Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Des 1. Capitels. controversien die noch erst entstehen möchten/ und darauff sie damahl nichtgedacht/ auf gleiche art anzunehmen/ in dem wol seyn mag/ daß da die liebe gottseelige männer/ welche dieselbe verfasset/ solten das künfftige vorgesehen haben/ sie in diesem und jenem wort vorsichtiger würden geredet haben: wie man von den alten auch bekennet/ quod ante controversias motas securius locuti sint Patres. Also wo wir es endlich zusammen fassen/ worinnen wir die libros symbolicos ohne fehl zu seyn vorgeben/ bestehets darinnen/ in den lehren des glaubens an sich selbst/ und in den phrasibus oder red-arten/ davon eigentlich einige decisiones darinnen befindlich sind. §. XXXIX. Hiezu kommet 4. daß wir uns auch an die libros Symboli- §. XL. Wir wehren auch nicht 5. wo jemand einigen zweiffel an densel- sol- A a a 2
Des 1. Capitels. controverſien die noch erſt entſtehen moͤchten/ und darauff ſie damahl nichtgedacht/ auf gleiche art anzunehmen/ in dem wol ſeyn mag/ daß da die liebe gottſeelige maͤnner/ welche dieſelbe verfaſſet/ ſolten das kuͤnfftige vorgeſehen haben/ ſie in dieſem und jenem wort vorſichtiger wuͤrden geredet haben: wie man von den alten auch bekennet/ quod ante controverſias motas ſecurius locuti ſint Patres. Alſo wo wir es endlich zuſammen faſſen/ worinnen wir die libros ſymbolicos ohne fehl zu ſeyn vorgeben/ beſtehets darinnen/ in den lehren des glaubens an ſich ſelbſt/ und in den phraſibus oder red-arten/ davon eigentlich einige deciſiones darinnen befindlich ſind. §. XXXIX. Hiezu kommet 4. daß wir uns auch an die libros Symboli- §. XL. Wir wehren auch nicht 5. wo jemand einigen zweiffel an denſel- ſol- A a a 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0387" n="371"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des 1. Capitels.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">controverſi</hi>en die noch erſt entſtehen moͤchten/ und darauff ſie damahl nicht<lb/> gedacht/ auf gleiche art anzunehmen/ in dem wol ſeyn mag/ daß da die liebe<lb/> gottſeelige maͤnner/ welche dieſelbe verfaſſet/ ſolten das kuͤnfftige vorgeſehen<lb/> haben/ ſie in dieſem und jenem wort vorſichtiger wuͤrden geredet haben: wie<lb/> man von den alten auch bekennet/ <hi rendition="#aq">quod ante controverſias motas ſecurius<lb/> locuti ſint Patres.</hi> Alſo wo wir es endlich zuſammen faſſen/ worinnen wir<lb/> die <hi rendition="#aq">libros ſymbolicos</hi> ohne fehl zu ſeyn vorgeben/ beſtehets darinnen/ in den<lb/> lehren des glaubens an ſich ſelbſt/ und in den <hi rendition="#aq">phraſibus</hi> oder red-arten/ davon<lb/> eigentlich einige <hi rendition="#aq">deciſiones</hi> darinnen befindlich ſind.</p><lb/> <p>§. <hi rendition="#aq">XXXIX.</hi> Hiezu kommet 4. daß wir uns auch an die <hi rendition="#aq">libros Symboli-<lb/> cos</hi> nicht dermaſſen binden/ daß wir nichts lehren wolten/ was nicht aus-<lb/> truͤcklichen in denſelben enthalten; und demnach daß ſich aus denſelben/<lb/> gleichwie aus der heiligen ſchrifft/ nicht nur <hi rendition="#aq">ab authoritate affirmativa</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">negativa</hi> ſondern auch <hi rendition="#aq">negata/</hi> ſchlieſſen lieſſe. Weil unſerer Chriſtlichen<lb/><hi rendition="#aq">Theologorum</hi> meinung nicht geweſen/ ein <hi rendition="#aq">perfectum Syſtema Theologiæ</hi> zu<lb/> ſchreiben/ ſondern aus jedesmahl ihnen vorgekommenen gelegenheit ihre ge-<lb/> ſunde lehr uͤber die ſtreitig geweſene puncten zu erklaͤhren/ weswegen auch<lb/> nicht geſagt werden kan/ daß damit aller weg abgeſchnitten ſeye/ in der er-<lb/> kaͤntnuͤß weiter zu wachſen/ ſondern zeigt uns GOtt noch heut zu tag mehre-<lb/> re wahrheiten in ſeinem wort/ welche unſre vordern noch nicht ſo eingeſehen/<lb/> in erklaͤhrung gewiſſer ſpruͤche/ in materien die eben hie nicht <hi rendition="#aq">ex profeſſo tra-<lb/> cti</hi>ret worden/ ja auch in den abgehandelten materien/ wie dieſelbe noch wei-<lb/> ter zu bekraͤfftigen/ weitere folgen daraus zu ziehen/ den widerſachern nach-<lb/> truͤcklicher zu begegnen u. ſ. f. ſo hindern uns die <hi rendition="#aq">libri ſymbolici</hi> nicht/ auch<lb/> ſolche gabe des HErrn anzunehmen und zu gebrauchen.</p><lb/> <p>§. <hi rendition="#aq">XL.</hi> Wir wehren auch nicht 5. wo jemand einigen zweiffel an denſel-<lb/> ben hat/ daß er ſolchen <hi rendition="#aq">modeſte</hi> und ohne aͤrgerliche unruhe vorlege/ und er-<lb/> klaͤhrung verlange/ halten auch ſolches/ je nach dem es aus einem gemuͤth und<lb/> abſicht geſchihet/ nicht vor einen widerſpruch der goͤttlichen wahrheit/ wie<lb/> wir hingegen gegen GOttes wort die zweiffel und wider fechten vor unrecht<lb/> halten. Wo auch einer an ſolchen buͤchern mangel hat/ erkennen wir uns<lb/> verbunden/ ihn nicht mit vorwand der <hi rendition="#aq">autori</hi>taͤt der ſymboliſchen buͤcher ab-<lb/> zuweiſen/ ſondern ihm die wahrheit deſſen/ was er widerſpricht/ aus dem<lb/> goͤttlichen wort darzu thun/ als welches allein unſer richter bleibet. Wird nun<lb/> als denn ein ſolcher aus GOttes wort deſſen uͤberfuͤhret/ wahr zu ſeyn/ was<lb/> er aus den <hi rendition="#aq">libris ſymbolicis</hi> vor verdaͤchtig gehalten/ ſo wird er von ſelbſten<lb/> ſeinen zweiffel fallen laſſen: will ihm aber ſolche wahrheit aus der ſchrifft nicht<lb/> gnug einleuchten. So koͤnnen wir ihn ſo viel weniger noͤthigen/ aus den<lb/><hi rendition="#aq">ſymboli</hi>ſchen buͤchern ſolches anzunehmen. Waͤre es aber ſache/ daß es einen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ſol-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [371/0387]
Des 1. Capitels.
controverſien die noch erſt entſtehen moͤchten/ und darauff ſie damahl nicht
gedacht/ auf gleiche art anzunehmen/ in dem wol ſeyn mag/ daß da die liebe
gottſeelige maͤnner/ welche dieſelbe verfaſſet/ ſolten das kuͤnfftige vorgeſehen
haben/ ſie in dieſem und jenem wort vorſichtiger wuͤrden geredet haben: wie
man von den alten auch bekennet/ quod ante controverſias motas ſecurius
locuti ſint Patres. Alſo wo wir es endlich zuſammen faſſen/ worinnen wir
die libros ſymbolicos ohne fehl zu ſeyn vorgeben/ beſtehets darinnen/ in den
lehren des glaubens an ſich ſelbſt/ und in den phraſibus oder red-arten/ davon
eigentlich einige deciſiones darinnen befindlich ſind.
§. XXXIX. Hiezu kommet 4. daß wir uns auch an die libros Symboli-
cos nicht dermaſſen binden/ daß wir nichts lehren wolten/ was nicht aus-
truͤcklichen in denſelben enthalten; und demnach daß ſich aus denſelben/
gleichwie aus der heiligen ſchrifft/ nicht nur ab authoritate affirmativa und
negativa ſondern auch negata/ ſchlieſſen lieſſe. Weil unſerer Chriſtlichen
Theologorum meinung nicht geweſen/ ein perfectum Syſtema Theologiæ zu
ſchreiben/ ſondern aus jedesmahl ihnen vorgekommenen gelegenheit ihre ge-
ſunde lehr uͤber die ſtreitig geweſene puncten zu erklaͤhren/ weswegen auch
nicht geſagt werden kan/ daß damit aller weg abgeſchnitten ſeye/ in der er-
kaͤntnuͤß weiter zu wachſen/ ſondern zeigt uns GOtt noch heut zu tag mehre-
re wahrheiten in ſeinem wort/ welche unſre vordern noch nicht ſo eingeſehen/
in erklaͤhrung gewiſſer ſpruͤche/ in materien die eben hie nicht ex profeſſo tra-
ctiret worden/ ja auch in den abgehandelten materien/ wie dieſelbe noch wei-
ter zu bekraͤfftigen/ weitere folgen daraus zu ziehen/ den widerſachern nach-
truͤcklicher zu begegnen u. ſ. f. ſo hindern uns die libri ſymbolici nicht/ auch
ſolche gabe des HErrn anzunehmen und zu gebrauchen.
§. XL. Wir wehren auch nicht 5. wo jemand einigen zweiffel an denſel-
ben hat/ daß er ſolchen modeſte und ohne aͤrgerliche unruhe vorlege/ und er-
klaͤhrung verlange/ halten auch ſolches/ je nach dem es aus einem gemuͤth und
abſicht geſchihet/ nicht vor einen widerſpruch der goͤttlichen wahrheit/ wie
wir hingegen gegen GOttes wort die zweiffel und wider fechten vor unrecht
halten. Wo auch einer an ſolchen buͤchern mangel hat/ erkennen wir uns
verbunden/ ihn nicht mit vorwand der autoritaͤt der ſymboliſchen buͤcher ab-
zuweiſen/ ſondern ihm die wahrheit deſſen/ was er widerſpricht/ aus dem
goͤttlichen wort darzu thun/ als welches allein unſer richter bleibet. Wird nun
als denn ein ſolcher aus GOttes wort deſſen uͤberfuͤhret/ wahr zu ſeyn/ was
er aus den libris ſymbolicis vor verdaͤchtig gehalten/ ſo wird er von ſelbſten
ſeinen zweiffel fallen laſſen: will ihm aber ſolche wahrheit aus der ſchrifft nicht
gnug einleuchten. So koͤnnen wir ihn ſo viel weniger noͤthigen/ aus den
ſymboliſchen buͤchern ſolches anzunehmen. Waͤre es aber ſache/ daß es einen
ſol-
A a a 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |