[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.fährlicher als ein stumpfes? Und welcher Hand- werksmann wird ein scharfes Werkzeug weg- werfen, weil er sich die Finger damit verletzen kann? Der Witz kan mit einem scharfen Werk- zeuge verglichen werden, und es ist würklich so etwas artiges in dem Witze, das muß ich Jhnen sagen. Oft, sehr oft habe ich zu ihren schalkhaften Einfällen über mich lächeln müs- sen, wenn ich sie hätte darum schlagen können. Und muß ich nicht mein Theil mit ihr aus- stehen? Aber warum das? Weil ich sie liebe. Und wünschten Sie nicht, daß ich Jhre Liebe gegen sie nach der meinigen beurtheilen sollte? Und Sie wollten nichts von ihr hinnehmen? Sie lieben das Mädgen doch auch, obgleich mit einer andern Art von Liebe, so wol als ich? Jch versichre Sie, mein Herr, wenn ich wüßte, daß Sie das nicht thäten - - Doch es ist offenbar, daß Sie sie nicht lieben! Jst es aber offenbar? - - Nun wolan, so müssen Sie thun, was Sie für das Beste halten! Freilich müßte man an der Aufrichtigkeit so
faͤhrlicher als ein ſtumpfes? Und welcher Hand- werksmann wird ein ſcharfes Werkzeug weg- werfen, weil er ſich die Finger damit verletzen kann? Der Witz kan mit einem ſcharfen Werk- zeuge verglichen werden, und es iſt wuͤrklich ſo etwas artiges in dem Witze, das muß ich Jhnen ſagen. Oft, ſehr oft habe ich zu ihren ſchalkhaften Einfaͤllen uͤber mich laͤcheln muͤſ- ſen, wenn ich ſie haͤtte darum ſchlagen koͤnnen. Und muß ich nicht mein Theil mit ihr aus- ſtehen? Aber warum das? Weil ich ſie liebe. Und wuͤnſchten Sie nicht, daß ich Jhre Liebe gegen ſie nach der meinigen beurtheilen ſollte? Und Sie wollten nichts von ihr hinnehmen? Sie lieben das Maͤdgen doch auch, obgleich mit einer andern Art von Liebe, ſo wol als ich? Jch verſichre Sie, mein Herr, wenn ich wuͤßte, daß Sie das nicht thaͤten ‒ ‒ Doch es iſt offenbar, daß Sie ſie nicht lieben! Jſt es aber offenbar? ‒ ‒ Nun wolan, ſo muͤſſen Sie thun, was Sie fuͤr das Beſte halten! Freilich muͤßte man an der Aufrichtigkeit ſo
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faͤhrlicher als ein ſtumpfes? Und welcher Hand-
werksmann wird ein ſcharfes Werkzeug weg-
werfen, weil er ſich die Finger damit verletzen
kann? Der Witz kan mit einem ſcharfen Werk-
zeuge verglichen werden, und es iſt wuͤrklich
ſo etwas artiges in dem Witze, das muß ich
Jhnen ſagen. Oft, ſehr oft habe ich zu ihren
ſchalkhaften Einfaͤllen uͤber mich laͤcheln muͤſ-
ſen, wenn ich ſie haͤtte darum ſchlagen koͤnnen.
Und muß ich nicht mein Theil mit ihr aus-
ſtehen? Aber warum das? Weil ich ſie liebe.
Und wuͤnſchten Sie nicht, daß ich Jhre Liebe
gegen ſie nach der meinigen beurtheilen ſollte?
Und Sie wollten nichts von ihr hinnehmen?
Sie lieben das Maͤdgen doch auch, obgleich
mit einer andern Art von Liebe, ſo wol als
ich? Jch verſichre Sie, mein Herr, wenn
ich wuͤßte, daß Sie das nicht thaͤten ‒ ‒ Doch
es iſt offenbar, daß Sie ſie nicht lieben! Jſt es
aber offenbar? ‒ ‒ Nun wolan, ſo muͤſſen Sie
thun, was Sie fuͤr das Beſte halten!
Freilich muͤßte man an der Aufrichtigkeit
Jhrer Liebe zweifeln, ſagen Sie, wenn Sie
gleich dem Herrn Solmes ‒ ‒ Kikel ‒ Kakel!
Sie ſind ein verfaͤnglicher Menſch, glaube
ich! ‒ ‒ Hat mein Aenngen Jhnen wol ſo
deutlich einen Korb gegeben, als Fraͤulein Claͤr-
gen dem Herrn Solmes? Liebet mein Aenn-
gen eine andre Mannsperſon mehr, als Sie,
ob ſie gleich Jhnen ihre Liebe nicht ſo ſehr zei-
gen, wie Sie wuͤnſchen. Wenn ſie das thaͤte;
ſo
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