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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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dung drückend war, aus seinem leichten poe¬
tischen Leben so in das wirkliche zurückge¬
führt zu werden, antwortete nicht, und gab
sich Mühe, gar nicht darnach hinzuhören.
Jeder Schritt seines Weges ward ihm sauer,
er kam sich ganz einsam vor, es war ihm
wieder, als wenn ihn seine Freunde verlas¬
sen hätten und sich nicht um ihn kümmerten.

Sie kamen in eine Stadt, wo Franz
einen Brief von seinem Sebastian zu finden
hoffte, von dem er seit lange nichts gehört
hatte. Er trennte sich hier von dem Pil¬
grim und eilte nach dem bezeichneten Mann.
Es war wirklich ein Brief für ihn da, er
erbrach ihn begierig, und las:

Liebster Franz!

Wie Du glücklich bist, daß Du in freier,
schöner Welt herumwanderst, daß Dir nun
das alles in Erfüllung geht, was Du sonst
nur in Entfernung dachtest, dieses Dein

dung drückend war, aus ſeinem leichten poe¬
tiſchen Leben ſo in das wirkliche zurückge¬
führt zu werden, antwortete nicht, und gab
ſich Mühe, gar nicht darnach hinzuhören.
Jeder Schritt ſeines Weges ward ihm ſauer,
er kam ſich ganz einſam vor, es war ihm
wieder, als wenn ihn ſeine Freunde verlaſ¬
ſen hätten und ſich nicht um ihn kümmerten.

Sie kamen in eine Stadt, wo Franz
einen Brief von ſeinem Sebaſtian zu finden
hoffte, von dem er ſeit lange nichts gehört
hatte. Er trennte ſich hier von dem Pil¬
grim und eilte nach dem bezeichneten Mann.
Es war wirklich ein Brief für ihn da, er
erbrach ihn begierig, und las:

Liebſter Franz!

Wie Du glücklich biſt, daß Du in freier,
ſchöner Welt herumwanderſt, daß Dir nun
das alles in Erfüllung geht, was Du ſonſt
nur in Entfernung dachteſt, dieſes Dein

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[278/0286] dung drückend war, aus ſeinem leichten poe¬ tiſchen Leben ſo in das wirkliche zurückge¬ führt zu werden, antwortete nicht, und gab ſich Mühe, gar nicht darnach hinzuhören. Jeder Schritt ſeines Weges ward ihm ſauer, er kam ſich ganz einſam vor, es war ihm wieder, als wenn ihn ſeine Freunde verlaſ¬ ſen hätten und ſich nicht um ihn kümmerten. Sie kamen in eine Stadt, wo Franz einen Brief von ſeinem Sebaſtian zu finden hoffte, von dem er ſeit lange nichts gehört hatte. Er trennte ſich hier von dem Pil¬ grim und eilte nach dem bezeichneten Mann. Es war wirklich ein Brief für ihn da, er erbrach ihn begierig, und las: Liebſter Franz! Wie Du glücklich biſt, daß Du in freier, ſchöner Welt herumwanderſt, daß Dir nun das alles in Erfüllung geht, was Du ſonſt nur in Entfernung dachteſt, dieſes Dein

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/286>, abgerufen am 01.06.2024.