[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.nieren, und durch ihre verbindliche Munter- keit, noch mehr erhöhet. Doch mochte sie gemeiniglich lieber andre sin- Sie fand ein Vergnügen darin, ein verdien- Sie hatte eine Gabe, ausserordentliche Din- Auch ernsthafte Dinge erhielten von der Wir können am richtigsten von Leuten ur- Da ich noch sehr jung war, hatte ich den Feh- lichkeit,
nieren, und durch ihre verbindliche Munter- keit, noch mehr erhoͤhet. Doch mochte ſie gemeiniglich lieber andre ſin- Sie fand ein Vergnuͤgen darin, ein verdien- Sie hatte eine Gabe, auſſerordentliche Din- Auch ernſthafte Dinge erhielten von der Wir koͤnnen am richtigſten von Leuten ur- Da ich noch ſehr jung war, hatte ich den Feh- lichkeit,
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nieren, und durch ihre verbindliche Munter-
keit, noch mehr erhoͤhet.
Doch mochte ſie gemeiniglich lieber andre ſin-
gen und ſpielen hoͤren, als ſelbſt ſingen und
ſpielen.
Sie fand ein Vergnuͤgen darin, ein verdien-
tes Lob zu ertheilen. Aber ſie that es auf eine
ſolche Art, daß man nicht den geringſten Ver-
dacht auf ſie warf, als wenn ſie es thaͤte, um
wieder gelobet zu werden; ſo ſehr ſie es nach
dem allgemeinen Urtheil auch verdiente.
Sie hatte eine Gabe, auſſerordentliche Din-
ge mit einer ſo leichten Art zu ſagen, daß je-
derman dachte, er wuͤrde daſſelbe geſagt ha-
ben, obgleich Witz und Genie dazu gehoͤrte, ſie
zu ſagen.
Auch ernſthafte Dinge erhielten von der
freundlichen Mine, mit welcher ſie ſolche vor-
brachte, und durch die augenſcheinlich gute
Abſicht, eine muntere Geſtalt, ohne etwas von
ihrer Staͤrke zu verlieren.
Wir koͤnnen am richtigſten von Leuten ur-
theilen, wenn wir auf ihr Betragen bei den
gemeinſten Gelegenheiten Acht geben. Jch will
ein par Exempel anfuͤhren, wo ſie die Gutheit
hatte, mich bei einer ſolchen Gelegenheit zu recht
zu weiſen.
Da ich noch ſehr jung war, hatte ich den Feh-
ler der Leute, die ſich gern viel noͤthigen laſſen,
wenn ſie ſingen ſollen. Sie heilte mich davon,
gleich im Anfange unſrer gluͤcklichen Vertrau-
lichkeit,
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