Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Als es noch kühler ward, ordnete man
auf dem runden Rasenplatze einen lustigen
Tanz an. Rudolf hatte sich auf seine Art
fantastisch geschmückt, und glich einer schö¬
nen idealischen Figur auf einem Gemählde.
Er war der Ausgelassenste, aber in ihm
spiegelte sich die Fröhlichkeit am lieblichsten.
Franz tanzte mit seiner blonden Emma,
die manchen Händedruck erwiederte, wenn
sie den Reigen herunter ihm entgegen kam.

Da aber der Platz für den Tanz fast
ein wenig zu eng war, so sonderten sich ei¬
nige ab, um auszuruhen; unter diesen wa¬
ren Florestan, Sternbald und die Blonde.
Abseits befestigten Franz und Rudolf ein
Seil zwischen zwei dicken, nahestehenden Ei¬
chen, ein Brett war bald gefunden und die
Schaukel fertig. Emma setzte sich furchtsam
hinein, und flog nun nach dem Takte und
Schwunge der Musik im Waldschatten auf

Als es noch kühler ward, ordnete man
auf dem runden Raſenplatze einen luſtigen
Tanz an. Rudolf hatte ſich auf ſeine Art
fantaſtiſch geſchmückt, und glich einer ſchö¬
nen idealiſchen Figur auf einem Gemählde.
Er war der Ausgelaſſenſte, aber in ihm
ſpiegelte ſich die Fröhlichkeit am lieblichſten.
Franz tanzte mit ſeiner blonden Emma,
die manchen Händedruck erwiederte, wenn
ſie den Reigen herunter ihm entgegen kam.

Da aber der Platz für den Tanz faſt
ein wenig zu eng war, ſo ſonderten ſich ei¬
nige ab, um auszuruhen; unter dieſen wa¬
ren Floreſtan, Sternbald und die Blonde.
Abſeits befeſtigten Franz und Rudolf ein
Seil zwiſchen zwei dicken, naheſtehenden Ei¬
chen, ein Brett war bald gefunden und die
Schaukel fertig. Emma ſetzte ſich furchtſam
hinein, und flog nun nach dem Takte und
Schwunge der Muſik im Waldſchatten auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0156" n="148"/>
          <p>Als es noch kühler ward, ordnete man<lb/>
auf dem runden Ra&#x017F;enplatze einen lu&#x017F;tigen<lb/>
Tanz an. Rudolf hatte &#x017F;ich auf &#x017F;eine Art<lb/>
fanta&#x017F;ti&#x017F;ch ge&#x017F;chmückt, und glich einer &#x017F;chö¬<lb/>
nen ideali&#x017F;chen Figur auf einem Gemählde.<lb/>
Er war der Ausgela&#x017F;&#x017F;en&#x017F;te, aber in ihm<lb/>
&#x017F;piegelte &#x017F;ich die Fröhlichkeit am lieblich&#x017F;ten.<lb/>
Franz tanzte mit &#x017F;einer blonden Emma,<lb/>
die manchen Händedruck erwiederte, wenn<lb/>
&#x017F;ie den Reigen herunter ihm entgegen kam.</p><lb/>
          <p>Da aber der Platz für den Tanz fa&#x017F;t<lb/>
ein wenig zu eng war, &#x017F;o &#x017F;onderten &#x017F;ich ei¬<lb/>
nige ab, um auszuruhen; unter die&#x017F;en wa¬<lb/>
ren Flore&#x017F;tan, Sternbald und die Blonde.<lb/>
Ab&#x017F;eits befe&#x017F;tigten Franz und Rudolf ein<lb/>
Seil zwi&#x017F;chen zwei dicken, nahe&#x017F;tehenden Ei¬<lb/>
chen, ein Brett war bald gefunden und die<lb/>
Schaukel fertig. Emma &#x017F;etzte &#x017F;ich furcht&#x017F;am<lb/>
hinein, und flog nun nach dem Takte und<lb/>
Schwunge der Mu&#x017F;ik im Wald&#x017F;chatten auf<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0156] Als es noch kühler ward, ordnete man auf dem runden Raſenplatze einen luſtigen Tanz an. Rudolf hatte ſich auf ſeine Art fantaſtiſch geſchmückt, und glich einer ſchö¬ nen idealiſchen Figur auf einem Gemählde. Er war der Ausgelaſſenſte, aber in ihm ſpiegelte ſich die Fröhlichkeit am lieblichſten. Franz tanzte mit ſeiner blonden Emma, die manchen Händedruck erwiederte, wenn ſie den Reigen herunter ihm entgegen kam. Da aber der Platz für den Tanz faſt ein wenig zu eng war, ſo ſonderten ſich ei¬ nige ab, um auszuruhen; unter dieſen wa¬ ren Floreſtan, Sternbald und die Blonde. Abſeits befeſtigten Franz und Rudolf ein Seil zwiſchen zwei dicken, naheſtehenden Ei¬ chen, ein Brett war bald gefunden und die Schaukel fertig. Emma ſetzte ſich furchtſam hinein, und flog nun nach dem Takte und Schwunge der Muſik im Waldſchatten auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/156
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/156>, abgerufen am 24.11.2024.