zurück bis an die Krankheit von dem Jpe- eacuanha.
Nie habe ich mit seiner Gottheit vorher so vertraut geschwatzet. Du kannst also glauben, daß mir seine Sprache sehr fremd in den Ohren klang. Darauf sagte er mir, wie oft ich kaltes Wasser in die schönste Flamme gegossen hätte, die je eines Frauenzimmers Brust er- wärmet, da sie noch so jung und kaum aufge- stiegen wäre.
Jch forderte eine Erklärung von der rech- ten Art von Liebe. Er versuchte es, sie mir zu geben, aber es gieng ihm jämmerlich von der Hand. Und ich will des Henkers seyn! ich konnte mich nicht überzeugen, daß das, was er zu erheben glaubte, Liebe sei.
Kurz, wir hatten über die Sache einen merkwürdigen Streit, worin er auf das un- vergleiche Verdienst der Fräulein drang. Doch ich überwand ihn. Denn er ward auf einmal ganz stumm, da ich, ohne ihren gegenwärtigen Eigensinn anzuführen, womit ich alle seine Gründe hinlänglich hätte beantworten können, behauptete, und es durch tausend Exempel, die mir den Augenblick einfielen, zu beweisen ver- sprach, daß Liebe nie durch das Verdienst re- gieret würde, oder unter der Macht der Klug- heit und der übrigen Kräfte des Verstandes stünde. Wenn ja die Fräulein einer Liebe fä- hig wäre, so wäre sie doch von solcher Art, wo-
mit
zuruͤck bis an die Krankheit von dem Jpe- eacuanha.
Nie habe ich mit ſeiner Gottheit vorher ſo vertraut geſchwatzet. Du kannſt alſo glauben, daß mir ſeine Sprache ſehr fremd in den Ohren klang. Darauf ſagte er mir, wie oft ich kaltes Waſſer in die ſchoͤnſte Flamme gegoſſen haͤtte, die je eines Frauenzimmers Bruſt er- waͤrmet, da ſie noch ſo jung und kaum aufge- ſtiegen waͤre.
Jch forderte eine Erklaͤrung von der rech- ten Art von Liebe. Er verſuchte es, ſie mir zu geben, aber es gieng ihm jaͤmmerlich von der Hand. Und ich will des Henkers ſeyn! ich konnte mich nicht uͤberzeugen, daß das, was er zu erheben glaubte, Liebe ſei.
Kurz, wir hatten uͤber die Sache einen merkwuͤrdigen Streit, worin er auf das un- vergleiche Verdienſt der Fraͤulein drang. Doch ich uͤberwand ihn. Denn er ward auf einmal ganz ſtumm, da ich, ohne ihren gegenwaͤrtigen Eigenſinn anzufuͤhren, womit ich alle ſeine Gruͤnde hinlaͤnglich haͤtte beantworten koͤnnen, behauptete, und es durch tauſend Exempel, die mir den Augenblick einfielen, zu beweiſen ver- ſprach, daß Liebe nie durch das Verdienſt re- gieret wuͤrde, oder unter der Macht der Klug- heit und der uͤbrigen Kraͤfte des Verſtandes ſtuͤnde. Wenn ja die Fraͤulein einer Liebe faͤ- hig waͤre, ſo waͤre ſie doch von ſolcher Art, wo-
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zuruͤck bis an die Krankheit von dem Jpe-
eacuanha.
Nie habe ich mit ſeiner Gottheit vorher ſo
vertraut geſchwatzet. Du kannſt alſo glauben,
daß mir ſeine Sprache ſehr fremd in den Ohren
klang. Darauf ſagte er mir, wie oft ich
kaltes Waſſer in die ſchoͤnſte Flamme gegoſſen
haͤtte, die je eines Frauenzimmers Bruſt er-
waͤrmet, da ſie noch ſo jung und kaum aufge-
ſtiegen waͤre.
Jch forderte eine Erklaͤrung von der rech-
ten Art von Liebe. Er verſuchte es, ſie
mir zu geben, aber es gieng ihm jaͤmmerlich
von der Hand. Und ich will des Henkers
ſeyn! ich konnte mich nicht uͤberzeugen, daß
das, was er zu erheben glaubte, Liebe
ſei.
Kurz, wir hatten uͤber die Sache einen
merkwuͤrdigen Streit, worin er auf das un-
vergleiche Verdienſt der Fraͤulein drang. Doch
ich uͤberwand ihn. Denn er ward auf einmal
ganz ſtumm, da ich, ohne ihren gegenwaͤrtigen
Eigenſinn anzufuͤhren, womit ich alle ſeine
Gruͤnde hinlaͤnglich haͤtte beantworten koͤnnen,
behauptete, und es durch tauſend Exempel, die
mir den Augenblick einfielen, zu beweiſen ver-
ſprach, daß Liebe nie durch das Verdienſt re-
gieret wuͤrde, oder unter der Macht der Klug-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/208>, abgerufen am 27.11.2024.
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