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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Sternbald sagte: Soll ich darüber nicht
trauern, daß der Mensch mich nun verläßt,
mit dem ich so lange gelebt habe? Denn
ich muß nun doch meine Reise fortsetzen, ich
habe mich nur zu lange aufhalten lassen.
Ich weiß selbst nicht, wie es kömmt, daß
ich meinen Zweck fast ganz und gar vergesse.

Man kann seinen Zweck nicht vergessen,
fiel Ludoviko ein, weil der vernünftige
Mensch sich schon so einrichtet, daß er gar
keinen Zweck hat. Ich muß nur lachen,
wenn ich Leute so große Anstalten machen
sehe, um ein Leben zu führen, das Leben
ist dahin, noch ehe sie mit den Vorbereitun¬
gen fertig sind.

Unter solchen Gesprächen zogen sie wie
auf einem Marsche über Feld. Rudolf ging
voran, indem er auf seiner Pfeife ein mun¬
teres Lied blies, seine Bänder flogen vom
Hute in der spielenden Luft, in seiner Schärpe

Sternbald ſagte: Soll ich darüber nicht
trauern, daß der Menſch mich nun verläßt,
mit dem ich ſo lange gelebt habe? Denn
ich muß nun doch meine Reiſe fortſetzen, ich
habe mich nur zu lange aufhalten laſſen.
Ich weiß ſelbſt nicht, wie es kömmt, daß
ich meinen Zweck faſt ganz und gar vergeſſe.

Man kann ſeinen Zweck nicht vergeſſen,
fiel Ludoviko ein, weil der vernünftige
Menſch ſich ſchon ſo einrichtet, daß er gar
keinen Zweck hat. Ich muß nur lachen,
wenn ich Leute ſo große Anſtalten machen
ſehe, um ein Leben zu führen, das Leben
iſt dahin, noch ehe ſie mit den Vorbereitun¬
gen fertig ſind.

Unter ſolchen Geſprächen zogen ſie wie
auf einem Marſche über Feld. Rudolf ging
voran, indem er auf ſeiner Pfeife ein mun¬
teres Lied blies, ſeine Bänder flogen vom
Hute in der ſpielenden Luft, in ſeiner Schärpe

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[255/0263] Sternbald ſagte: Soll ich darüber nicht trauern, daß der Menſch mich nun verläßt, mit dem ich ſo lange gelebt habe? Denn ich muß nun doch meine Reiſe fortſetzen, ich habe mich nur zu lange aufhalten laſſen. Ich weiß ſelbſt nicht, wie es kömmt, daß ich meinen Zweck faſt ganz und gar vergeſſe. Man kann ſeinen Zweck nicht vergeſſen, fiel Ludoviko ein, weil der vernünftige Menſch ſich ſchon ſo einrichtet, daß er gar keinen Zweck hat. Ich muß nur lachen, wenn ich Leute ſo große Anſtalten machen ſehe, um ein Leben zu führen, das Leben iſt dahin, noch ehe ſie mit den Vorbereitun¬ gen fertig ſind. Unter ſolchen Geſprächen zogen ſie wie auf einem Marſche über Feld. Rudolf ging voran, indem er auf ſeiner Pfeife ein mun¬ teres Lied blies, ſeine Bänder flogen vom Hute in der ſpielenden Luft, in ſeiner Schärpe

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/263>, abgerufen am 22.11.2024.