Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli. Du wirst dir selber mehr als kausend Teuffel schaden.145. Christus verursacht nur haß und streit. Meinstu daß Christus dir bringt Lieb und Einigkeit: Nein wahrlich: wo er ist entstehet haß und streit. 146. Die Welt ist von Ewigkeit. Weil Gott der ewige die Welt schuf ausser zeit: So ists ja Sonnen-klar daß sie von ewigkeit. 147. Jn Gott ist alles gleiche. Jn Gott ist alles eins. Der minst im Himmelreich: Jst Christo unsrem Herrn und seiner Mutter gleich. 148. Jn der Ewigkeit geschiht alls zu- gleiche. Dort in der Ewigkeit geschihet alls zugleich Es ist kein vor noch nach/ wie hier im Zeitenreich. 149. Alle Menschen müssen ein Mensch werden. Der vielheit ist Gott feind: Drumb zieht er uns so ein: Daß alle Menschen solln in Christo einer seyn. 150. Jm Himmel ist alles gemein. Jm Himmel lebt man wol: Niemand hat was allein: Was einer hat/ daß ist den Seelgen alln gemein. 151. Ein jeder geneust der andren Seelig- keit. Marien Seeligkeit/ und jhres Sohns deß süssen/ Werd' ich so völliglich alß beyde selbst geniessen. 152. Was ein Heiliger hat/ daß ist der andren auch. Was hier die Heiligen mit grosser müh erlangt/ Wird in der Seeligkeit mir alls umb sonst geschankt. 153. Ein
Johannis Angeli. Du wirſt dir ſelber mehr als kauſend Teuffel ſchaden.145. Chriſtus verurſacht nur haß und ſtreit. Meinſtu daß Chriſtus dir bringt Lieb und Einigkeit: Nein wahrlich: wo er iſt entſtehet haß und ſtreit. 146. Die Welt iſt von Ewigkeit. Weil Gott der ewige die Welt ſchuf auſſer zeit: So iſts ja Sonnen-klar daß ſie von ewigkeit. 147. Jn Gott iſt alles gleiche. Jn Gott iſt alles eins. Der minſt im Himmelreich: Jſt Chriſto unſrem Herꝛn und ſeiner Mutter gleich. 148. Jn der Ewigkeit geſchiht alls zu- gleiche. Dort in der Ewigkeit geſchihet alls zugleich Es iſt kein vor noch nach/ wie hier im Zeitenreich. 149. Alle Menſchen muͤſſen ein Menſch werden. Der vielheit iſt Gott feind: Drumb zieht er uns ſo ein: Daß alle Menſchen ſolln in Chriſto einer ſeyn. 150. Jm Himmel iſt alles gemein. Jm Him̃el lebt man wol: Niemand hat was allein: Was einer hat/ daß iſt den Seelgen alln gemein. 151. Ein jeder geneuſt der andrẽ Seelig- keit. Marien Seeligkeit/ und jhres Sohns deß ſuͤſſen/ Werd’ ich ſo voͤlliglich alß beyde ſelbſt genieſſen. 152. Was ein Heiliger hat/ daß iſt der andren auch. Was hier die Heiligen mit groſſer muͤh erlangt/ Wird in der Seeligkeit mir alls umb ſonſt geſchankt. 153. Ein
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Johannis Angeli.
Du wirſt dir ſelber mehr als kauſend Teuffel ſchaden.
145. Chriſtus verurſacht nur haß und
ſtreit.
Meinſtu daß Chriſtus dir bringt Lieb und Einigkeit:
Nein wahrlich: wo er iſt entſtehet haß und ſtreit.
146. Die Welt iſt von Ewigkeit.
Weil Gott der ewige die Welt ſchuf auſſer zeit:
So iſts ja Sonnen-klar daß ſie von ewigkeit.
147. Jn Gott iſt alles gleiche.
Jn Gott iſt alles eins. Der minſt im Himmelreich:
Jſt Chriſto unſrem Herꝛn und ſeiner Mutter gleich.
148. Jn der Ewigkeit geſchiht alls zu-
gleiche.
Dort in der Ewigkeit geſchihet alls zugleich
Es iſt kein vor noch nach/ wie hier im Zeitenreich.
149. Alle Menſchen muͤſſen ein Menſch
werden.
Der vielheit iſt Gott feind: Drumb zieht er uns ſo ein:
Daß alle Menſchen ſolln in Chriſto einer ſeyn.
150. Jm Himmel iſt alles gemein.
Jm Him̃el lebt man wol: Niemand hat was allein:
Was einer hat/ daß iſt den Seelgen alln gemein.
151. Ein jeder geneuſt der andrẽ Seelig-
keit.
Marien Seeligkeit/ und jhres Sohns deß ſuͤſſen/
Werd’ ich ſo voͤlliglich alß beyde ſelbſt genieſſen.
152. Was ein Heiliger hat/ daß iſt der
andren auch.
Was hier die Heiligen mit groſſer muͤh erlangt/
Wird in der Seeligkeit mir alls umb ſonſt geſchankt.
153. Ein
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Zitationshilfe: | Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657, S. 166[164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_schlussrime_1657/170>, abgerufen am 17.02.2025. |