[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.der That - - was soll ich sagen? - - Doch das will ich sagen, daß Sie gute junge Herren unser Geschlecht ganz und gar nicht kennen. Soll ichs Jhnen sagen? - - Aber warum soll ich? Doch ich will Jhnen sagen, wenn mein Aenngen nicht überhaupt gut von Jhnen däch- te, so ist sie zu grosmüthig, als daß sie Jh- nen so frei begegnen sollte, wie sie thut. - - Halten Sie sie denn nicht für dreist genug, daß sie mir sagen würde, sie wollte Sie nicht mehr sehen, und daß sie sich weigern würde, Sie zu keiner Zeit zu sehen, da sie weiß, in welcher Absicht Sie kommen, wenn sie Jhnen nicht im Herzen ein bisgen gut wäre? - - Fy! Daß ich Jhnen das so deutlich schreiben muß, da ich es Jhnen wol hundert und hundertmal mündlich zu verstehen gegeben habe! Aber, wenn Sie gleichgültig sind, Herr fähr- B 5
der That ‒ ‒ was ſoll ich ſagen? ‒ ‒ Doch das will ich ſagen, daß Sie gute junge Herren unſer Geſchlecht ganz und gar nicht kennen. Soll ichs Jhnen ſagen? ‒ ‒ Aber warum ſoll ich? Doch ich will Jhnen ſagen, wenn mein Aenngen nicht uͤberhaupt gut von Jhnen daͤch- te, ſo iſt ſie zu grosmuͤthig, als daß ſie Jh- nen ſo frei begegnen ſollte, wie ſie thut. ‒ ‒ Halten Sie ſie denn nicht fuͤr dreiſt genug, daß ſie mir ſagen wuͤrde, ſie wollte Sie nicht mehr ſehen, und daß ſie ſich weigern wuͤrde, Sie zu keiner Zeit zu ſehen, da ſie weiß, in welcher Abſicht Sie kommen, wenn ſie Jhnen nicht im Herzen ein bisgen gut waͤre? ‒ ‒ Fy! Daß ich Jhnen das ſo deutlich ſchreiben muß, da ich es Jhnen wol hundert und hundertmal muͤndlich zu verſtehen gegeben habe! Aber, wenn Sie gleichguͤltig ſind, Herr faͤhr- B 5
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der That ‒ ‒ was ſoll ich ſagen? ‒ ‒ Doch das
will ich ſagen, daß Sie gute junge Herren
unſer Geſchlecht ganz und gar nicht kennen.
Soll ichs Jhnen ſagen? ‒ ‒ Aber warum ſoll
ich? Doch ich will Jhnen ſagen, wenn mein
Aenngen nicht uͤberhaupt gut von Jhnen daͤch-
te, ſo iſt ſie zu grosmuͤthig, als daß ſie Jh-
nen ſo frei begegnen ſollte, wie ſie thut. ‒ ‒
Halten Sie ſie denn nicht fuͤr dreiſt genug, daß
ſie mir ſagen wuͤrde, ſie wollte Sie nicht mehr
ſehen, und daß ſie ſich weigern wuͤrde, Sie zu
keiner Zeit zu ſehen, da ſie weiß, in welcher
Abſicht Sie kommen, wenn ſie Jhnen nicht im
Herzen ein bisgen gut waͤre? ‒ ‒ Fy! Daß ich
Jhnen das ſo deutlich ſchreiben muß, da ich es
Jhnen wol hundert und hundertmal muͤndlich
zu verſtehen gegeben habe!
Aber, wenn Sie gleichguͤltig ſind, Herr
Hickmann, ‒ ‒ wenn Sie meinen, daß Sie
ſich ihrer wunderlichen Einfaͤlle wegen von ihr
trennen koͤnnen. ‒ ‒ Wenn meine Gutheit fuͤr
Sie ‒ ‒ Jch muß Jhnen ſagen, Herr Hick-
mann, mein Aenngen iſt wol werth, daß man
ihr etwas zu Gute haͤlt. Wenn ſie wunderlich
iſt, ‒ ‒ wem haben wir das zu danken? Nicht
wahr, ihrem Witze? Laſſen Sie ſich das ſagen,
mein Herr, wenn Sie das Gute haben wol-
len, ſo muͤſſen Sie das Schlimme mit vorlieb
nehmen. Welcher Handwerksmann hat nicht
gerne ein ſcharfes Werkzeug, damit zu arbei-
ten? Aber iſt ein ſcharfes Werkzeug nicht ge-
faͤhr-
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