"Ach, und ich kann nicht hinüberfliegen! Was mich erst lockt, ist nun so weit, Der Morgenglanz, die Töne müssen jenseits liegen, Ich stehe hier, und fühle nur mein Leid." -- Die Nachtigall singet aus weiter Fern: "Wir locken, damit Du lebest gern, "Daß Du Dich nach uns sehnst, und immer matter sehnst, "Ist, was Du thöricht Dein Leben wähnst." -- -- --
Ich wähle dieses alte, kindlich redende Lied zum Eingange dieses dritten Buchs meiner Geschichte. Der unbekannte Verfas¬ ser beweint in diesen Worten seine weit ent¬ flohene Jugend, und seine Erinnerungen le¬ gen sich als Töne und sanfte Bilder vor ihm hin, die auch mich wieder ansprechen, und jeden, der diese Stelle lies't. -- Wie viele Zeit ist indeß verflossen! Es mag kom¬ men, daß nach langer Zeit jemand, den ich nicht kenne, dieses Buch aufschlägt, und
»Ach, und ich kann nicht hinüberfliegen! Was mich erſt lockt, iſt nun ſo weit, Der Morgenglanz, die Töne müſſen jenſeits liegen, Ich ſtehe hier, und fühle nur mein Leid.« — Die Nachtigall ſinget aus weiter Fern: »Wir locken, damit Du lebeſt gern, »Daß Du Dich nach uns ſehnſt, und immer matter ſehnſt, »Iſt, was Du thöricht Dein Leben wähnſt.« — — —
Ich wähle dieſes alte, kindlich redende Lied zum Eingange dieſes dritten Buchs meiner Geſchichte. Der unbekannte Verfaſ¬ ſer beweint in dieſen Worten ſeine weit ent¬ flohene Jugend, und ſeine Erinnerungen le¬ gen ſich als Töne und ſanfte Bilder vor ihm hin, die auch mich wieder anſprechen, und jeden, der dieſe Stelle lieſ't. — Wie viele Zeit iſt indeß verfloſſen! Es mag kom¬ men, daß nach langer Zeit jemand, den ich nicht kenne, dieſes Buch aufſchlägt, und
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»Ach, und ich kann nicht hinüberfliegen!
Was mich erſt lockt, iſt nun ſo weit,
Der Morgenglanz, die Töne müſſen jenſeits liegen,
Ich ſtehe hier, und fühle nur mein Leid.«
— Die Nachtigall ſinget aus weiter Fern:
»Wir locken, damit Du lebeſt gern,
»Daß Du Dich nach uns ſehnſt, und immer matter
ſehnſt,
»Iſt, was Du thöricht Dein Leben wähnſt.« — — —
Ich wähle dieſes alte, kindlich redende
Lied zum Eingange dieſes dritten Buchs
meiner Geſchichte. Der unbekannte Verfaſ¬
ſer beweint in dieſen Worten ſeine weit ent¬
flohene Jugend, und ſeine Erinnerungen le¬
gen ſich als Töne und ſanfte Bilder vor
ihm hin, die auch mich wieder anſprechen,
und jeden, der dieſe Stelle lieſ't. — Wie
viele Zeit iſt indeß verfloſſen! Es mag kom¬
men, daß nach langer Zeit jemand, den ich
nicht kenne, dieſes Buch aufſchlägt, und
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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