Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das erste Capitel. der an dem fortgang noch anfang den geringsten ruhm oder verdienst habensollen. Rom. 3/ 27. 4/ 2. 4. Ephes. 2/ 8. 9. Ja spricht P. Dez p. 45. es lehren beyder seits die Römische und Evange- Also/ da p. 29. von der zurechnung des verdienstes JEsu Christi/ das
Das erſte Capitel. der an dem fortgang noch anfang den geringſten ruhm oder verdienſt habenſollen. Rom. 3/ 27. 4/ 2. 4. Epheſ. 2/ 8. 9. Ja ſpricht P. Dez p. 45. es lehren beyder ſeits die Roͤmiſche und Evange- Alſo/ da p. 29. von der zurechnung des verdienſtes JEſu Chriſti/ das
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Das erſte Capitel.
der an dem fortgang noch anfang den geringſten ruhm oder verdienſt haben
ſollen. Rom. 3/ 27. 4/ 2. 4. Epheſ. 2/ 8. 9.
Ja ſpricht P. Dez p. 45. es lehren beyder ſeits die Roͤmiſche und Evange-
liſche/ daß die guten wercke eines gerechtfertigten Chriſten/ der ſie GOtt zu
preiſen thut/ verdienſtlich ſeyn: dazu er die Apologie der Augſp. Confeſſ.
anfuͤhrt/ da ſie alſo genennet werden: Es iſt auch nicht ohn/ daß das wort
unterſchiedlich mahl gefunden wird. Wir muͤſſen aber wiſſen/ daß eben ſol-
ches wort mereri oder verdienen einen doppelten verſtand habe/ wie auch
das wort lohn. Wie ſonderlich in der Teutſchen Apologie p. 82. von dem
lohn oder vergelten deutlich geſaget wird: Es ſeye zweyerley vergelten/
eins das man ſchuldig iſt/ das andre/ das man nicht ſchuldig iſt.
Alſo ſagen wir recht/ es werde das wort verdienen zweyerley gebraucht/
einmal wie es heiſt ein jedes erlangen einer ſache durch eine andere/ ſo dann
eigentlich/ wahrhafftig und ſcharff genommen/ etwas erlangen/ da der ande-
re von dem wirs erlangen/ es uns um des willen/ weils wir gethan haben/
ſchuldig iſt: wie bey den Papiſten das meritum beſchrieben wird/ daß es ſeye/
actio libera, cui merces debetur ex juſtitia Jn dem erſten verſtand (welcher
auch bey den Patribus unterſchiedlich zu finden) geſtehen wir/ daß die gute
werck unterſchiedliche gnaden-belohnungen GOttes verdienen/ ob zwahr
dennoch unter dieſelbe die gerechtigkeit und das ewige leben nicht geſetzet
werden kan; es iſt aber ein verdienſt/ da dennoch das/ was gegeben wird/ ein
gnaden-lohn und in gewiſſer maaß ein geſchenck/ bleibet/ welches unſer ver-
ſtand iſt/ wenn wir uns des worts verdienen zuweilen gebraucht haben: Jn
dem andern verſtand aber/ da es eigentlich verdienſt heiſſet/ und man einen
lohn aus ſchuldigkeit fordern kan/ haben die unſrige das wort nie gebraucht/
oder wuͤrdens alſo angenommen haben. Hingegen weiſen die Patres Con-
cilii austruͤcklich/ daß ſie das wort verdienen in dem zweyten und eigentli-
chen verſtand brauchen/ da ſie ſagen vere mereri, es ſeye ein wahrhafftiges
verdienen/ weil nemlich ſie wuſten/ daß wir einigen verſtand des verdienens
annehmen wuͤrden/ davon ſie ſich aber ſelbs mit fleiß abſondern. Alſo wirds
leicht klahr/ daß P. Dez und andre mit ihm/ wo ſie ſcheinen/ mit uns zu reden
und zu halten/ daher uns naͤher zu treten/ in der that dennoch in ihrer vori-
gen lehr bleiben/ nur daß ſie mit ſolchen worten vorgetragen wird/ die uns
nicht ſo bald einen eckel machen/ ſondern noch ein und anders verdeckt blei-
ben laſſen.
Alſo/ da p. 29. von der zurechnung des verdienſtes JEſu Chriſti/
darinnen unſre rechtfertigung beſtehet/ gehandelt wird/ und P. Dez ohne
grund vorgibet/ daß die ſchrifft ihre meinung dahin erklaͤhre/ will er zwahr
das
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