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Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802.

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der ganze Osten scheint in Flammen. Jhr
Feuer spannt die Erwartung lang vorher
auf das Gestirn, eh es sich zeigt. Jeden
Augenblick glaubt man sie zu sehn: endlich
sieht man sie. Ein strahlender Punkt
geht aus wie ein Blitz und erfüllt alsbald
den ganzen Raum; der Schleyer der Fin-
sterniß lüstet sich und sinkt: der Mensch
erkennt wieder seinen Wohnplatz und fin-
det ihn verschönt. Das Grün hat wäh-
rend der Nacht eine neue Lebhaftigkeit ge-
wonnen: der tagende Morgen, der es
erhellt, die ersten Strahlen, die es ver-
golden, zeigen es rings mit einem Ge-
webe von Perlenthau bedeckt, welches dem
Auge Licht und Farben zuwirft. Die Vö-
gel vereinigen sich in Chöre und grüßen
einstimmig den Vater des Lebens: keiner
schweigt in diesem Augenblick. Jhr noch
schwaches Gezwitscher ist langsamer und
sanfter, als den übrigen Tag: es spricht

der ganze Oſten ſcheint in Flammen. Jhr
Feuer ſpannt die Erwartung lang vorher
auf das Geſtirn, eh es ſich zeigt. Jeden
Augenblick glaubt man ſie zu ſehn: endlich
ſieht man ſie. Ein ſtrahlender Punkt
geht aus wie ein Blitz und erfuͤllt alsbald
den ganzen Raum; der Schleyer der Fin-
ſterniß luͤſtet ſich und ſinkt: der Menſch
erkennt wieder ſeinen Wohnplatz und fin-
det ihn verſchoͤnt. Das Gruͤn hat waͤh-
rend der Nacht eine neue Lebhaftigkeit ge-
wonnen: der tagende Morgen, der es
erhellt, die erſten Strahlen, die es ver-
golden, zeigen es rings mit einem Ge-
webe von Perlenthau bedeckt, welches dem
Auge Licht und Farben zuwirft. Die Voͤ-
gel vereinigen ſich in Choͤre und gruͤßen
einſtimmig den Vater des Lebens: keiner
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[213/0217] der ganze Oſten ſcheint in Flammen. Jhr Feuer ſpannt die Erwartung lang vorher auf das Geſtirn, eh es ſich zeigt. Jeden Augenblick glaubt man ſie zu ſehn: endlich ſieht man ſie. Ein ſtrahlender Punkt geht aus wie ein Blitz und erfuͤllt alsbald den ganzen Raum; der Schleyer der Fin- ſterniß luͤſtet ſich und ſinkt: der Menſch erkennt wieder ſeinen Wohnplatz und fin- det ihn verſchoͤnt. Das Gruͤn hat waͤh- rend der Nacht eine neue Lebhaftigkeit ge- wonnen: der tagende Morgen, der es erhellt, die erſten Strahlen, die es ver- golden, zeigen es rings mit einem Ge- webe von Perlenthau bedeckt, welches dem Auge Licht und Farben zuwirft. Die Voͤ- gel vereinigen ſich in Choͤre und gruͤßen einſtimmig den Vater des Lebens: keiner ſchweigt in dieſem Augenblick. Jhr noch ſchwaches Gezwitſcher iſt langſamer und ſanfter, als den uͤbrigen Tag: es ſpricht

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Zitationshilfe: Schelle, Karl Gottlob: Die Spatziergänge oder die Kunst spatzieren zu gehen. Leipzig, 1802, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schelle_spatziergaenge_1802/217>, abgerufen am 24.11.2024.