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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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großes Glück sehe ich nun erst vollkommen
ein. Ach, lieber Bruder, es will mir manch¬
mal vorkommen, als sey mein Lebenslauf
durchaus verloren: aller Muth entgeht mir,
so in der Kunst, als im Leben fortzufahren.
Jetzt ist es dahin gekommen, daß Du mich
trösten könntest, wie ich Dir sonst wohl oft
gethan habe.

Unser Meister fängt an, oft zu krän¬
keln, er kam damals so gesund von seiner
Reise zurück, aber diese schöne Zeit hat sich
nun schon verloren. Er ist in manchen Stun¬
den recht melancholisch: dann wird er es nicht
müde, von Dir zu sprechen, und Dir das
beste Schicksal zu wünschen.

Ich bin fleißig, aber meine Arbeit will
nicht auf die wahre Art aus der Stelle rük¬
ken, mir fehlt der Muth, der die Hand be¬
leben muß, ein wehmüthiges Gefühl zieht
mich von der Staffelei zurück. -- Du schreibst

großes Glück ſehe ich nun erſt vollkommen
ein. Ach, lieber Bruder, es will mir manch¬
mal vorkommen, als ſey mein Lebenslauf
durchaus verloren: aller Muth entgeht mir,
ſo in der Kunſt, als im Leben fortzufahren.
Jetzt iſt es dahin gekommen, daß Du mich
tröſten könnteſt, wie ich Dir ſonſt wohl oft
gethan habe.

Unſer Meiſter fängt an, oft zu krän¬
keln, er kam damals ſo geſund von ſeiner
Reiſe zurück, aber dieſe ſchöne Zeit hat ſich
nun ſchon verloren. Er iſt in manchen Stun¬
den recht melancholiſch: dann wird er es nicht
müde, von Dir zu ſprechen, und Dir das
beſte Schickſal zu wünſchen.

Ich bin fleißig, aber meine Arbeit will
nicht auf die wahre Art aus der Stelle rük¬
ken, mir fehlt der Muth, der die Hand be¬
leben muß, ein wehmüthiges Gefühl zieht
mich von der Staffelei zurück. — Du ſchreibſt

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[279/0287] großes Glück ſehe ich nun erſt vollkommen ein. Ach, lieber Bruder, es will mir manch¬ mal vorkommen, als ſey mein Lebenslauf durchaus verloren: aller Muth entgeht mir, ſo in der Kunſt, als im Leben fortzufahren. Jetzt iſt es dahin gekommen, daß Du mich tröſten könnteſt, wie ich Dir ſonſt wohl oft gethan habe. Unſer Meiſter fängt an, oft zu krän¬ keln, er kam damals ſo geſund von ſeiner Reiſe zurück, aber dieſe ſchöne Zeit hat ſich nun ſchon verloren. Er iſt in manchen Stun¬ den recht melancholiſch: dann wird er es nicht müde, von Dir zu ſprechen, und Dir das beſte Schickſal zu wünſchen. Ich bin fleißig, aber meine Arbeit will nicht auf die wahre Art aus der Stelle rük¬ ken, mir fehlt der Muth, der die Hand be¬ leben muß, ein wehmüthiges Gefühl zieht mich von der Staffelei zurück. — Du ſchreibſt

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/287>, abgerufen am 22.11.2024.