es wird dem Ganmore oder sonst ei- nem, oder mir selbst, (wenn ja ein andrer Be- denken trägt) leicht seyn, daß ich in meinem Brustlatz und grossem Nachtrocke, wenn er da stehet, und als ein junger Lehr-Bursche das Maul aufsperret, und gaffet, auf ihn zu stol- pere, und ihn über Bord werfe! Ein herr- licher Einfall! Nicht wahr? Belford! - - Denn der Kerl ist in dem Briefwechsel der bei-
den
Nun, weiß ich, wirſt du Schwierigkeiten machen, wie das deine Art iſt; inzwiſchen daß ich mich bemuͤhen muß, ſie zu uͤberwinden. Meine uͤbrigen Vaſallen haben mir auch ihre Zweifel vorgeleget, und ich bin ſo gnaͤdig ge- weſen, ſie zu heben. Das will ich dir auch thun, wenn ich deine Einwuͤrfe nur jetzt erſt, auf dei- ne mir wolbekannte phlegmatiſche Art vorge- ſtellet habe.
Vors erſte wirſt du fragen: was ſoll mit dem Hickmann angefangen werden? welcher in vollem Anzuge, geſchmuͤckt und geputzt da ſeyn wird, um der alten Tante zu zeigen, was fuͤr ein verteufeltes huͤbſches Buͤrſchgen ſie zum Vetter bekommen wird.
Das will ich dir ſagen. ‒ ‒ Hickmann wird nach ſeiner Hoͤflichkeit das Frauenzimmer al- lein in der Cajuͤte laſſen, und um ſeine Lebens- art und Muth zugleich zu zeigen, auf dem Verdeck ſeyn.
Wol, wenn er das nun waͤre?
Wenn er das nun waͤre? ‒ ‒ Wie? ich hof- fe doch, es wird dem Ganmore oder ſonſt ei- nem, oder mir ſelbſt, (wenn ja ein andrer Be- denken traͤgt) leicht ſeyn, daß ich in meinem Bruſtlatz und groſſem Nachtrocke, wenn er da ſtehet, und als ein junger Lehr-Burſche das Maul aufſperret, und gaffet, auf ihn zu ſtol- pere, und ihn uͤber Bord werfe! Ein herr- licher Einfall! Nicht wahr? Belford! ‒ ‒ Denn der Kerl iſt in dem Briefwechſel der bei-
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Nun, weiß ich, wirſt du Schwierigkeiten
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Meine uͤbrigen Vaſallen haben mir auch ihre
Zweifel vorgeleget, und ich bin ſo gnaͤdig ge-
weſen, ſie zu heben. Das will ich dir auch thun,
wenn ich deine Einwuͤrfe nur jetzt erſt, auf dei-
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ſtellet habe.
Vors erſte wirſt du fragen: was ſoll mit
dem Hickmann angefangen werden? welcher
in vollem Anzuge, geſchmuͤckt und geputzt da
ſeyn wird, um der alten Tante zu zeigen, was
fuͤr ein verteufeltes huͤbſches Buͤrſchgen ſie
zum Vetter bekommen wird.
Das will ich dir ſagen. ‒ ‒ Hickmann wird
nach ſeiner Hoͤflichkeit das Frauenzimmer al-
lein in der Cajuͤte laſſen, und um ſeine Lebens-
art und Muth zugleich zu zeigen, auf dem
Verdeck ſeyn.
Wol, wenn er das nun waͤre?
Wenn er das nun waͤre? ‒ ‒ Wie? ich hof-
fe doch, es wird dem Ganmore oder ſonſt ei-
nem, oder mir ſelbſt, (wenn ja ein andrer Be-
denken traͤgt) leicht ſeyn, daß ich in meinem
Bruſtlatz und groſſem Nachtrocke, wenn er da
ſtehet, und als ein junger Lehr-Burſche das
Maul aufſperret, und gaffet, auf ihn zu ſtol-
pere, und ihn uͤber Bord werfe! Ein herr-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/180>, abgerufen am 21.11.2024.
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