Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. getragen würden/ welches die jenigen am besten vermögen/ die unter denleuten mehr umgehen/ so solte es alsdann an der ausarbeitung nicht man- geln/ und wolte gern das wenige dabey thun: wie ichs dann als etwas gantz nothwendiges achte. Was nun endlich betrifft eine durchgehung des N. T. so achte noch immer dieselbe arbeit einem Christlichen prediger die nöthigste/ und glaubte mein geliebter bruder könne seine zeit nicht wohl zu seiner und der zuhörer erbauung nützlicher anwenden/ als auff solche weise. Solte ihm nachmal belieben/ mir einiges davon sonderlich speciminis causa zu über- senden/ so wolte willig nach gewinnung einiger zeit meine wenige gedancken/ wo etwas füglicher einzurichten wäre/ einschicken/ und damit so viel an die hand gehen/ als meine viele distractiones mir zugeben. Wie wir ja alle unter ein ander als brüder die jedem mitgetheilte gabe nach vermögen auffzu- wecken und zubefordern verbunden seynd. Der HErr verleyhe uns zu solchem allezeit die nöthige gnade und beystand deß H. Geistes/ darum wir auch mit einander und vor einander eyffrigst zubeten nicht wollen vergessen seyn. Wie ich dann dessen brüderliche vorbitte freundlich ersuchende an mei- ner seite zu dergleichen auch nicht säumig seyn werde. 1680. SECTIO XXVI. Von einer formul an die obrigkeit/ submissio zu ihren füssen/ ob dem Ministerio schimpflich. Vom recht der majorum in einem collegio, und respect gegen superiorem. Die frage: Ob der gebrauchte modus loquendi von submission zun obrigkeitlichen füssen in sano sensu, und in der restringirten declaration wie Titius inspector ihn gesetzet/ und geredet/ von gottsförchtig-gehorsamer submission, so gar ungebräuchlich zu allen zeiten gewesen und noch seye/ daß wer denselben also gebrauchet/ und zwahr wie hie geschihet in actione ad officium ministerii proprie non pertinente, sed cum aliis communi, & ad officium humanitatis, reverentiae & civilitatis, Christiano & pio Magistratui Politico debitae referenda, als einer der hiedurch der weltlichen obrigkeit über das Ministerium mehr zu eigne/ als man ihr schuldig seye/ deswegen ein neuling/ heuchler/ flattirer/ und der mit cancelley- und welt-geschwätz umbgehe zu
Das andere Capitel. getragen wuͤrden/ welches die jenigen am beſten vermoͤgen/ die unter denleuten mehr umgehen/ ſo ſolte es alsdann an der ausarbeitung nicht man- geln/ und wolte gern das wenige dabey thun: wie ichs dann als etwas gantz nothwendiges achte. Was nun endlich betrifft eine durchgehung des N. T. ſo achte noch immer dieſelbe arbeit einem Chriſtlichen prediger die noͤthigſte/ und glaubte mein geliebter bruder koͤnne ſeine zeit nicht wohl zu ſeiner und der zuhoͤrer erbauung nuͤtzlicher anwenden/ als auff ſolche weiſe. Solte ihm nachmal belieben/ mir einiges davon ſonderlich ſpeciminis cauſa zu uͤber- ſenden/ ſo wolte willig nach gewinnung einiger zeit meine wenige gedancken/ wo etwas fuͤglicher einzurichten waͤre/ einſchicken/ und damit ſo viel an die hand gehen/ als meine viele diſtractiones mir zugeben. Wie wir ja alle unter ein ander als bruͤder die jedem mitgetheilte gabe nach vermoͤgen auffzu- wecken und zubefordern verbunden ſeynd. Der HErr verleyhe uns zu ſolchem allezeit die noͤthige gnade und beyſtand deß H. Geiſtes/ darum wir auch mit einander und vor einander eyffrigſt zubeten nicht wollen vergeſſen ſeyn. Wie ich dann deſſen bruͤderliche vorbitte freundlich erſuchende an mei- ner ſeite zu dergleichen auch nicht ſaͤumig ſeyn werde. 1680. SECTIO XXVI. Von einer formul an die obrigkeit/ ſubmiſſio zu ihren fuͤſſen/ ob dem Miniſterio ſchimpflich. Vom recht der majorum in einem collegio, und reſpect gegen ſuperiorem. Die frage: Ob der gebrauchte modus loquendi von ſubmiſſion zun obrigkeitlichen fuͤſſen in ſano ſenſu, und in der reſtringirten declaration wie Titius inſpector ihn geſetzet/ und geredet/ von gottsfoͤrchtig-gehorſamer ſubmiſſion, ſo gar ungebraͤuchlich zu allen zeiten geweſen und noch ſeye/ daß wer denſelben alſo gebrauchet/ und zwahr wie hie geſchihet in actione ad officium miniſterii propriè non pertinente, ſed cum aliis communi, & ad officium humanitatis, reverentiæ & civilitatis, Chriſtiano & pio Magiſtratui Politico debitæ referenda, als einer der hiedurch der weltlichen obrigkeit uͤber das Miniſterium mehr zu eigne/ als man ihr ſchuldig ſeye/ deswegen ein neuling/ heuchler/ flattirer/ und der mit cancelley- und welt-geſchwaͤtz umbgehe zu
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0732" n="716"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Capitel.</hi></fw><lb/> getragen wuͤrden/ welches die jenigen am beſten vermoͤgen/ die unter den<lb/> leuten mehr umgehen/ ſo ſolte es alsdann an der ausarbeitung nicht man-<lb/> geln/ und wolte gern das wenige dabey thun: wie ichs dann als etwas gantz<lb/> nothwendiges achte. Was nun endlich betrifft eine durchgehung des N. T.<lb/> ſo achte noch immer dieſelbe arbeit einem Chriſtlichen prediger die noͤthigſte/<lb/> und glaubte mein geliebter bruder koͤnne ſeine zeit nicht wohl zu ſeiner<lb/> und der zuhoͤrer erbauung nuͤtzlicher anwenden/ als auff ſolche weiſe. Solte<lb/> ihm nachmal belieben/ mir einiges davon ſonderlich <hi rendition="#aq">ſpeciminis cauſa</hi> zu uͤber-<lb/> ſenden/ ſo wolte willig nach gewinnung einiger zeit meine wenige gedancken/<lb/> wo etwas fuͤglicher einzurichten waͤre/ einſchicken/ und damit ſo viel an die<lb/> hand gehen/ als meine viele <hi rendition="#aq">diſtractiones</hi> mir zugeben. Wie wir ja alle<lb/> unter ein ander als bruͤder die jedem mitgetheilte gabe nach vermoͤgen auffzu-<lb/> wecken und zubefordern verbunden ſeynd. Der HErr verleyhe uns zu<lb/> ſolchem allezeit die noͤthige gnade und beyſtand deß H. Geiſtes/ darum wir<lb/> auch mit einander und vor einander eyffrigſt zubeten nicht wollen vergeſſen<lb/> ſeyn. Wie ich dann deſſen bruͤderliche vorbitte freundlich erſuchende an mei-<lb/> ner ſeite zu dergleichen auch nicht ſaͤumig ſeyn werde. 1680.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">SECTIO XXVI.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#b">Von einer formul an die obrigkeit/ <hi rendition="#aq">ſubmiſſio</hi> zu<lb/> ihren fuͤſſen/ ob dem <hi rendition="#aq">Miniſterio</hi> ſchimpflich. Vom recht der<lb/><hi rendition="#aq">majorum</hi> in einem <hi rendition="#aq">collegio,</hi> und <hi rendition="#aq">reſpect</hi> gegen<lb/><hi rendition="#aq">ſuperiorem.</hi></hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Die frage:</hi> </p><lb/> <list> <item> <hi rendition="#fr">Ob der gebrauchte</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">modus loquendi</hi> </hi> <hi rendition="#fr">von</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">ſubmiſſion</hi> </hi> <hi rendition="#fr">zun obrigkeitlichen<lb/> fuͤſſen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in ſano ſenſu</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">und in der</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">reſtringi</hi> </hi> <hi rendition="#fr">rten</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">declaration</hi> </hi> <hi rendition="#fr">wie</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Titius<lb/> inſpector</hi> </hi> <hi rendition="#fr">ihn geſetzet/ und geredet/ von gottsfoͤrchtig-gehorſamer</hi><lb/> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſubmiſſion</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">ſo gar ungebraͤuchlich zu allen zeiten geweſen und noch<lb/> ſeye/ daß wer denſelben alſo gebrauchet/ und zwahr wie hie<lb/> geſchihet</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">in actione ad officium miniſterii propriè non pertinente, ſed<lb/> cum aliis communi, & ad officium humanitatis, reverentiæ & civilitatis,<lb/> Chriſtiano & pio Magiſtratui Politico debitæ referenda</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">als einer der<lb/> hiedurch der weltlichen obrigkeit uͤber das</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Miniſterium</hi> </hi> <hi rendition="#fr">mehr zu<lb/> eigne/ als man ihr ſchuldig ſeye/ deswegen ein neuling/ heuchler/<lb/> flattirer/ und der mit cancelley- und welt-geſchwaͤtz umbgehe</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">zu</hi> </fw><lb/> </item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [716/0732]
Das andere Capitel.
getragen wuͤrden/ welches die jenigen am beſten vermoͤgen/ die unter den
leuten mehr umgehen/ ſo ſolte es alsdann an der ausarbeitung nicht man-
geln/ und wolte gern das wenige dabey thun: wie ichs dann als etwas gantz
nothwendiges achte. Was nun endlich betrifft eine durchgehung des N. T.
ſo achte noch immer dieſelbe arbeit einem Chriſtlichen prediger die noͤthigſte/
und glaubte mein geliebter bruder koͤnne ſeine zeit nicht wohl zu ſeiner
und der zuhoͤrer erbauung nuͤtzlicher anwenden/ als auff ſolche weiſe. Solte
ihm nachmal belieben/ mir einiges davon ſonderlich ſpeciminis cauſa zu uͤber-
ſenden/ ſo wolte willig nach gewinnung einiger zeit meine wenige gedancken/
wo etwas fuͤglicher einzurichten waͤre/ einſchicken/ und damit ſo viel an die
hand gehen/ als meine viele diſtractiones mir zugeben. Wie wir ja alle
unter ein ander als bruͤder die jedem mitgetheilte gabe nach vermoͤgen auffzu-
wecken und zubefordern verbunden ſeynd. Der HErr verleyhe uns zu
ſolchem allezeit die noͤthige gnade und beyſtand deß H. Geiſtes/ darum wir
auch mit einander und vor einander eyffrigſt zubeten nicht wollen vergeſſen
ſeyn. Wie ich dann deſſen bruͤderliche vorbitte freundlich erſuchende an mei-
ner ſeite zu dergleichen auch nicht ſaͤumig ſeyn werde. 1680.
SECTIO XXVI.
Von einer formul an die obrigkeit/ ſubmiſſio zu
ihren fuͤſſen/ ob dem Miniſterio ſchimpflich. Vom recht der
majorum in einem collegio, und reſpect gegen
ſuperiorem.
Die frage:
Ob der gebrauchte modus loquendi von ſubmiſſion zun obrigkeitlichen
fuͤſſen in ſano ſenſu, und in der reſtringirten declaration wie Titius
inſpector ihn geſetzet/ und geredet/ von gottsfoͤrchtig-gehorſamer
ſubmiſſion, ſo gar ungebraͤuchlich zu allen zeiten geweſen und noch
ſeye/ daß wer denſelben alſo gebrauchet/ und zwahr wie hie
geſchihet in actione ad officium miniſterii propriè non pertinente, ſed
cum aliis communi, & ad officium humanitatis, reverentiæ & civilitatis,
Chriſtiano & pio Magiſtratui Politico debitæ referenda, als einer der
hiedurch der weltlichen obrigkeit uͤber das Miniſterium mehr zu
eigne/ als man ihr ſchuldig ſeye/ deswegen ein neuling/ heuchler/
flattirer/ und der mit cancelley- und welt-geſchwaͤtz umbgehe
zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |