Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das erste Capitel. Also kan das geistliche leben nichts anders seyn/ als die art des neuen men-schen oder der neuen creatur/ mit allen dero kräfften/ daraus nachmals die le- bendige wirckungen und das eusserliche leben der gläubigen folget. Auff diese weise halte ich davor/ daß sich die sache leicht fassen lasse. Der HErr aber stärcke solches geistliche leben selbs in uns allen/ und lasse es an uns von uns selbs und andern stäts zu seinem preiß und unserer versicherung erkant werden. 1692. SECTIO XXXV. Von der art der reue. Mißbrauch der absolution. Nöthige vorsichtigkeit in thuung des guten. Orthodoxie. DAß aus deme aus N. N. geschriebenen hertzliches vergnügen geschöpffet/ gleich-
Das erſte Capitel. Alſo kan das geiſtliche leben nichts anders ſeyn/ als die art des neuen men-ſchen oder der neuen creatur/ mit allen dero kraͤfften/ daraus nachmals die le- bendige wirckungen und das euſſerliche leben der glaͤubigen folget. Auff dieſe weiſe halte ich davor/ daß ſich die ſache leicht faſſen laſſe. Der HErr aber ſtaͤrcke ſolches geiſtliche leben ſelbs in uns allen/ und laſſe es an uns von uns ſelbs und andern ſtaͤts zu ſeinem preiß und unſerer verſicherung erkant werden. 1692. SECTIO XXXV. Von der art der reue. Mißbrauch der abſolution. Noͤthige vorſichtigkeit in thuung des guten. Orthodoxie. DAß aus deme aus N. N. geſchriebenen hertzliches vergnuͤgen geſchoͤpffet/ gleich-
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Das erſte Capitel.
Alſo kan das geiſtliche leben nichts anders ſeyn/ als die art des neuen men-
ſchen oder der neuen creatur/ mit allen dero kraͤfften/ daraus nachmals die le-
bendige wirckungen und das euſſerliche leben der glaͤubigen folget. Auff
dieſe weiſe halte ich davor/ daß ſich die ſache leicht faſſen laſſe. Der HErr
aber ſtaͤrcke ſolches geiſtliche leben ſelbs in uns allen/ und laſſe es an uns von
uns ſelbs und andern ſtaͤts zu ſeinem preiß und unſerer verſicherung erkant
werden. 1692.
SECTIO XXXV.
Von der art der reue. Mißbrauch der abſolution.
Noͤthige vorſichtigkeit in thuung des guten.
Orthodoxie.
DAß aus deme aus N. N. geſchriebenen hertzliches vergnuͤgen geſchoͤpffet/
habe bereits gemeldet. Mich hat ſonderlich erfreuet/ daß der HErr
HErr nicht nur in ihm die von mir geliebte auffrichtige begierde ihm
treulich zu dienen erhalten/ ſondern ſie auch vermehret habe/ und nun der or-
ten/ wo er hinkommet/ ſo bald einige frucht bey andern daraus entſtehen laͤſ-
ſet: daruͤber ich ſeine guͤte hertzlich preiſe/ und auff ſolche erſtlinge bald eine
reichere erndte zu erfolgen den himmliſchen Vater anruffe. Das liebe zeugnuͤß
von Herrn Sempronio iſt mir ſo viel angenehmer geweſen/ als bereits ſeine
auffrichtigkeit und rechtſchaffenheit in dem Herrn mir von guter zeit aus eig-
nen ſeinen briefen und andrer Chriſtl. ſeelen beglaubten zeugnuͤß bekant wor-
den war: daher die bekraͤfftigung deſſelben mir nicht anders als erfreulich
ſeyn koͤnnen. Wo ich nun von ſolchen zeugnuͤſſen hoͤre/ muß ich mich zwahr
allezeit vor GOtt und in meiner ſeele demuͤthigen und ſchaͤmen/ wenn ich ſe-
he/ da GOtt mich ſo viel eher beruffen/ und auff ſeinen weg geſtellet hat/ daß
dennoch ſo weit zuruͤcke bleibe/ und weder ſolche fruͤchte zeigen kan/ noch bey
mir ſelbs gleichen fortgang fuͤhle/ ſondern mit ſo vielen innerlichen und euſ-
ſerlichen hindernuͤſſen (nicht allemal mit gleichem ſucceß) zu kaͤmpffen habe:
dannoch verſichere/ daß gleichwol ſolche zeugnuͤſſen/ ob ſie mich in mir beſchaͤ-
men/ dannoch mich auch inniglicher freuen/ wo ich ſehe/ daß der HErr HErr/
was mir und mehrern meines gleichen mangelt/ an andern erſetze/ und ſeine
ehre durch ſo viel mehrere frucht an denſelben (weil wir es nicht wuͤrdig ſind)
verherrlichet werden laſſe. Dann der HErr iſt wuͤrdig geprieſen zu werden
in allem/ worinnen ſein wille vollbracht/ und ſein reich befordert wird/ es ge-
ſchehe durch uns/ denen er ein anſehen in der gemeinde gegeben/ oder zu un-
ſrer demuͤthigung durch andere: denn ob uns damit abgehet/ iſts gnug/ daß
es der ehre GOttes zugehet/ dero wir und alles weichen ſollen. So traue
gleich-
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