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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
seyn. So ich aber wie gedacht/ nicht argwohnen/ sondern deswegen diese
letzte frag also ansehen will/ daß sie nur appendicis causa mit beygefügt wor-
den. Dieses sind meine wenige gedancken über die vorgelegte fragen: bitte
sie in der furcht das HErren fleißig zu überlegen (wie ich dann niemand obli-
gi
re/ meinem rath weiter zu folgen/ als so viel er selbst in seinem gewissen durch
die remonstration sich überzeugt befindet) und nachmahl in seinem nahmen/
und nach fernerer seiner demüthigen anruffung/ den entschluß zu fassen/ den
ihm sein gewissen/ und also GOttes stimme in demselbigen/ zeigen wird. Jch
ruffe selbs den HErren hertzlich an/ daß er aller orten treue arbeiter in seine
erndte senden/ und meinen geliebten freund auch in dieser sache durch seinen hei-
ligen Geist also regieren wolle/ daß er seinen willen mit einer gewißheit seiner
seelen erkennen/ und also das ihm gefälligste wehlen möge. Er regiere auch
aller anderer/ die damit zu thun haben werden/ hertzen und gemüther zu be-
obachtung dessen/ was vor ihm angenehm ist/ bereite aber ihn und uns alle
immermehr zu gefässen seiner barmhertzigkeit und gefässen seiner ehre. etc. 1684.

SECTIO XVII.
An eine gemeinde/ die in der wahl unter zween
candidatis, nachdem der eine der es erst werden sollen/
difficultäten gemacht/ begriffen
gewesen.
Vielgelibte freunde.

DEroselben freundliches schreiben samt beylagen und nöthigem bericht/
betreffend dero Christlichen gemeinde jetzige angelegenheit und was in
vorhabender beruffs sache eines neuen predigers diese zeit über passiret/
habe vorgestern wohl erhalten. Nun hätte vielleicht eine scheinbare ursach an-
führen mögen zu bitten/ daß mit dieser sache verschonet bleiben dörffte/ wann
beyde diese personen/ um dero wahl es zu thun/ meine Christl. liebe freunde
sind/ ich auch beyden eine recommendation zu geben kein bedenckens gehabt
habe: Wann ich aber erwege/ daß dieses gleichwohl eine sache/ so zu der ehre
GOttes und ihrer kirchen beruhigung dienlich seyn mag/ so dann von bey-
den Christlichen freunden mich dessen versehe/ daß sie eines freundes dessen
auffrichtigkeit sie erkant haben/ bedeucken über sich mit liebe aufnehmen wer-
den/ so habe jene sorge fahren lassen/ und eröffne also meine einfältige gedan-
cken in der forcht des HErren/ welchen ich auch hier um he[r]tzlich angeruffen/
über die gantze sache/ welches in folgendem bestehet. 1. Wo es mit Hrn. Cajo
nach GOttes willen wäre zu einer richtigkeit gekommen/ so würde die gemeinde
wohl versorget gewesen seyn/ als den der HErr die gaben reichlichen vertrauet

hat/

Das andere Capitel.
ſeyn. So ich aber wie gedacht/ nicht argwohnen/ ſondern deswegen dieſe
letzte frag alſo anſehen will/ daß ſie nur appendicis cauſa mit beygefuͤgt wor-
den. Dieſes ſind meine wenige gedancken uͤber die vorgelegte fragen: bitte
ſie in der furcht das HErren fleißig zu uͤberlegen (wie ich dann niemand obli-
gi
re/ meinem rath weiter zu folgen/ als ſo viel er ſelbſt in ſeinem gewiſſen durch
die remonſtration ſich uͤberzeugt befindet) und nachmahl in ſeinem nahmen/
und nach fernerer ſeiner demuͤthigen anruffung/ den entſchluß zu faſſen/ den
ihm ſein gewiſſen/ und alſo GOttes ſtimme in demſelbigen/ zeigen wird. Jch
ruffe ſelbs den HErren hertzlich an/ daß er aller orten treue arbeiter in ſeine
erndte ſenden/ uñ meinen geliebten freund auch in dieſer ſache durch ſeinen hei-
ligen Geiſt alſo regieren wolle/ daß er ſeinen willen mit einer gewißheit ſeiner
ſeelen erkennen/ und alſo das ihm gefaͤlligſte wehlen moͤge. Er regiere auch
aller anderer/ die damit zu thun haben werden/ hertzen und gemuͤther zu be-
obachtung deſſen/ was vor ihm angenehm iſt/ bereite aber ihn und uns alle
immermehr zu gefaͤſſen ſeiner barmhertzigkeit und gefaͤſſen ſeiner ehre. ꝛc. 1684.

SECTIO XVII.
An eine gemeinde/ die in der wahl unter zween
candidatis, nachdem der eine der es erſt werden ſollen/
difficultaͤten gemacht/ begriffen
geweſen.
Vielgelibte freunde.

DEroſelben freundliches ſchreiben ſamt beylagen und noͤthigem bericht/
betreffend dero Chriſtlichen gemeinde jetzige angelegenheit und was in
vorhabender beruffs ſache eines neuen predigers dieſe zeit uͤber paſſiret/
habe vorgeſtern wohl erhalten. Nun haͤtte vielleicht eine ſcheinbare urſach an-
fuͤhren moͤgen zu bitten/ daß mit dieſer ſache verſchonet bleiben doͤrffte/ wann
beyde dieſe perſonen/ um dero wahl es zu thun/ meine Chriſtl. liebe freunde
ſind/ ich auch beyden eine recommendation zu geben kein bedenckens gehabt
habe: Wann ich aber erwege/ daß dieſes gleichwohl eine ſache/ ſo zu der ehre
GOttes und ihrer kirchen beruhigung dienlich ſeyn mag/ ſo dann von bey-
den Chriſtlichen freunden mich deſſen verſehe/ daß ſie eines freundes deſſen
auffrichtigkeit ſie erkant haben/ bedeucken uͤber ſich mit liebe aufnehmen wer-
den/ ſo habe jene ſorge fahren laſſen/ und eroͤffne alſo meine einfaͤltige gedan-
cken in der forcht des HErren/ welchen ich auch hier um he[ꝛ]tzlich angeruffen/
uͤber die gantze ſache/ welches in folgendem beſtehet. 1. Wo es mit Hrn. Cajo
nach GOttes willen waͤre zu einer richtigkeit gekom̃en/ ſo wuͤrde die gemeinde
wohl verſorget geweſen ſeyn/ als dẽ der HErr die gaben reichlichen vertrauet

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[542/0558] Das andere Capitel. ſeyn. So ich aber wie gedacht/ nicht argwohnen/ ſondern deswegen dieſe letzte frag alſo anſehen will/ daß ſie nur appendicis cauſa mit beygefuͤgt wor- den. Dieſes ſind meine wenige gedancken uͤber die vorgelegte fragen: bitte ſie in der furcht das HErren fleißig zu uͤberlegen (wie ich dann niemand obli- gire/ meinem rath weiter zu folgen/ als ſo viel er ſelbſt in ſeinem gewiſſen durch die remonſtration ſich uͤberzeugt befindet) und nachmahl in ſeinem nahmen/ und nach fernerer ſeiner demuͤthigen anruffung/ den entſchluß zu faſſen/ den ihm ſein gewiſſen/ und alſo GOttes ſtimme in demſelbigen/ zeigen wird. Jch ruffe ſelbs den HErren hertzlich an/ daß er aller orten treue arbeiter in ſeine erndte ſenden/ uñ meinen geliebten freund auch in dieſer ſache durch ſeinen hei- ligen Geiſt alſo regieren wolle/ daß er ſeinen willen mit einer gewißheit ſeiner ſeelen erkennen/ und alſo das ihm gefaͤlligſte wehlen moͤge. Er regiere auch aller anderer/ die damit zu thun haben werden/ hertzen und gemuͤther zu be- obachtung deſſen/ was vor ihm angenehm iſt/ bereite aber ihn und uns alle immermehr zu gefaͤſſen ſeiner barmhertzigkeit und gefaͤſſen ſeiner ehre. ꝛc. 1684. SECTIO XVII. An eine gemeinde/ die in der wahl unter zween candidatis, nachdem der eine der es erſt werden ſollen/ difficultaͤten gemacht/ begriffen geweſen. Vielgelibte freunde. DEroſelben freundliches ſchreiben ſamt beylagen und noͤthigem bericht/ betreffend dero Chriſtlichen gemeinde jetzige angelegenheit und was in vorhabender beruffs ſache eines neuen predigers dieſe zeit uͤber paſſiret/ habe vorgeſtern wohl erhalten. Nun haͤtte vielleicht eine ſcheinbare urſach an- fuͤhren moͤgen zu bitten/ daß mit dieſer ſache verſchonet bleiben doͤrffte/ wann beyde dieſe perſonen/ um dero wahl es zu thun/ meine Chriſtl. liebe freunde ſind/ ich auch beyden eine recommendation zu geben kein bedenckens gehabt habe: Wann ich aber erwege/ daß dieſes gleichwohl eine ſache/ ſo zu der ehre GOttes und ihrer kirchen beruhigung dienlich ſeyn mag/ ſo dann von bey- den Chriſtlichen freunden mich deſſen verſehe/ daß ſie eines freundes deſſen auffrichtigkeit ſie erkant haben/ bedeucken uͤber ſich mit liebe aufnehmen wer- den/ ſo habe jene ſorge fahren laſſen/ und eroͤffne alſo meine einfaͤltige gedan- cken in der forcht des HErren/ welchen ich auch hier um heꝛtzlich angeruffen/ uͤber die gantze ſache/ welches in folgendem beſtehet. 1. Wo es mit Hrn. Cajo nach GOttes willen waͤre zu einer richtigkeit gekom̃en/ ſo wuͤrde die gemeinde wohl verſorget geweſen ſeyn/ als dẽ der HErr die gaben reichlichen vertrauet hat/

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/558>, abgerufen am 22.11.2024.