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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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Mädgen sagen, wenn ich würklich starke
Schritte zu meiner Bekehrung gethan haben
sollte. Denn du siehest leicht, indem ich Tag
und Nacht mit solcher Emsigkeit dies einzige
bezaubernde Mädgen verfolge, daß ich unend-
lich weniger zu verantworten habe, als ich sonst
gehabt hätte. Laß sehen, wie viel Tage und
Nächte? Vierzig, glaube ich, sind schon nach
eröfneten Laufgräben, bloß auf das Untergra-
ben angewand, und ist noch nicht eine Mine
gesprungen!

Ein Dutzend Raubvögel, wenn ich nur we-
nig rechne, möchten leicht gefallen seyn, indem
ich nur versucht habe, diese einzige Lerche zu fan-
gen; und doch sehe ich noch nicht, wie ich sie
auf meinen Vogelheerd bringen will. Dis sind
also so viel unschuldige Tage mehr! - - Doch
wenn ich meine herumirrende freie Lebensart
ändre, das wird hoffentlich die sicherste Art
seyn, alle meine Endzwecke zu erreichen, ob es
gleich langsam damit zugehen wird.

Dann wirst du auch ein Verdienst haben,
Bruder, daß du meine Feder beschäftigest, weil
doch sonst deine Zeit schlimmer angewendet wer-
den würde. Und wer weiß endlich, vielleicht
wird noch wol eine würkliche Bekehrung dar-
aus, wenn wir auf Unkosten unsrer alten Ge-
wohnheiten neue schaffen.

Jch habe mein Wort von mir gegeben, und ich
glaube, es muß doch ein Vergnügen darin seyn,
wenn man fromm ist; das Gegentheil von dem,

was



Maͤdgen ſagen, wenn ich wuͤrklich ſtarke
Schritte zu meiner Bekehrung gethan haben
ſollte. Denn du ſieheſt leicht, indem ich Tag
und Nacht mit ſolcher Emſigkeit dies einzige
bezaubernde Maͤdgen verfolge, daß ich unend-
lich weniger zu verantworten habe, als ich ſonſt
gehabt haͤtte. Laß ſehen, wie viel Tage und
Naͤchte? Vierzig, glaube ich, ſind ſchon nach
eroͤfneten Laufgraͤben, bloß auf das Untergra-
ben angewand, und iſt noch nicht eine Mine
geſprungen!

Ein Dutzend Raubvoͤgel, wenn ich nur we-
nig rechne, moͤchten leicht gefallen ſeyn, indem
ich nur verſucht habe, dieſe einzige Lerche zu fan-
gen; und doch ſehe ich noch nicht, wie ich ſie
auf meinen Vogelheerd bringen will. Dis ſind
alſo ſo viel unſchuldige Tage mehr! ‒ ‒ Doch
wenn ich meine herumirrende freie Lebensart
aͤndre, das wird hoffentlich die ſicherſte Art
ſeyn, alle meine Endzwecke zu erreichen, ob es
gleich langſam damit zugehen wird.

Dann wirſt du auch ein Verdienſt haben,
Bruder, daß du meine Feder beſchaͤftigeſt, weil
doch ſonſt deine Zeit ſchlimmer angewendet wer-
den wuͤrde. Und wer weiß endlich, vielleicht
wird noch wol eine wuͤrkliche Bekehrung dar-
aus, wenn wir auf Unkoſten unſrer alten Ge-
wohnheiten neue ſchaffen.

Jch habe mein Wort von mir gegeben, und ich
glaube, es muß doch ein Vergnuͤgen darin ſeyn,
wenn man fromm iſt; das Gegentheil von dem,

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[34/0042] Maͤdgen ſagen, wenn ich wuͤrklich ſtarke Schritte zu meiner Bekehrung gethan haben ſollte. Denn du ſieheſt leicht, indem ich Tag und Nacht mit ſolcher Emſigkeit dies einzige bezaubernde Maͤdgen verfolge, daß ich unend- lich weniger zu verantworten habe, als ich ſonſt gehabt haͤtte. Laß ſehen, wie viel Tage und Naͤchte? Vierzig, glaube ich, ſind ſchon nach eroͤfneten Laufgraͤben, bloß auf das Untergra- ben angewand, und iſt noch nicht eine Mine geſprungen! Ein Dutzend Raubvoͤgel, wenn ich nur we- nig rechne, moͤchten leicht gefallen ſeyn, indem ich nur verſucht habe, dieſe einzige Lerche zu fan- gen; und doch ſehe ich noch nicht, wie ich ſie auf meinen Vogelheerd bringen will. Dis ſind alſo ſo viel unſchuldige Tage mehr! ‒ ‒ Doch wenn ich meine herumirrende freie Lebensart aͤndre, das wird hoffentlich die ſicherſte Art ſeyn, alle meine Endzwecke zu erreichen, ob es gleich langſam damit zugehen wird. Dann wirſt du auch ein Verdienſt haben, Bruder, daß du meine Feder beſchaͤftigeſt, weil doch ſonſt deine Zeit ſchlimmer angewendet wer- den wuͤrde. Und wer weiß endlich, vielleicht wird noch wol eine wuͤrkliche Bekehrung dar- aus, wenn wir auf Unkoſten unſrer alten Ge- wohnheiten neue ſchaffen. Jch habe mein Wort von mir gegeben, und ich glaube, es muß doch ein Vergnuͤgen darin ſeyn, wenn man fromm iſt; das Gegentheil von dem, was

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/42>, abgerufen am 21.11.2024.