[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753."lich ihre Warscheinlichkeit, weil sie voraus- "setzen, daß die Historie nach einer Reihe von "Begebenheiten geschrieben ist, da sie schon ih- "ren Ausgang erreichet hatte. Denn dies ist "ein Umstand, der bei den Personen, die sie er- "lebet haben, eine Stärke des Gedächtnisses er- "fordert, die ihres gleichen nicht hat, und alle "Warscheinlichkeit übersteiget, weil es dieselben "in den Stand setzen muß, nach einer Zeit von "Jahren, bei einer kurzen Unterredung nicht "einen kleinen Umstand vorbei zu lassen. Oder "es setzet auch eine noch unwarscheinlichere Ver- "traulichkeit zwischen allen diesen Personen und "dem Verfasser voraus." "Jndessen bleibt bei einer Geschichte, die in Wir (*) Diese Stelle ist aus einer Critick der Ge- schichte der Clarissa übersetzet, welche im Französischen geschrieben, und zu Amster- dam herausgekommen ist. Die ganze Critick hat Z 3
„lich ihre Warſcheinlichkeit, weil ſie voraus- „ſetzen, daß die Hiſtorie nach einer Reihe von „Begebenheiten geſchrieben iſt, da ſie ſchon ih- „ren Ausgang erreichet hatte. Denn dies iſt „ein Umſtand, der bei den Perſonen, die ſie er- „lebet haben, eine Staͤrke des Gedaͤchtniſſes er- „fordert, die ihres gleichen nicht hat, und alle „Warſcheinlichkeit uͤberſteiget, weil es dieſelben „in den Stand ſetzen muß, nach einer Zeit von „Jahren, bei einer kurzen Unterredung nicht „einen kleinen Umſtand vorbei zu laſſen. Oder „es ſetzet auch eine noch unwarſcheinlichere Ver- „traulichkeit zwiſchen allen dieſen Perſonen und „dem Verfaſſer voraus.” „Jndeſſen bleibt bei einer Geſchichte, die in Wir (*) Dieſe Stelle iſt aus einer Critick der Ge- ſchichte der Clariſſa uͤberſetzet, welche im Franzoͤſiſchen geſchrieben, und zu Amſter- dam herausgekommen iſt. Die ganze Critick hat Z 3
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„lich ihre Warſcheinlichkeit, weil ſie voraus-
„ſetzen, daß die Hiſtorie nach einer Reihe von
„Begebenheiten geſchrieben iſt, da ſie ſchon ih-
„ren Ausgang erreichet hatte. Denn dies iſt
„ein Umſtand, der bei den Perſonen, die ſie er-
„lebet haben, eine Staͤrke des Gedaͤchtniſſes er-
„fordert, die ihres gleichen nicht hat, und alle
„Warſcheinlichkeit uͤberſteiget, weil es dieſelben
„in den Stand ſetzen muß, nach einer Zeit von
„Jahren, bei einer kurzen Unterredung nicht
„einen kleinen Umſtand vorbei zu laſſen. Oder
„es ſetzet auch eine noch unwarſcheinlichere Ver-
„traulichkeit zwiſchen allen dieſen Perſonen und
„dem Verfaſſer voraus.”
„Jndeſſen bleibt bei einer Geſchichte, die in
„Briefen erzaͤhlet wird, eine Schwierigkeit.
„Es iſt nemlich nothwendig, ſich bei allen Cha-
„rackteren einen ungemeinen Geſchmack am
„Briefſchreiben zu gedenken, und ſich vorzu-
„ſtellen, daß ſie keinen Umſtand, keine merk-
„wuͤrdige Unterredung vorbeigehen laſſen, ohne
„es unmittelbar niederzuſchreiben. Allein was
„die Aufbewahrung der Briefe betrift, die ein-
„mal geſchrieben ſind, dafuͤr hat der Autor
„mit groſſer Scharfſinnigkeit geſorget, dieſen
„Umſtand hoͤchſt warſcheinlich zu machen.” (*)
Wir
(*) Dieſe Stelle iſt aus einer Critick der Ge-
ſchichte der Clariſſa uͤberſetzet, welche im
Franzoͤſiſchen geſchrieben, und zu Amſter-
dam herausgekommen iſt. Die ganze Critick
hat
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