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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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trug er einen kleinen Säbel. Ludoviko war
noch seltsamer gekleidet; sein Gewand war
hellblau, ein schönes Schwerdt hing an ei¬
nem zierlich gewirkten Bandelier über seine
Schulter, eine goldene Kette trug er um
den Hals, sein braunes Haar war lockig.
Roderigo folgte in Rittertracht, neben dem
der Pilgrim mit seinem Stabe und einfachen
Anzuge gut kontrastirte. Sternbald glaubte
oft einen seltsamen Zug auf einem alten Ge¬
mählde anzusehn.

Es war gegen Abend, als sie alle sehr
ermüdet waren, und noch ließ sich keine
Stadt, kein Dorf antreffen. Sie wünschten
wieder einen gutmüthigen stillen Einsiedel
zu finden, der sie bewirthete, sie horchten,
ob sie nicht Glockenschall vernähmen, aber
ihre Bemühung war ohne Erfolg. Ludo¬
viko schlug vor, im Walde das Nachtlager
aufzuschlagen, aber alle, außer Florestan,

waren

trug er einen kleinen Säbel. Ludoviko war
noch ſeltſamer gekleidet; ſein Gewand war
hellblau, ein ſchönes Schwerdt hing an ei¬
nem zierlich gewirkten Bandelier über ſeine
Schulter, eine goldene Kette trug er um
den Hals, ſein braunes Haar war lockig.
Roderigo folgte in Rittertracht, neben dem
der Pilgrim mit ſeinem Stabe und einfachen
Anzuge gut kontraſtirte. Sternbald glaubte
oft einen ſeltſamen Zug auf einem alten Ge¬
mählde anzuſehn.

Es war gegen Abend, als ſie alle ſehr
ermüdet waren, und noch ließ ſich keine
Stadt, kein Dorf antreffen. Sie wünſchten
wieder einen gutmüthigen ſtillen Einſiedel
zu finden, der ſie bewirthete, ſie horchten,
ob ſie nicht Glockenſchall vernähmen, aber
ihre Bemühung war ohne Erfolg. Ludo¬
viko ſchlug vor, im Walde das Nachtlager
aufzuſchlagen, aber alle, außer Floreſtan,

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[256/0264] trug er einen kleinen Säbel. Ludoviko war noch ſeltſamer gekleidet; ſein Gewand war hellblau, ein ſchönes Schwerdt hing an ei¬ nem zierlich gewirkten Bandelier über ſeine Schulter, eine goldene Kette trug er um den Hals, ſein braunes Haar war lockig. Roderigo folgte in Rittertracht, neben dem der Pilgrim mit ſeinem Stabe und einfachen Anzuge gut kontraſtirte. Sternbald glaubte oft einen ſeltſamen Zug auf einem alten Ge¬ mählde anzuſehn. Es war gegen Abend, als ſie alle ſehr ermüdet waren, und noch ließ ſich keine Stadt, kein Dorf antreffen. Sie wünſchten wieder einen gutmüthigen ſtillen Einſiedel zu finden, der ſie bewirthete, ſie horchten, ob ſie nicht Glockenſchall vernähmen, aber ihre Bemühung war ohne Erfolg. Ludo¬ viko ſchlug vor, im Walde das Nachtlager aufzuſchlagen, aber alle, außer Floreſtan, waren

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/264>, abgerufen am 01.06.2024.