Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806.
se zuletzt stürbe, so müßte man sich aus Ver- zweiflung das Leben nehmen. Schildwacht soll ich stehn! mitten in der Nacht! Bin ich denn etwa eine Fledermaus? O, du elendes Menschengeschlecht, hättest du keine Diebe, so brauchtest du keine Wachten, und hättest du keine Mörder, so brauchtest du keine Schilde, item keine Schildwachten, und ein ehrlicher Mensch könnte schlafen, anstatt er jetzt der Spitzbuben halber wachen muß. -- Aber wartet nur, ich will doch wohl schla- fen. Sie haben vergessen, daß hier ein Wald stehet, und daß ich wenigstens unter 20 Mil- lionen Betten die Wahl habe. -- Frisch hin- auf, es schläft sich doch nirgends besser, als auf einem Baume. -- So recht! hier will ich sitzen -- Bravo! Sehr bequem! -- Wenn ich's recht nehme, so bin ich wahrhaftig noch der allerglücklichste Mensch in der Welt, eben, weil ich nur ein halber Mensch und halb ein Vogel bin. Er trallert den ersten Vers des vorstehenden Liedes, und schläft auf dem Baume ein. Papagena von Leporello geführt, (eine Fackel in der Hand.) Leporello. Wie gesagt, meine Kleine, wenn Sie den
se zuletzt stürbe, so müßte man sich aus Ver- zweiflung das Leben nehmen. Schildwacht soll ich stehn! mitten in der Nacht! Bin ich denn etwa eine Fledermaus? O, du elendes Menschengeschlecht, hättest du keine Diebe, so brauchtest du keine Wachten, und hättest du keine Mörder, so brauchtest du keine Schilde, item keine Schildwachten, und ein ehrlicher Mensch könnte schlafen, anstatt er jetzt der Spitzbuben halber wachen muß. — Aber wartet nur, ich will doch wohl schla- fen. Sie haben vergessen, daß hier ein Wald stehet, und daß ich wenigstens unter 20 Mil- lionen Betten die Wahl habe. — Frisch hin- auf, es schläft sich doch nirgends besser, als auf einem Baume. — So recht! hier will ich sitzen — Bravo! Sehr bequem! — Wenn ich's recht nehme, so bin ich wahrhaftig noch der allerglücklichste Mensch in der Welt, eben, weil ich nur ein halber Mensch und halb ein Vogel bin. Er trallert den ersten Vers des vorstehenden Liedes, und schläft auf dem Baume ein. Papagena von Leporello geführt, (eine Fackel in der Hand.) Leporello. Wie gesagt, meine Kleine, wenn Sie den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#PAPO"> <p><pb facs="#f0114" n="110"/> se zuletzt stürbe, so müßte man sich aus Ver-<lb/> zweiflung das Leben nehmen. Schildwacht<lb/> soll ich stehn! mitten in der Nacht! Bin ich<lb/> denn etwa eine Fledermaus? O, du elendes<lb/> Menschengeschlecht, hättest du keine Diebe,<lb/> so brauchtest du keine Wachten, und hättest<lb/> du keine Mörder, so brauchtest du keine<lb/> Schilde, item keine Schildwachten, und ein<lb/> ehrlicher Mensch könnte schlafen, anstatt er<lb/> jetzt der Spitzbuben halber wachen muß. —<lb/> Aber wartet nur, ich will doch wohl schla-<lb/> fen. Sie haben vergessen, daß hier ein Wald<lb/> stehet, und daß ich wenigstens unter 20 Mil-<lb/> lionen Betten die Wahl habe. — Frisch hin-<lb/> auf, es schläft sich doch nirgends besser, als<lb/> auf einem Baume. — So recht! hier will<lb/> ich sitzen — Bravo! Sehr bequem! — Wenn<lb/> ich's recht nehme, so bin ich wahrhaftig noch<lb/> der allerglücklichste Mensch in der Welt, eben,<lb/> weil ich nur ein halber Mensch und halb<lb/> ein Vogel bin.</p><lb/> <stage>Er trallert den ersten Vers des vorstehenden Liedes,<lb/> und schläft auf dem Baume ein.</stage> </sp><lb/> <p>Papagena von Leporello geführt,</p><lb/> <stage>(eine Fackel in der Hand.)</stage><lb/> <sp who="#LEP"> <speaker>Leporello.</speaker><lb/> <p>Wie gesagt, meine Kleine, wenn Sie den<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0114]
se zuletzt stürbe, so müßte man sich aus Ver-
zweiflung das Leben nehmen. Schildwacht
soll ich stehn! mitten in der Nacht! Bin ich
denn etwa eine Fledermaus? O, du elendes
Menschengeschlecht, hättest du keine Diebe,
so brauchtest du keine Wachten, und hättest
du keine Mörder, so brauchtest du keine
Schilde, item keine Schildwachten, und ein
ehrlicher Mensch könnte schlafen, anstatt er
jetzt der Spitzbuben halber wachen muß. —
Aber wartet nur, ich will doch wohl schla-
fen. Sie haben vergessen, daß hier ein Wald
stehet, und daß ich wenigstens unter 20 Mil-
lionen Betten die Wahl habe. — Frisch hin-
auf, es schläft sich doch nirgends besser, als
auf einem Baume. — So recht! hier will
ich sitzen — Bravo! Sehr bequem! — Wenn
ich's recht nehme, so bin ich wahrhaftig noch
der allerglücklichste Mensch in der Welt, eben,
weil ich nur ein halber Mensch und halb
ein Vogel bin.
Er trallert den ersten Vers des vorstehenden Liedes,
und schläft auf dem Baume ein.
Papagena von Leporello geführt,
(eine Fackel in der Hand.)
Leporello.
Wie gesagt, meine Kleine, wenn Sie den
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/114 |
Zitationshilfe: | Robert, Ludwig: Die Sylphen. Berlin, 1806, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_sylphen_1806/114>, abgerufen am 16.02.2025. |