Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Hochzeit-Gedichte. 2. Doch ach! ein blaß gesichteSagt ihren tod schon an/ Und spricht es ist gethan/ Die blumen sind zu nichte/ Wer mir nicht denckt zu traun/ Kan sarg und leichen-tuch als meine zeugen schaun; 3. Und freylich ists geschehen;Die liebe braut vermag Hinführo keinen tag Als Jungfer anzusehen. Gold kan in glut bestehn/ Doch muß ihr güldner schatz in flammen untergehn. 4. Das hertz war unverletzet;Wie wird nicht hand und fuß Bey diesem abschiedkuß Sich haben widersetzet/ Des todes pfeil und pein Geht zarter jugend nur mit zwang und seufftzen ein. 5. Doch sind die schönen gliederUmb ihren krantz gebracht/ Und ihre rosen-pracht Reist nur ein nachtsturm nieder. Jhr war manch garn gestellt/ Daher sie endlich noch ein schönes netze fällt. 6. Wohlan ihr Nymphen dencketAn eure sterbligkeit; Es kommt auch einst die zeit/ Die euren schmuck versencket. Drum Hofm. w. III. Th. M
Hochzeit-Gedichte. 2. Doch ach! ein blaß geſichteSagt ihren tod ſchon an/ Und ſpricht es iſt gethan/ Die blumen ſind zu nichte/ Wer mir nicht denckt zu traun/ Kan ſarg und leichen-tuch als meine zeugen ſchaun; 3. Und freylich iſts geſchehen;Die liebe braut vermag Hinfuͤhro keinen tag Als Jungfer anzuſehen. Gold kan in glut beſtehn/ Doch muß ihr guͤldner ſchatz in flammen untergehn. 4. Das hertz war unverletzet;Wie wird nicht hand und fuß Bey dieſem abſchiedkuß Sich haben widerſetzet/ Des todes pfeil und pein Geht zarter jugend nur mit zwang und ſeufftzen ein. 5. Doch ſind die ſchoͤnen gliederUmb ihren krantz gebracht/ Und ihre roſen-pracht Reiſt nur ein nachtſturm nieder. Jhr war manch garn geſtellt/ Daher ſie endlich noch ein ſchoͤnes netze faͤllt. 6. Wohlan ihr Nymphen dencketAn eure ſterbligkeit; Es kommt auch einſt die zeit/ Die euren ſchmuck verſencket. Drum Hofm. w. III. Th. M
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0185" n="175"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hochzeit-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Doch ach! ein blaß geſichte</l><lb/> <l>Sagt ihren tod ſchon an/</l><lb/> <l>Und ſpricht es iſt gethan/</l><lb/> <l>Die blumen ſind zu nichte/</l><lb/> <l>Wer mir nicht denckt zu traun/</l><lb/> <l>Kan ſarg und leichen-tuch als meine zeugen ſchaun;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <l>Und freylich iſts geſchehen;</l><lb/> <l>Die liebe braut vermag</l><lb/> <l>Hinfuͤhro keinen tag</l><lb/> <l>Als Jungfer anzuſehen.</l><lb/> <l>Gold kan in glut beſtehn/</l><lb/> <l>Doch muß ihr guͤldner ſchatz in flammen untergehn.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head>4.</head><lb/> <l>Das hertz war unverletzet;</l><lb/> <l>Wie wird nicht hand und fuß</l><lb/> <l>Bey dieſem abſchiedkuß</l><lb/> <l>Sich haben widerſetzet/</l><lb/> <l>Des todes pfeil und pein</l><lb/> <l>Geht zarter jugend nur mit zwang und ſeufftzen ein.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head>5.</head><lb/> <l>Doch ſind die ſchoͤnen glieder</l><lb/> <l>Umb ihren krantz gebracht/</l><lb/> <l>Und ihre roſen-pracht</l><lb/> <l>Reiſt nur ein nachtſturm nieder.</l><lb/> <l>Jhr war manch garn geſtellt/</l><lb/> <l>Daher ſie endlich noch ein ſchoͤnes netze faͤllt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <head>6.</head><lb/> <l>Wohlan ihr Nymphen dencket</l><lb/> <l>An eure ſterbligkeit;</l><lb/> <l>Es kommt auch einſt die zeit/</l><lb/> <l>Die euren ſchmuck verſencket.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Hofm. w. <hi rendition="#aq">III.</hi> Th. M</fw><fw place="bottom" type="catch">Drum</fw><lb/></l> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0185]
Hochzeit-Gedichte.
2.
Doch ach! ein blaß geſichte
Sagt ihren tod ſchon an/
Und ſpricht es iſt gethan/
Die blumen ſind zu nichte/
Wer mir nicht denckt zu traun/
Kan ſarg und leichen-tuch als meine zeugen ſchaun;
3.
Und freylich iſts geſchehen;
Die liebe braut vermag
Hinfuͤhro keinen tag
Als Jungfer anzuſehen.
Gold kan in glut beſtehn/
Doch muß ihr guͤldner ſchatz in flammen untergehn.
4.
Das hertz war unverletzet;
Wie wird nicht hand und fuß
Bey dieſem abſchiedkuß
Sich haben widerſetzet/
Des todes pfeil und pein
Geht zarter jugend nur mit zwang und ſeufftzen ein.
5.
Doch ſind die ſchoͤnen glieder
Umb ihren krantz gebracht/
Und ihre roſen-pracht
Reiſt nur ein nachtſturm nieder.
Jhr war manch garn geſtellt/
Daher ſie endlich noch ein ſchoͤnes netze faͤllt.
6.
Wohlan ihr Nymphen dencket
An eure ſterbligkeit;
Es kommt auch einſt die zeit/
Die euren ſchmuck verſencket.
Drum
Hofm. w. III. Th. M
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |