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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Des 1. Capitels.
gehörete die convictio aus der schrifft selbs genommen) sondern zum höch-
sten zu unsrer kirchen dienst (wo die sache von zimlicher wichtigkeit wäre) un-
tüchtig/ hingegen/ es wäre denn wegen andern betrugs oder anführung der
kirchen/ keiner weiteren eigentlichen straffe unterworffen.

§. XLIX. So sind ebenfals die n 52. u. f. enthaltene beschuldigungen der
wahrheit nicht gemäß/ und ist gewiß kein neues Babel erbauet/ sondern die
jenige lehre/ die vor der form. concordiae bereits gewesen/ aber von eini-
gen verwirrung darinnen angerichtet worden/ wiederhohlet/ ferner er-
klähret/ und derselben erhaltung fester gemacht worden. Ferne seye also/
daß wir uns dadurch solten ein eigen reich gemacht/ und uns von der übrigen
allgemeinen kirche abgebrochen haben. Dann wie wir/ die wir das concor-
dien-
buch haben/ von solcher zeit in einer einigkeit des glaubens und geistes
mit denjenigen reichen und Fürstenthumen gestanden sind/ welche und so lan-
ge sie solches nicht angenommen/ oder jetzt noch nicht hätten; Also würden
wir keine kirche/ die noch zu uns treten und sonsten in den grund-wahrheiten
(die zu der einigkeit und reinigkeit der lehr gehören) mit uns einstimmen wür-
de/ zu dem concordien-buch verbinden/ wo sie nicht nach prüfung desselben
sich freywillig dazu verstünde. Also stehet unsre glaubens-brüderschafft
nicht auff demselben buch/ sondern auff der einigkeit der wahrheit auff der der
gantzen kirchen gemeinen H. Schrifft. Und machen ja die verfasser selbs einen
unterscheid unter denen allgemeinen Symbolis und ihrem particulari, welches
sie damals ihren kirchen und dero bewandnüß nöthig befunden hatten. So ist
auch bereits vorher bedinget/ daß dadurch der weg zu wieder rechtbringung
nimmermehr versperret worden/ wo wir fehl gegangen zu seyn überwiesen
würden.

§. L. Die vergleichung zwischen den Trientischen aussprüchen/ und
daraus ziehenden verurtheilungen/ so dann wo bey uns aus den Symboli-
schen büchern jemand gerichtet würde: ist sehr mangelhafft/ wie bereits §. 48.
besehen worden/ und je ein unmäßlicher unterscheid/ wo als ein göttliches ge-
richt gehäget wird/ und wo man aus gemachten verordnungen über dasjeni-
ge urtheilt/ wen man bey einem geistlichen amt in einer kirchen lassen solle o-
der nicht: und ist je zuviel gethan/ wo man vor ein politisches oder Theologi-
sches tödten alle dasselbige ausgeben will/ wo jemand um des dissensus wil-
len von den Libris Symbolicis eines amts unfähig erkennt würde. Wie ja
auch sonsten allerhand ursachen/ natürliche und politische/ sich begeben kön-
nen/ daß einer dazu untüchtig würde/ da man deswegen nicht sagen möchte/
daß man ihn tödte. Es möchte geschehen/ daß in einem land oder herrschafft
aus wichtigen ursachen gewisse gesetze oder ordnungen (nicht was die lehr/
sondern andere dinge/ so gar die art der besoldung/ accidentien und derglei-

chen
B b b

Des 1. Capitels.
gehoͤrete die convictio aus der ſchrifft ſelbs genommen) ſondern zum hoͤch-
ſten zu unſrer kirchen dienſt (wo die ſache von zimlicher wichtigkeit waͤre) un-
tuͤchtig/ hingegen/ es waͤre denn wegen andern betrugs oder anfuͤhrung der
kirchen/ keiner weiteren eigentlichen ſtraffe unterworffen.

§. XLIX. So ſind ebenfals die n 52. u. f. enthaltene beſchuldigungen der
wahrheit nicht gemaͤß/ und iſt gewiß kein neues Babel erbauet/ ſondern die
jenige lehre/ die vor der form. concordiæ bereits geweſen/ aber von eini-
gen verwirrung darinnen angerichtet worden/ wiederhohlet/ ferner er-
klaͤhret/ und derſelben erhaltung feſter gemacht worden. Ferne ſeye alſo/
daß wir uns dadurch ſolten ein eigen reich gemacht/ und uns von der uͤbrigen
allgemeinen kirche abgebrochen haben. Dann wie wir/ die wir das concor-
dien-
buch haben/ von ſolcher zeit in einer einigkeit des glaubens und geiſtes
mit denjenigen reichen und Fuͤrſtenthumen geſtanden ſind/ welche und ſo lan-
ge ſie ſolches nicht angenommen/ oder jetzt noch nicht haͤtten; Alſo wuͤrden
wir keine kirche/ die noch zu uns treten und ſonſten in den grund-wahrheiten
(die zu der einigkeit und reinigkeit der lehr gehoͤren) mit uns einſtimmen wuͤr-
de/ zu dem concordien-buch verbinden/ wo ſie nicht nach pruͤfung deſſelben
ſich freywillig dazu verſtuͤnde. Alſo ſtehet unſre glaubens-bruͤderſchafft
nicht auff demſelben buch/ ſondern auff der einigkeit der wahrheit auff der der
gantzen kirchen gemeinen H. Schrifft. Und machen ja die verfaſſer ſelbs einen
unterſcheid unter denen allgemeinen Symbolis und ihrem particulari, welches
ſie damals ihren kirchen und dero bewandnuͤß noͤthig befunden hatten. So iſt
auch bereits vorher bedinget/ daß dadurch der weg zu wieder rechtbringung
nimmermehr verſperret worden/ wo wir fehl gegangen zu ſeyn uͤberwieſen
wuͤrden.

§. L. Die vergleichung zwiſchen den Trientiſchen ausſpruͤchen/ und
daraus ziehenden verurtheilungen/ ſo dann wo bey uns aus den Symboli-
ſchen buͤchern jemand gerichtet wuͤrde: iſt ſehr mangelhafft/ wie bereits §. 48.
beſehen worden/ und je ein unmaͤßlicher unterſcheid/ wo als ein goͤttliches ge-
richt gehaͤget wird/ und wo man aus gemachten verordnungen uͤber dasjeni-
ge urtheilt/ wen man bey einem geiſtlichen amt in einer kirchen laſſen ſolle o-
der nicht: und iſt je zuviel gethan/ wo man vor ein politiſches oder Theologi-
ſches toͤdten alle daſſelbige ausgeben will/ wo jemand um des diſſenſus wil-
len von den Libris Symbolicis eines amts unfaͤhig erkennt wuͤrde. Wie ja
auch ſonſten allerhand urſachen/ natuͤrliche und politiſche/ ſich begeben koͤn-
nen/ daß einer dazu untuͤchtig wuͤrde/ da man deswegen nicht ſagen moͤchte/
daß man ihn toͤdte. Es moͤchte geſchehen/ daß in einem land oder herrſchafft
aus wichtigen urſachen gewiſſe geſetze oder ordnungen (nicht was die lehr/
ſondern andere dinge/ ſo gar die art der beſoldung/ accidentien und derglei-

chen
B b b
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[377/0393] Des 1. Capitels. gehoͤrete die convictio aus der ſchrifft ſelbs genommen) ſondern zum hoͤch- ſten zu unſrer kirchen dienſt (wo die ſache von zimlicher wichtigkeit waͤre) un- tuͤchtig/ hingegen/ es waͤre denn wegen andern betrugs oder anfuͤhrung der kirchen/ keiner weiteren eigentlichen ſtraffe unterworffen. §. XLIX. So ſind ebenfals die n 52. u. f. enthaltene beſchuldigungen der wahrheit nicht gemaͤß/ und iſt gewiß kein neues Babel erbauet/ ſondern die jenige lehre/ die vor der form. concordiæ bereits geweſen/ aber von eini- gen verwirrung darinnen angerichtet worden/ wiederhohlet/ ferner er- klaͤhret/ und derſelben erhaltung feſter gemacht worden. Ferne ſeye alſo/ daß wir uns dadurch ſolten ein eigen reich gemacht/ und uns von der uͤbrigen allgemeinen kirche abgebrochen haben. Dann wie wir/ die wir das concor- dien-buch haben/ von ſolcher zeit in einer einigkeit des glaubens und geiſtes mit denjenigen reichen und Fuͤrſtenthumen geſtanden ſind/ welche und ſo lan- ge ſie ſolches nicht angenommen/ oder jetzt noch nicht haͤtten; Alſo wuͤrden wir keine kirche/ die noch zu uns treten und ſonſten in den grund-wahrheiten (die zu der einigkeit und reinigkeit der lehr gehoͤren) mit uns einſtimmen wuͤr- de/ zu dem concordien-buch verbinden/ wo ſie nicht nach pruͤfung deſſelben ſich freywillig dazu verſtuͤnde. Alſo ſtehet unſre glaubens-bruͤderſchafft nicht auff demſelben buch/ ſondern auff der einigkeit der wahrheit auff der der gantzen kirchen gemeinen H. Schrifft. Und machen ja die verfaſſer ſelbs einen unterſcheid unter denen allgemeinen Symbolis und ihrem particulari, welches ſie damals ihren kirchen und dero bewandnuͤß noͤthig befunden hatten. So iſt auch bereits vorher bedinget/ daß dadurch der weg zu wieder rechtbringung nimmermehr verſperret worden/ wo wir fehl gegangen zu ſeyn uͤberwieſen wuͤrden. §. L. Die vergleichung zwiſchen den Trientiſchen ausſpruͤchen/ und daraus ziehenden verurtheilungen/ ſo dann wo bey uns aus den Symboli- ſchen buͤchern jemand gerichtet wuͤrde: iſt ſehr mangelhafft/ wie bereits §. 48. beſehen worden/ und je ein unmaͤßlicher unterſcheid/ wo als ein goͤttliches ge- richt gehaͤget wird/ und wo man aus gemachten verordnungen uͤber dasjeni- ge urtheilt/ wen man bey einem geiſtlichen amt in einer kirchen laſſen ſolle o- der nicht: und iſt je zuviel gethan/ wo man vor ein politiſches oder Theologi- ſches toͤdten alle daſſelbige ausgeben will/ wo jemand um des diſſenſus wil- len von den Libris Symbolicis eines amts unfaͤhig erkennt wuͤrde. Wie ja auch ſonſten allerhand urſachen/ natuͤrliche und politiſche/ ſich begeben koͤn- nen/ daß einer dazu untuͤchtig wuͤrde/ da man deswegen nicht ſagen moͤchte/ daß man ihn toͤdte. Es moͤchte geſchehen/ daß in einem land oder herrſchafft aus wichtigen urſachen gewiſſe geſetze oder ordnungen (nicht was die lehr/ ſondern andere dinge/ ſo gar die art der beſoldung/ accidentien und derglei- chen B b b

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/393>, abgerufen am 22.11.2024.