den geängstigt hatten, er wollte seinen Kla¬ gen, seinem Jammer den freien Lauf lassen, als er wieder innerlich fühlte: Nein, alle diese Menschen sind mir doch fremd, er kann ja doch nicht mein Bruder werden, und viel¬ leicht würde er nur meine Liebe verspotten.
Unter allerhand Liedern, gegen die der andächtige Gesang des Pilgers wunderlich abstach, gingen sie weiter. Roderigo sagte: mein Freund, Du hast nun ein paarmal Deines Vaters erwähnt, willst Du mir nicht endlich einmal seinen Namen sagen?
Und wißt Ihr denn nicht, fiel Rudolf hastig ein, daß Euer Freund dergleichen Fragen nicht liebt? Wie könnt Ihr ihn nur damit quälen?
Du kennst mich schon besser, als jener, sagte Ludoviko, ich denke, wir sollen gute Kameraden werden. Aber warum ist Dein Freund Sternbald so betrübt?
den geängſtigt hatten, er wollte ſeinen Kla¬ gen, ſeinem Jammer den freien Lauf laſſen, als er wieder innerlich fühlte: Nein, alle dieſe Menſchen ſind mir doch fremd, er kann ja doch nicht mein Bruder werden, und viel¬ leicht würde er nur meine Liebe verſpotten.
Unter allerhand Liedern, gegen die der andächtige Geſang des Pilgers wunderlich abſtach, gingen ſie weiter. Roderigo ſagte: mein Freund, Du haſt nun ein paarmal Deines Vaters erwähnt, willſt Du mir nicht endlich einmal ſeinen Namen ſagen?
Und wißt Ihr denn nicht, fiel Rudolf haſtig ein, daß Euer Freund dergleichen Fragen nicht liebt? Wie könnt Ihr ihn nur damit quälen?
Du kennſt mich ſchon beſſer, als jener, ſagte Ludoviko, ich denke, wir ſollen gute Kameraden werden. Aber warum iſt Dein Freund Sternbald ſo betrübt?
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0262"n="254"/>
den geängſtigt hatten, er wollte ſeinen Kla¬<lb/>
gen, ſeinem Jammer den freien Lauf laſſen,<lb/>
als er wieder innerlich fühlte: Nein, alle<lb/>
dieſe Menſchen ſind mir doch fremd, er kann<lb/>
ja doch nicht mein Bruder werden, und viel¬<lb/>
leicht würde er nur meine Liebe verſpotten.<lb/></p><p>Unter allerhand Liedern, gegen die der<lb/>
andächtige Geſang des Pilgers wunderlich<lb/>
abſtach, gingen ſie weiter. Roderigo ſagte:<lb/>
mein Freund, Du haſt nun ein paarmal<lb/>
Deines Vaters erwähnt, willſt Du mir nicht<lb/>
endlich einmal ſeinen Namen ſagen?</p><lb/><p>Und wißt Ihr denn nicht, fiel Rudolf<lb/>
haſtig ein, daß Euer Freund dergleichen<lb/>
Fragen nicht liebt? Wie könnt Ihr ihn<lb/>
nur damit quälen?</p><lb/><p>Du kennſt mich ſchon beſſer, als jener,<lb/>ſagte Ludoviko, ich denke, wir ſollen gute<lb/>
Kameraden werden. Aber warum iſt Dein<lb/>
Freund Sternbald ſo betrübt?</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[254/0262]
den geängſtigt hatten, er wollte ſeinen Kla¬
gen, ſeinem Jammer den freien Lauf laſſen,
als er wieder innerlich fühlte: Nein, alle
dieſe Menſchen ſind mir doch fremd, er kann
ja doch nicht mein Bruder werden, und viel¬
leicht würde er nur meine Liebe verſpotten.
Unter allerhand Liedern, gegen die der
andächtige Geſang des Pilgers wunderlich
abſtach, gingen ſie weiter. Roderigo ſagte:
mein Freund, Du haſt nun ein paarmal
Deines Vaters erwähnt, willſt Du mir nicht
endlich einmal ſeinen Namen ſagen?
Und wißt Ihr denn nicht, fiel Rudolf
haſtig ein, daß Euer Freund dergleichen
Fragen nicht liebt? Wie könnt Ihr ihn
nur damit quälen?
Du kennſt mich ſchon beſſer, als jener,
ſagte Ludoviko, ich denke, wir ſollen gute
Kameraden werden. Aber warum iſt Dein
Freund Sternbald ſo betrübt?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/262>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.