Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



und ich bin ein armer nichtswirdiger Kerl, so
künnen ihre Knaden alles uf sich nemen.

Unterdessen bin ich doch
ihre Knaden
dreiester Knecht zu allen Diensten

den 15. und 16. Abrill.
Joseph Lemann.
Antwort
von
Herrn Lovelace an Joseph Lemann.

Ehrlicher Joseph,

Jhr habet eine schlechtere Meinung von eu-
rer Erfindung, als ihr haben solltet. Jch muß
sie noch einmal rühmen. Unter den einfältigen
Leuten kenne ich nicht viele, die einen so guten
Kopf haben, als ihr. Wie oft hat eure Vor-
sicht und Behutsamkeit meinen Wünschen in sol-
chen Fällen ein Genüge gethan, die ich nicht
vorher sehen konnte, weil ich nicht wußte, wie
meine Haupt-Ordres ablaufen würden, oder
was sich etwa bei deren Ausführung zutragen
möchte! Jhr trauet euren eignen Geschicklich-
keiten gar zu wenig, ehrlicher Joseph, das ist
euer Fehler. Aber da dieser Fehler aus eurer
natürlichen Bescheidenheit herrühret; so seid
ihr desfals mehr zu bedauren, als zu tadeln.

Die Sache mit der Jungfer Betterton war
ein Jugend-Streich. Jch mag meiner Erfin-

dung
F 3



und ich bin ein armer nichtswirdiger Kerl, ſo
kuͤnnen ihre Knaden alles uf ſich nemen.

Unterdeſſen bin ich doch
ihre Knaden
dreieſter Knecht zu allen Dienſten

den 15. und 16. Abrill.
Joſeph Lemann.
Antwort
von
Herrn Lovelace an Joſeph Lemann.

Ehrlicher Joſeph,

Jhr habet eine ſchlechtere Meinung von eu-
rer Erfindung, als ihr haben ſolltet. Jch muß
ſie noch einmal ruͤhmen. Unter den einfaͤltigen
Leuten kenne ich nicht viele, die einen ſo guten
Kopf haben, als ihr. Wie oft hat eure Vor-
ſicht und Behutſamkeit meinen Wuͤnſchen in ſol-
chen Faͤllen ein Genuͤge gethan, die ich nicht
vorher ſehen konnte, weil ich nicht wußte, wie
meine Haupt-Ordres ablaufen wuͤrden, oder
was ſich etwa bei deren Ausfuͤhrung zutragen
moͤchte! Jhr trauet euren eignen Geſchicklich-
keiten gar zu wenig, ehrlicher Joſeph, das iſt
euer Fehler. Aber da dieſer Fehler aus eurer
natuͤrlichen Beſcheidenheit herruͤhret; ſo ſeid
ihr desfals mehr zu bedauren, als zu tadeln.

Die Sache mit der Jungfer Betterton war
ein Jugend-Streich. Jch mag meiner Erfin-

dung
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0093" n="85"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
und ich bin ein armer nichtswirdiger Kerl, &#x017F;o<lb/>
ku&#x0364;nnen ihre Knaden alles uf &#x017F;ich nemen.</p><lb/>
          <closer>
            <salute><hi rendition="#et">Unterde&#x017F;&#x017F;en bin ich doch<lb/>
ihre Knaden<lb/>
dreie&#x017F;ter Knecht zu allen Dien&#x017F;ten</hi><lb/>
den 15. und 16. Abrill.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph Lemann.</hi></hi></salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Antwort</hi></hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herrn Lovelace an Jo&#x017F;eph Lemann.</hi></head><lb/>
          <dateline> <hi rendition="#et">Montags den 17. Aprill.</hi> </dateline><lb/>
          <salute> <hi rendition="#et">Ehrlicher <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph,</hi></hi> </salute><lb/>
          <p>Jhr habet eine &#x017F;chlechtere Meinung von eu-<lb/>
rer Erfindung, als ihr haben &#x017F;olltet. Jch muß<lb/>
&#x017F;ie noch einmal ru&#x0364;hmen. Unter den einfa&#x0364;ltigen<lb/>
Leuten kenne ich nicht viele, die einen &#x017F;o guten<lb/>
Kopf haben, als ihr. Wie oft hat eure Vor-<lb/>
&#x017F;icht und Behut&#x017F;amkeit meinen Wu&#x0364;n&#x017F;chen in &#x017F;ol-<lb/>
chen Fa&#x0364;llen ein Genu&#x0364;ge gethan, die ich nicht<lb/>
vorher &#x017F;ehen konnte, weil ich nicht wußte, wie<lb/>
meine Haupt-Ordres ablaufen wu&#x0364;rden, oder<lb/>
was &#x017F;ich etwa bei deren Ausfu&#x0364;hrung zutragen<lb/>
mo&#x0364;chte! Jhr trauet euren eignen Ge&#x017F;chicklich-<lb/>
keiten gar zu wenig, ehrlicher <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;eph,</hi> das i&#x017F;t<lb/>
euer Fehler. Aber da die&#x017F;er Fehler aus eurer<lb/>
natu&#x0364;rlichen <hi rendition="#fr">Be&#x017F;cheidenheit</hi> herru&#x0364;hret; &#x017F;o &#x017F;eid<lb/>
ihr desfals mehr zu <hi rendition="#fr">bedauren,</hi> als zu <hi rendition="#fr">tadeln.</hi></p><lb/>
          <p>Die Sache mit der Jungfer <hi rendition="#fr">Betterton</hi> war<lb/>
ein Jugend-Streich. Jch mag meiner Erfin-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch">dung</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0093] und ich bin ein armer nichtswirdiger Kerl, ſo kuͤnnen ihre Knaden alles uf ſich nemen. Unterdeſſen bin ich doch ihre Knaden dreieſter Knecht zu allen Dienſten den 15. und 16. Abrill. Joſeph Lemann. Antwort von Herrn Lovelace an Joſeph Lemann. Montags den 17. Aprill. Ehrlicher Joſeph, Jhr habet eine ſchlechtere Meinung von eu- rer Erfindung, als ihr haben ſolltet. Jch muß ſie noch einmal ruͤhmen. Unter den einfaͤltigen Leuten kenne ich nicht viele, die einen ſo guten Kopf haben, als ihr. Wie oft hat eure Vor- ſicht und Behutſamkeit meinen Wuͤnſchen in ſol- chen Faͤllen ein Genuͤge gethan, die ich nicht vorher ſehen konnte, weil ich nicht wußte, wie meine Haupt-Ordres ablaufen wuͤrden, oder was ſich etwa bei deren Ausfuͤhrung zutragen moͤchte! Jhr trauet euren eignen Geſchicklich- keiten gar zu wenig, ehrlicher Joſeph, das iſt euer Fehler. Aber da dieſer Fehler aus eurer natuͤrlichen Beſcheidenheit herruͤhret; ſo ſeid ihr desfals mehr zu bedauren, als zu tadeln. Die Sache mit der Jungfer Betterton war ein Jugend-Streich. Jch mag meiner Erfin- dung F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/93
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/93>, abgerufen am 27.11.2024.